Ilias - Kapitel 8 by Homer
Ilias - Kapitel 8 by Homer

Ilias - Kapitel 8

Homer * Track #9 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

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Homer

Ilias - Kapitel 8 Annotated

Aber der Herakleide Tlepolemos, groß und gewaltig,
Führt' in neun Meerschiffen der Rhodier trotzende Jugend:
655   Welche die heilige Rhodos umwohneten, dreifach geordnet,
Lindos, samt Ialyssos umher, und die weiße Kameiros:
Diesen herrschte voran Tlepolemos, welchen die Fürstin
Astiocheia gebar der hohen Kraft Herakles.
Diese gewann Herakles an Ephyras Strome Selleïs,
660   Viel Städt' austilgend der gottbeseligten Männer.
Aber Tlepolemos wuchs in Herakles prangender Wohnung
Kaum zum Jüngling empor, da erschlug er Lykymnios                         plötzlich,
Ihn, des Vaters grauenden Ohm, den Sprößling des Ares.
Schnell nun bauet' er Schiff', und viel des Volkes sich                           sammelnd,
665   Floh er hinweg auf das Meer; denn Rach' ihm drohten die                   andern,
Söhne zugleich und Enkel der hohen Kraft Herakles.
Endlich kam er in Rhodos, der Irrende, Kummer erduldend.
Dreifach wohnten sie dort in Stämme geteilt, und gedeihten,
Lieblinge Zeus, der Götter und sterbliche Menschen                           beherrschet;
670   Segnend herab goß ihnen des Reichtums Schätze Kronion.

Nireus kam aus Syma mit drei gleichschwebenden Schiffen,
Nireus, Charopos Sohn des Herrschenden, und der Aglaia;
Nireus, der der schöneste Mann vor Ilios herzog,
Rings im Danaervolk, nach dem tadellosen Achilleus:

675   Aber er war unkriegrisch, und klein ihm folgte die Heerschar.

Dann die Nisyros umher, und Krapathos bauten, und Kasos,
Kos, des Eurypylos Stadt, und umher die kalydnischen                         Inseln:
Diesen gebot Pheidippos zugleich und Antiphos führend,
Beide Thessalos Söhne, des herakleidischen Königs.

680   Ihnen folgt' ein Geschwader von dreißig gebogenen                           Schiffen.

Nun auch sie, die umher das pelasgische Argos                               bewohnten:
Die sich in Alos gebaut, und Alope, auch die in Trachin,
Auch die Phtia bewohnt, und Hellas, blühend von Jungfraun;
Myrmidonen genannt, Hellenen zugleich, und Achaier.

685   Diesen in fünfzig Schiffen gebot obwaltend Achilleus.
Doch nicht diese gedachten des schrecklichen                                     Waffengetöses;
Denn nicht war, der jetzo geordneten Scharen voranging.
Still ja lag in den Schiffen der mutige Renner Achilleus,
Zürnend des Mägdleins wegen, der schöngelockten Briseïs,
690   Die aus Lyrnessos vordem nach hartem Kampf er erbeutet,
Als er umher Lyrnessos zerstört, und die Mauren um Thebe,
Als er den Mynes erlegt und Epistrophos, lanzengeübte,
Mutige Söhn' Euenos, des selepiadischen Königs.
Zürnend lag er vor Schmerz; allein bald sollt' er emporstehn.

695        Dann die Philake bauten, und Parrhasos Blumengefilde,
Gern von Demeter bewohnt, und die lämmernährende Iton,
Antrons laute Gestad', und Pteleos schwellende Rasen:
Diesen herrschte voran der streitbare Protesilaos,
Weil er lebt'; itzt aber umschloß ihn die dunkele Erde.

700   Einsam in Phylake blieb mit zerrissenen Wangen die Gattin
Und sein verödetes Haus: ihn erlegt' ein dardanischer                         Krieger,
Als er dem Schiff entsprang, zuerst vor allen Achaiern.
Zwar nicht blieb ungeführt sein Volk, doch vermißt es den                 Führer;
Sondern es ordnete nun des Ares Sprößling Podarkes,
705   Sohn von Phylakos Sohne, dem herdenreichen Iphiklos,
Und ein leiblicher Bruder des mutigen Protesilaos,
Jünger er selbst an Geburt; der ältere war und der stärkre
Protesilaos, ein Held wie der Kriegsgott. Zwar es gebrach                   nicht
Am Heerführer dem Volk; doch vermißten sie ihn, den                       Erhabnen.
710    Jenem folgt' ein Geschwader von vierzig dunkelen Schiffen.

