Ilias - Kapitel 4 by Homer
Ilias - Kapitel 4 by Homer

Ilias - Kapitel 4

Homer * Track #4 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

Download "Ilias - Kapitel 4"

Album Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

Ilias - Kapitel 4 by Homer

Performed by
Homer

Ilias - Kapitel 4 Annotated

Als sie solches geredet, einteilte sie. Jener allein nun
Zürnt' im Geist, und gedachte des schöngegürteten Weibes,
430   Das man mit Trotz und Gewalt ihm hinwegnahm. Aber                       Odysseus
Kam und brachte gen Chrysa die heilige Sühnhekatombe.
Als sie nunmehr in des Ports tiefgründige Räume gekommen,
Zogen sie ein die Segel, und legten ins schwärzliche Schiff                 sie;
Lehnten darauf zum Behälter den Mast, an den Tauen ihn                   senkend,
435   Eilig hinab, und schoben das Schiff mit Rudern zur Anfuhrt;
Warfen dann Anker hinaus, und befestigten Seil' am                           Gestade.
Aus nun stiegen sie selbst an den wogenden Strand der                     Gewässer,
Aus auch lud man das Opfer dem treffenden Phöbos                           Apollon;
Aus auch stieg Chryseïs vom meerdurchwallenden Schiffe.
440   Diese nun führte sogleich zum Altar der weise Odysseus,
Gab in des Vaters Hände sie hin, und redete also:

Chryses, mich sandte daher der Völkerfürst Agamemnon,
Daß ich die Tochter dir brächt', und die Sühnhekatombe dem           Phöbos
Opferte für die Achaier, den Zorn zu versöhnen des                             Herrschers,

445   Der nun Argos' Volke so schmerzliches Wehe verhänget.

Sprach's, und gab in die Hände sie ihm; und mit Freuden                 empfing er
Seine geliebte Tochter. Auch ordneten jene des Gottes
Herrliche Sühnhekatomb' um den schöngebaueten Altar;
Wuschen darauf sich die Händ', und nahmen sich heilige                   Gerste.

450   Aber Chryses betete laut mit erhobenen Händen:

Höre mich, Gott, der du Chrysa mit silbernem Bogen                       umwandelst,
Samt der heiligen Killa, und Tenedos mächtig beherrschest!
So wie schon du zuvor mich höretest, als ich dich anrief,
Wie du Ehre mir gabst, und furchtbar schlugst die Achaier;

455   Also auch nun von neuem gewähre mir dieses Verlangen:
Gib den Danaern nun der schmählichen Plage Genesung!

Also rief er betend; ihn hörete Phöbos Apollon.
Aber nachdem sie gefleht, und heilige Gerste gestreuet:
Beugten zurück sie die Häls', und schlachteten, zogen die                   Häut' ab,

460   Sonderten dann die Schenkel, umwickelten solche mit Fette
Zwiefach umher, und bedeckten sie dann mit Stücken der                 Glieder.
Jetzo verbrannt' es auf Scheitern der Greis, und dunkeles                   Weines
Sprengt' er darauf; ihn umstanden die Jünglinge, haltend den             Fünfzack.
Als sie die Schenkel verbrannt, und die Eingeweide gekostet;
465   Schnitten sie auch das übrige klein, und steckten's an                         Spieße,
Brieten es dann vorsichtig, und zogen es alles herunter.
Aber nachdem sie ruhten vom Werk, und das Mahl sich                     bereitet,
Schmausten sie, und nicht mangelt' ihr Herz des                                   gemeinsamen Mahles.
Aber nachdem die Begierde des Tranks und der Speise                       gestillt war;
470   Füllten die Jünglinge schnell die Krüge zum Rand mit                           Getränke,
Wandten von neuem sich rechts und verteileten allen die                   Becher.
Jene den ganzen Tag versöhnten den Gott mit Gesange,
Schön anstimmend den Päan, die blühenden Männer                           Achaias,
Preisend des Treffenden Macht; und er hörte freudiges                       Herzens.

