Ilias - Kapitel 50 by Homer
Ilias - Kapitel 50 by Homer

Ilias - Kapitel 50

Homer * Track #50 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

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Ilias - Kapitel 50 by Homer

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Homer

Ilias - Kapitel 50 Annotated

210    Jener sprach's, und erregte zu Mut und Stärke die Männer;
Enger noch schlossen die Reihn, nachdem sie den König                     vernommen.
Fest wie die Wand sich füget ein Mann aus gedrängeten                     Steinen,
Eines erhabenen Saals, die Gewalt der Winde vermeidend:
Also fügten sich Helm' und genabelte Schild' aneinander,
215    Tartsch' an Tartsche gelehnt, an Helm Helm, Krieger an                     Krieger;
Und die umflatterten Helme der Nickenden rührten geengt               sich
Mit hellschimmernden Zacken: so dichtvereint war die                       Heerschar.
Vornan gingen dem Zug die zween gewappneten Krieger,
Beide, Patroklos der Held und Automedon, mutiges Herzens,
220   Einzuhaun vor der Schar der Ihrigen. Aber Achilleus
Eilte zurück ins Gezelt, und hob den Deckel des Kastens,
Welchen, schön und künstlich, die silberfüßige Thetys
Ihm mitgab in das Schiff, wohlangefüllt mit Gewanden,
Mit dickwolligen Decken, und windabwehrenden Mänteln.
225   Drin auch lag ihm ein Becher voll Kunstwerk; nimmer noch                 hatte
Weder ein andrer daraus des funkelnden Weines getrunken,
Noch er einem gesprengt der Unsterblichen, außer Kronion.
Den aus dem Kasten erhebend nun reinigte jener mit                         Schwefel
Erst, und wusch ihn darauf in lauteren Fluten des Wassers;
230   Wusch dann sich selber die Händ', und schöpfte des                           funkelnden Weines;
Trat in die Mitte des Hofs, und betete, sprengte den Wein                 dann,
Schauend gen Himmel empor, und nicht unbemerkt von                     Kronion:

Zeus, dodonischer König, pelasgischer, ferne gebietend,
Herrscher im frostigen Hain Dodonas, wo dir die Seller

235   Dienst gelobt, ungewaschen die Füß', auf Erde gelagert!
So wie schon du zuvor mich höretest, als ich dich anrief,
Wie du Ehre mir gabst, und furchtbar schlugst die Achaier:
Also auch nun von neuem gewähre mir dieses Verlangen.
Selbst zwar bleib' ich allhier im Kreis der Schiffe beharrend;
240   Aber den Freund entsend' ich mit häufigen Myrmidonen
Hin zur Schlacht. O gesell' ihm Siegsruhm, Herrscher der                   Welt Zeus!
Stärke sein Herz im Busen mit Tapferkeit, daß nun auch                     Hektor
Lernen mög', ob allein auch den Kampf zu tragen verstehe
Unser Waffengenoß, ob nur dann die unnahbaren Händ' ihm
245   Wüten, wann ich ihm zugleich eingeh' ins Getümmel des                   Ares!
Aber sobald von den Schiffen er Streit und Getöse                               verdränget;
Unverletzt mir alsdann in die rüstigen Schiffe gelang' er,
Samt dem Waffengeschmeid' und den nah' anstürmenden                 Freunden!

Also sprach er flehend; ihn hörete Zeus Kronion.

250   Doch ein anderes gab ihm der Gott, ein andres versagt' er:
Weg von den Schiffen zu drängen den Streit und das nbsp;                 Kriegesgetöse,
Gab er; allein versagte, gesund aus dem Streite zu kehren.
Jetzo, nachdem er gesprengt, und Zeus dem Vater geflehet,
Eilt' er zurück ins Gezelt, und legt' in den Kasten den Becher,
255   Kam dann, und stand vor dem Zelte; denn noch verlangte                   das Herz ihm,
Anzuschaun der Troer und Danaer blutige Feldschlacht.