Darin die Pherä bewohnten, am böbeïdischen Landsee,
Böbe, und Glaphyrä weit, und die prangende Stadt Iaolkos:
Diese führt' Eumelos, der traute Sohn des Admetos,
In elf Schiffen zum Streit; ihn gebar Alkestis, die Fürstin

715    Aller Fraun, die schönste von Pelias blühenden Töchtern.

Die Methone sodann, und Thaumakia ringsum bestellet,
Die Meliböa bewohnt, und das rauhe Gefild Olizon:
Diesen gebot Philoktetes der Held, wohlkundig des Bogens;
Sieben waren der Schiff', und der Ruderer fünfzig in jedem,

720   Alle der Bogenkund' erfahrene, tapfere Streiter.
Aber er selber lag in dem Eiland, Qualen erduldend,
Dort in der heiligen Lemnos, wo Argos Heer ihn zurückließ,
Krank an schwärender Wunde, vom Biß der verderblichen                 Natter.
Jammernd lag er in Schmerz; allein bald sollte gedenken
725   Argos Heer bei den Schiffen des Königs Philoktetes.
Zwar nicht blieb ungeführt sein Volk, doch vermißt' es den               Führer;
Sondern es ordnete Medon, ein Nebensohn des Oileus,
Welchen Rhene gebar dem Städteverwüster Oileus.

Dann die Trikka bewohnt, und die Felsanhöhen Ithomens,

730   Auch Öchalia rings, des Öchaliers Eurytos Feste:
Diesen herrschten voran Podaleirios samt Machaon,
Zween heilkundige Männer, sie beid' Asklepios Söhne.
Ihnen folgt' ein Geschwader von dreißig gebogenen Schiffen.

Die in Ormenion wohnten, und die am Quell Hypereia,

735   Die um Asterion auch, und Titanos schimmernde Häupter:
Führt' Eurypylos her, der glänzende Sohn des Euämon;
Und ihm folgt' ein Geschwader von vierzig dunkelen                           Schiffen.

Dann die Argissa bestellt, und die Gyrtone bewohnet,
Orthe dann, und Elon', und die schimmernde Burg Oloosson:

740   Diesen herrschte voran der mutige Held Polypötes,
Er, Peirithoos Sohn, den Zeus der unsterbliche zeugte;
Doch dem Peirithoos selbst gebar ihn Hippodameia
Jenes Tags, da er strafte die mähnichten Ungeheuer,
Und sie vom Pelion drängte, zum Volk der Äthiker verjagend:
745   Nicht er allein; auch Leonteus zugleich, der Sprößling des                   Ares,
Sohn von Käneus Sohne, dem hochgesinnten Koronos.
Diesen folgt' ein Geschwader von vierzig dunkelen Schiffen.

Guneus kam aus Kyphos mit zweiundzwanzig der Schiffe;
Dieser führt Eniener, und kriegsfrohe Peräber,

750   Die um Dodonas Hain, den winternden, Häuser bewohnten,
Auch die am lieblichen Strom Titaresios Äcker bestellten:
Der in Peneios Flut hinrollt sein schönes Gewässer,
Aber sich nie einmischt in Peneios Silbergestrudel,
Sondern wie glattes Öl auf oberer Welle hinabrinnt;
755   Weil vom furchtbaren Eide, dem stygischen Strom, er                         entspringet.

Aber Prothoos führte, Tendredons Sohn, die Magneter,
Die am Peneios umher und Pelions rauschenden Gipfeln
Wohneten: diesen gebot der hurtige Sohn des Tendredon;
Und ihm folgt' ein Geschwader von vierzig dunkelen                           Schiffen.

760        Solche waren die Fürsten der Danaer, und die Gebieter.
Doch wer war der trefflichste dort: das verkünde mir, Muse:
Jener selbst und der Rosse, die Atreus Söhnen gefolget?
Rosse waren die trefflichsten dort des Pheretiaden,
Die, von Eumelos gelenkt, hinflogen im Lauf, wie die Vögel,

765   Gleiches Haars, gleichjährig, und schnurgleich über den                     Rücken:
Auf pierischer Weid' ernährte sie Phöbos Apollon,
Stuten beid', und drohend umher mit den Schrecken des                     Ares.
Trefflich vor Männern war der Telamonier Ajas,
Weil Achilleus zürnte; denn er war tapfrer denn alle;
770   Auch das Gespann, das ihn trug, den untadligen Peleionen.
Aber er, bei den schnellen gebogenen Schiffen des Meeres,
Ruhete, zürnend im Geist dein Fürsten des Volks                                 Agamemnon,
Atreus Sohn; und die Völker am wogenden Strande des                     Meeres
Freueten sich, mit Scheiben und Jägerspießen zu schleudern,
775   Und mit Geschoß. Auch standen an jeglichem Wagen die                   Rosse
Müßig, den Lotos rupfend und sumpfentsprossenen Eppich;
Aber die Wagen, umhüllt mit Teppichen, standen den                         Eignern
In dem Gezelt: sie selber, den streitbaren Führer vermissend,
Wandelten hier im Lager und dort, und mieden das                             Schlachtfeld.

780        Sie dort zogen einher, wie wenn Glut durchs ganze Gefild'             hin
Loderte; dumpf aufhallte der Grund, wie dem Gotte der                       Donner
Zeus, wenn des Zürnenden Strahl weitschmetternd das Land           des Typhoeus
Arima schlägt, wo sie sagen, Typhoeus ruhe gelagert:
Also dort ertönte der Grund von der herkommenden Völker

785   Mächtigen Gang; denn in Eile durchzog das Gefilde der                       Heerzug.

Aber den Troern kam die windschnell eilende Iris
Her vom Ägiserschütterer Zeus mit der traurigen Botschaft.
Jene rieten im Rat an Priamos Pforte des Königs,
Alle gedrängt miteinander, die Jünglinge so, wie die Greise.

790   Nahe trat und begann die leichthinschwebende Iris,
Gleich an tönender Stimme des Priamos Sohne Polites,
Der zur Hut der Troer, den hurtigen Fersen vertrauend,
Oben saß auf dem Grabe des grauenden Äsyetes,
Spähend, sobald vom Gestad herstürzte das Volk der                         Achaier;
795   Dessen Gestalt nachahmend begann die schwebende Iris:

Edler Greis, noch immer gefallen dir eitele Reden,
So wie im Frieden vordem; da der Krieg unermeßlich                           herannaht!
Traun, schon oftmals kam ich in blutige Schlachten der                       Männer;
Doch nie hab' ich ein solches, so großes Volk noch gesehen!

800   Gleich den Blättern des Waldes an Zahl, und dem Sande des             Meeres,
Ziehn sie daher im Gefilde, die Stadt ringsum zu bestürmen!
Hektor, du vor allen gehorche nun meiner Ermahnung.
Viel sind umher in Priamos Stadt der Bundesgenossen,
Andre von andrer Sprache der weitzerstreueten Menschen.
805   Denen gebiete nunmehr ein jeglicher, welchen er vorsteht;
Diese führ' er hinaus, in Ordnungen stellend die Bürger.

Jene sprach's; und Hektor, der Göttin Wort nicht                             verkennend,
Trennte sofort die Versammlung; und alles entflog zu den                 Waffen.
Ringsum standen geöffnet die Tor', und es stürzte das                         Kriegsheer,

810   Streiter zu Fuß und zu Wagen, hinaus mit lautem Getümmel.
Draußen liegt vor den Toren der Stadt ein erhabener Hügel,
Abgewandt im Gefild', umgehbar hierhin und dorthin.
Diesen pflegt Batieia der Sterblichen Rede zu nennen,
Aber die Götter das Mal der sprunggeübten Myrine.

815   Dort nun teilten die Troer in Reihen sich, und die Genossen.

Erst den Troern gebot der helmumflatterte Hektor,
Priamos Sohn; ihm folgte das mehreste Volk und das beste,
Wohlgeordnet zur Schlacht, voll Muts die Speere bewegend.