Jene nunmehr um Patroklos den Mutigen wohlgerüstet
Zogen einher, in die Troer mit trotziger Kraft sich zu stürzen.
Schnell wie ein Schwarm von Wespen am Heerweg,                           strömten sie vorwärts,

260   Die mutwillige Knaben erbitterten nach der Gewohnheit,
Immerdar sie kränkend, die hart am Wege genistet,
Törichtes Sinns, da sie vielen gemeinsames Übel bereiten;
Denn wofern ein wandernder Mann, der etwa vorbeigeht,
Absichtslos sie erregt, schnell tapferes Mutes zur Abwehr
265   Fliegen sie alle hervor, ihr junges Geschlecht zu beschirmen:
Also die Myrmidonen, von tapferem Mute beseelet,
Strömten sie vor aus den Schiffen; und graunvoll brüllte der               Schlachtruf
Aber Patroklos gebot mit lautem Ruf den Genossen:

Myrmidonen, Erwählte des Peleiaden Achilleus,

270   Seid nun Männer, o Freund', und gedenkt des stürmenden                 Mutes:
Daß wir Peleus' Sohn verherrlichen, ihn der voranstrebt
Allen in Argos' Volk, dem stürmen zum Kampf die                               Genossen;
Auch er selbst der Atreide, der Völkerfürst Agamemnon,
Kenne die Schuld, da den besten der Danaer nichts er                         geehret!

275        Jener sprach's, und erregte zu Mut und Stärke die Männer.
Wild eindrang in die Troer die Heerschar; und in den Schiffen
Donnerte dumpf nachhallend das Feldgeschrei der Achaier.

Doch wie die Troer ersahn Menötios' tapferen Sprößling,
Ihn, und seinen Genossen, in strahlendem                                             Waffengeschmeide;

280   Regte sich allen das Herz, und es schwankten verwirrt die                 Geschwader,
Wähnend, es hab' an den Schiffen der mutige Renner                         Achilleus
Abgelegt den zürnenden Groll, und Freundschaft erkoren;
Jeglicher schaut' umher, zu entfliehn dem grausen                               Verderben.

Aber Patroklos zuerst entschwang die blinkende Lanze,

285   Grad' in die Mitte hinein, wo am dichtesten schwoll das                     Getümmel,
Hinten am dunkelen Schiff des erhabenen Protesilaos;
Und er traf den Pyrächmes, der gaulgewandte Päonen
Führt' aus Amydon her, von des Axios breitem Gewässer:
Rechts ihm durchbohrt' er die Schulter; und rücklings hinab               auf den Boden
290   Taumelt' er, laut wehklagend; und rings die päonischen                     Freunde
Flüchteten, alle von Schrecken betäubt vor dem edlen                         Patroklos,
Als den Gebieter er schlug, den Tapfersten einst in der                       Feldschlacht.
Weg von den Schiffen sie trieb er, und löschte die lodernde               Flamm' aus.
Halbverbrannt blieb stehen das Schiff, und es flohen die                     Troer
295   Mit graunvollem Getümmel; es gossen sich nach die Achaier
Durch die geräumigen Schiff'; und es tobt' unermeßlicher                   Aufruhr.
Wie wenn hoch vom ragenden Haupt des großen Gebirges
Dickes Gewölk fortdrängt der Donnerer Zeus Kronion;
Hell sind rings die Warten der Berg', und die zackigen Gipfel,
300   Täler auch; aber am Himmel eröffnet sich endlos der Äther:
So, da die feindliche Glut sie hinweggedrängt von den                         Schiffen,
Atmeten auf die Achaier; doch nicht war Ruhe der                               Feldschlacht.
Denn nicht flohn die Troer vor Argos' kriegrischen Söhnen,
Schon die Rücken gewandt, von den dunkelen Schiffen des                 Meeres;
305   Sondern sie boten noch Trotz, und wichen aus Zwang von                 den Schiffen.

Nun schlug Mann vor Mann, im zerstreueten Kampf der                   Entscheidung,
Jeglicher Fürst: doch zuerst Menötios' tapferer Sprößling,
Schnell wie jener sich kehrte, durchschoß Areïlykos'                           Schenkel
Mit scharfspitziger Lanze, daß vorn das Erz ihm hervordrang;