Drauf vor den Dardanern ging Äneias einher, des Anchises

820   Starker Sohn, den ihn Aphrodite gebar auf des Idas
Waldigen Höhn, die Göttin zum sterblichen Manne gelagert:
Nicht er allein; zugleich ihm die beiden Söhn' Antenors,
Akamas und Archilochos beid', allkundig des Streites.

Dann die Zeleia bewohnt, am äußersten Hange des Ida,

825   Reich an Hab', und trinkend die dunkele Flut des Äsepos,
Troisches Stamms: die führte der glänzende Sohn des                         Lykaon,
Pandaros, dem den Bogen Apollon selber verliehen.

Aber die Adrasteia gebaut, und Apäsos Gemeinfeld,
Auch Pityeia gebaut, und die Felsenhöhn von Tereia:

830   Führt' Adrastos daher, und in leinenem Panzer Amphios,
Beide von Merops erzeugt dem Perkosier: welcher vor allen
Fernes Geschick wahrnahm, und nie den Söhnen verstattet,
Einzugehn in den Krieg, den verderblichen; aber sie hörten
Nicht sein Wort; denn sie führte des dunkelen Todes                           Verhängnis.

835        Welche Perkote sodann, und Praktion ringsum bestellet,
Sestos dann und Abydos gebaut, und die edle Arisbe:
Ordnete Hyrtakos Sohn, Held Asios, Männergebieter,
Asios, Hyrtakos Sohn, den hergebracht aus Arisbe
Rosse, glänzend und groß, vom heiligen Strom Selleïs.

840        Aber Hippothoos führte der speergewohnten Pelasger
Stämme daher aus Larissa, dem Land hochscholliger Äcker;
Samt Hippothoos führte des Ares Sprößling Pyläos:
Beide von Teutamos Sohn, dem pelasgischen Lethos                           erzeuget.

Aber Akamas führt' und Peiroos Thrakiens Völker,

845   Welche der Hellespontos mit reißendem Strome                               begrenzet.

Weiter gebot Euphemos kikonischen Lanzenschwingern,
Den Trözenos gezeugt, der gottgeliebte Keade.

Nächst ihm führte Pyrächmes päonische Krümmer des                   Bogens
Fern aus Amydon her, von des Axios breitem Gewässer,

850   Axios, der mit lieblichster Flut die Erde befruchtet.

Weiter gebot Paphlagonen Pylämenes, trotziges Herzens,
Her aus der Eneter Lande, wo wild aufwachsen die Mäuler:
Die den Kytoros bewohnt, die Sesamos ringsum bestellet,
Und um Parthenios Strom sich gepriesene Häuser gebauet,

855   Kremna, Ägialos auch, und die felsenhohn Erithynö.

Aber Hodios kam und Epistrophos samt Halizonen
Fern aus Alybe her, allwo des Silbers Geburt ist.

Mysern gebot dann   Chromis, und Ennomos, kundig der               Vögel:
Aber nicht durch Vögel vermied er das schwarze Verhängnis;

860   Sondern ihn tilgte die Hand des äakidischen Renners,
Dort im Strom, wo gemordet noch andere Troer ihm sanken.

Phorkys sodann und der Held Askanios führten die Phryger
Fern von Askania her; und sie dürsteten alle nach                                 Feldschlacht.

Mesthles ordnete drauf und Antiphos kühne Mäonen,

865   Beide Pylämenes Söhn', und der Nymph' im Teiche Gygäa,
Die auch mäonische Stämme geführt vom Fuße des Tmolos.

Nastes führte die Karen, ein Volk barbarischer Mundart,
Welche Miletos umwohnt, und das Waldgebirge der                           Phteirer,
Auch des Mäandros Flut, und Mykalens luftige Scheitel:

870   Diese führt' Amphimachos her und Nastes zur Feldschlacht,
Nastes, der glänzende Held, und Amphimachos, Söhne                       Nomions;
Er, der mit Golde geschmückt, in die Schlacht einging, wie ein           Mädchen.
Tor! nicht konnte das Gold ihn befrein vom grausen                             Verderben;
Sondern ihn tilgte die Hand des äakidischen Renners
875   Dort im Strom; und das Gold trug hin der erhabne Achilleus.

Lykier führte Sarpedon zum Kampf, und der rühmliche                   Glaukos,
Fern aus Lykia her, von Xanthos wirbelnden Fluten.

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