310    Krachend zerbrach das Gebein, und vorwärts hin auf den                   Boden
Taumelt' er. Drauf Menelaos der kriegrische bohrte dem                     Thoas
Neben dem Schild' in die offene Brust, und löst' ihm die                     Glieder.
Phyleus' Sohn den Amphiklos, der wild anstürmte,                               bemerkend,
Zuckt' ihm entgegen die Lanz' in das obere Bein, wo am                     dicksten
315    Strotzt die Wade des Menschen von Fleisch; es zerriß ihm die           Sehnen
Rings das durchbohrende Erz, und die Augen ihm schattete               Dunkel.
Nestors Söhn': er Antilochos fuhr mit der spitzigen Lanze
Gegen Atymnios an, und durchstieß ihm die Weiche des                   Bauches;
Und er entsank vorwärts; da schwang mit der Lanze sich                   Maris
320   Nah an Antilochos her, voll Zorns um den leiblichen Bruder,
Vor den Erschlagnen gestellt; doch der göttliche Held                         Thrasymedes
Streckte den Speer, eh' jener verwundete; nicht ihn                             verfehlend,
Drang in die Schulter das Erz; und hinweg vom Gelenke des               Armes
Rissen die Muskeln zerfleischt, und es brach der                                   zerschmetterte Knochen;
325   Dumpf hinkracht' er im Fall, und die Augen ihm schattete                   Dunkel.
Also dort, zween Brüdern gebändiget, gingen die Brüder
Beid' in des Erebos Nacht, Sarpedons tapfre Genossen,
Lanzenkundige Söhn' Amisodaros, der die Chimära
Nährte, das Ungeheuer, das viel hinraffte der Menschen.
330   Ajas, Oileus' Sohn, sprang vor, und ergriff Kleobulos
Lebend, indem das Gedräng' ihn hinderte; aber sofort ihm
Löst' er die Kraft, mit gewaltigem Schwert in den Nacken ihm           hauend:
Ganz ward warm die Klinge vom spritzenden Blut; und die                 Augen
Übernahm der finstere Tod und das grause Verhängnis.
335   Siehe Peneleos rannt' und Lykon zugleich aneinander;
Denn mit Lanzen verfehlten sie beid', und warfen vergebens;
Jetzt mit erhobenem Schwert anrannten sie: Lykon zuerst                 nun
Traf den gekegelten Helm an dem Roßbusch, aber am Hefte
Sprang ihm die Klinge zerknickt; Peneleos unter dem Ohr ihm
340   Schwang in den Nacken das Schwert, ganz taucht' es hinein,             und die Haut nur
Hing, und getrennt hinschwebte das Haupt, ihm erschlafften             die Glieder.
Aber Meriones haschte den Akamas hurtiges Laufes,
Als er den Wagen bestieg, und stach ihm rechts in die                       Schulter;
Und er entsank dem Geschirr, und Nacht umzog ihm die                     Augen.
345   Aber Idomeneus traf in Erymas Mund mit des Erzes
Stoß; und es drang aus dem Nacken die eherne Lanze                         durchbohrend
Unter dem Hirn ihm hervor, und zerbrach die Gebeine des                 Hauptes;
Und ihm entstürzten die Zähn', und Blut erfüllte die Augen
Beid', auch atmet' er Blut aus dem offenen Mund' und der                 Nase
350   Röchelnd empor; und dunkles Gewölk des Todes umhüllt'                   ihn.

Diese Danaerfürsten ermordeten jeder den seinen.
Wie wenn Wölf' in Lämmer sich stürzeten, oder in Zicklein,
Grimmvoll, weg sie zu rauben aus weidender Herd' im                       Gebirge,
Welche vom Hirten versäumt sich zerstreuete; jen' es                         ersehend

355   Nahn in Eil', und durchwürgen die mutlos bebenden Tierlein:
So in die Troer nun stürzten die Danaer; nur des Entfliehens
Dachten sie und des Geschreis, und vergaßen des                               stürmenden Mutes.

Ajas der Größere strebte den erzumschimmerten Hektor
Stets mit dem Speer zu erreichen; doch er voll                                       Kriegeserfahrung,

360   Mit stierledernem Schilde bedeckt um die mächtigen                         Schultern,
Nahm in acht der Pfeile Geschwirr und das Sausen der                       Lanzen.
Zwar bereits erkannt' er der Schlacht abwechselnden                         Siegsruhm;
Aber auch so verweilt' er, und rettete teure Genossen.

Wie vom Olympos daher ein Gewölk den Himmel                           umwandelt,

365    Aus hellstrahlendem Äther, wann Zeus Sturmwetter                           verbreitet:
So von den Schiffen zurück war Angst und Geschrei und                     Verfolgung.
Nicht in geordnetem Zuge durchdrangen sie. Hektorn                         entführte
Hurtiges Laufs sein Gespann mit den Rüstungen; aber zurück           blieb
Trojas Volk, das in Angst die gegrabene Tiefe noch hemmte.
370   Viel' in dem Graben umher der wagenbeflügelnden Rosse
Ließen zerschellt an der Deichsel zurück die Geschirre der                 Eigner.
Aber Patroklos verfolgte, mit Macht die Achaier ermunternd,
Unglück drohend dem Feind'; und rings mit Geschrei und                   Getümmel
Füllten sie jeglichen Weg, die Zerstreueten; hoch zu den                     Wolken
375   Wirbelte finsterer Staub; und es sprengten die stampfenden             Rosse
Langgestreckt nach der Stadt, von den Schiffen hinweg und               Gezelten.
Er, wo das dickste Gedräng' hintummelte, sprengte Patroklos
Nach mit tönendem Ruf, und vorwärts unter die Räder
Stürzten die Männer in Staub, und zerrüttete Sessel                             erkrachten.
380   Über den Graben hinweg nun sprang der Unsterblichen                     Rosse
Schnelles Gespann, die dem Peleus die ehrenden Götter                     geschenket,
Vorwärts eilend im Sturm; denn auf Hektor reizte der Mut                 ihn,
Daß sein Speer ihn ereilte, der schnell mit den Rossen                         dahinfloh.
Wie wenn stürmischer Regen die schwarze Erd' umher deckt,
385   Spät in Tagen des Herbstes, wann reißende Wasser ergießet
Zeus, heimsuchend im Zorn die Freveltaten der Männer,
Welche gewaltsam richtend im Volk die Gesetze verdrehen,
Und ausstoßen das Recht, sorglos um die Rache der Götter;
Alle nunmehr sind ihnen gedrängt die flutenden Ströme,
390   Viel Abhäng' auch verschwemmen die schroff                                     aushöhlenden Wasser;
Und in das finstere Meer mit lautem Geräusch sich                             ergießend,
Taumeln sie hoch vom Gebirg'; und verheert sind die Werke             der Menschen:
Also die troischen Rosse, da laut mit Geräusch sie                               dahinflohn.

Doch wie Patroklos nunmehr abschnitt die nächsten                      Geschwader

395   Scheucht' er gewandt zu den Schiffen die Flüchtlinge, und zu             der Stadt nicht
Ließ er die Sehnenden weiter hinaufziehn; sondern im Mittel
Dort der Schiff' und des Stromes, und dort der türmenden                 Mauer,
Mordet' er stürmend umher, und schaffte sich viele                             Vergeltung.
Siehe den Pronoos warf er zuerst mit blinkender Lanze
400   Neben dem Schild in die offene Brust, und löst' ihm die                       Neben dem Schild in die offGlieder;
Dumpf hinkracht' er im Fall. Dann auf Thestor, Enops                           Neben dem Schild in die offErzeugten,
Wieder dahergestürzt: der saß in dem zierlichen Sessel,
Eingeschmiegt; denn die Angst betäubte sein Herz, und den             Händen
War das Gezäum entsunken: da stieß ihm jener genahet
405   Rechts in den Backen den Speer, und ganz ihm die Zähne                   durchbohrt' er;
Über den Rand dann zog er am Schaft ihn: gleich wie ein                     Fischer,
Auf vorragender Klippe gesetzt, den gewaltigen Meerfisch
Aufwärts zieht aus den Fluten an Schnur und eherner Angel:
So an blinkender Lanze den Schnappenden zog er vom                       Sessel,
410    Schüttelt' ihn dann aufs Gesicht; und der Fallende hauchte                 den Geist aus.
Jener nun warf Eryalos, der gegen ihn lief, mit dem Steine
Grad' auf die Mitte des Haupts; und ganz voneinander                       zerbarst es
Unter dem lastenden Helm, und vorwärts hin auf den Boden
Taumelt' er; aber des Todes entseelender Schauer umfloß                 ihn.
415   Weiter den Erymas dann, und Amphoteros, und den Epaltes,
Pyres, und Echios dann, und Tlepolemos, Sohn des                               Damastor,
Ipheus dann, und Euippos, und Argeas' Sohn Polymelos,
Streckt' er gehäuft miteinander zur nahrungsprossenden                   Erde.

Jetzt wie Sarpedon ersah die gurtlos trotzenden Freunde

420   Unter Patroklos' Hand des Menötiaden bezwungen;
Laut ermahnt' er und schalt der Lykier göttliche Heerschar:

Schande doch, Lykias Volk! wo entflieht ihr? Rüstig                         gewandt nun!
Denn ich will begegnen dem Manne da; daß ich erkenne,
Wer da umher so schaltet, und schon viel Böses den Troern

425   Stiftete; weil er Vieler und Tapferer Kniee gelöset!

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