475       Als die Sonne nunmehr hinsank, und das Dunkel herauszog,
Legten sich jene zur Ruh' an den haltenden Seilen des                         Schiffes.
Als aufdämmernd nun Eos mit Rosenfingern emporstieg;
Jetzo schifften sie heim zum weiten Heer der Achaier.
Günstigen Hauch sandt' ihnen der treffende Phöbos                           Apollon;

480   Und sie erhuben den Mast, und spannten die schimmernden             Segel.
Voll nun schwellte der Wind des Segels Mitt', und umher                   scholl
Laut die purpurne Wog' um den Kiel des gleitenden Schiffes;
Und es durchlief die Gewässer, den Weg in Eile vollendend.
Als sie nunmehr hinkamen zum weiten Heer der Achaier,
485   Zogen das schwärzliche Schiff sie empor an die Feste des                 Landes,
Hoch auf den kiesigen Sand, und breiteten drunter Gebälk                 hin;
Selbst dann zerstreuten sie sich ringsher zu Gezelten und                   Schiffen.

Jener zürnt', an des Meers schnellwandelnden Schiffen sich           setzend,
Peleus göttlicher Sohn, der mutige Renner Achilleus:

490   Niemals mehr in den Rat, den männerehrenden, ging er;
Niemals mehr in die Schlacht. Doch Gram zernagte das Herz             ihm,
Daß er blieb; er verlangte nur Feldgeschrei und Getümmel.

Als nunmehr die zwölfte der Morgenröten emporstieg;
Kehreten heim zum Olympos die ewigwährenden Götter

495   Alle zugleich; Zeus führte. Doch Thetis vergaß das Geheiß                 nicht
Ihres Sohns; sie enttauchte der Woge des Meers, und erhub             sich
Schon in dämmernder Frühe zum Himmel empor und                         Olympos;
Fand nun den wartenden Zeus abwärts von den anderen                   sitzend,
Dort auf dem obersten Gipfel des vielgezackten Olympos.
500   Und sie setzte sich nahe vor ihm, umschlang mit der Linken
Seine Knie', und berührt' ihn unter dem Kinn mit der                           Rechten;
Flehend zugleich begann sie zum herrschenden Zeus                         Kronion:

Vater Zeus, wenn ich je mit Worten dir, oder mit Taten,
Frommt' in der Götterschar; so gewähre mir dieses                             Verlangen:

505   Ehre mir meinen Sohn, der frühhinwelkend vor andern
Sterblichen ward! Doch hat ihn der Völkerfürst Agamemnon
Jetzo entehrt, und behält sein Geschenk, das er selber                         geraubet!
Aber o räch' ihn du, Olympier, Ordner der Welt, Zeus!
Stärke die Troer nunmehr mit Siegskraft, bis die Achaier
510   Meinen Sohn mir geehrt, und reichliche Ehr' ihm vergolten!

Jene sprach's; ihr erwiderte nichts der Wolkenversammler;
Lange saß er und schwieg. Doch Thetis schmiegte sich fest               ihm
An die umschlungenen Knie', und flehete wieder von neuem:

Unverstellt verheiße mir jetzt, und winke Gewährung;

515    Oder verweigere mir's! (Nichts scheuest du!) daß ich es                     wisse,
Ganz sei ich vor allen die ungeehrteste Göttin!

Unmutsvoll nun begann der Herrscher im Donnergewölk               Zeus:
Heillos traun ist solches, daß du mit Here zu hadern
Mich empörst, wann sie künftig mich reizt durch                                 schmähende Worte.

520   Zanket sie doch schon so im Kreis der unsterblichen Götter
Stets mit mir, und saget, ich helf' im Streit den Troern.
Eile du denn jetzt wieder hinweg, daß nicht dich bemerke
Here; doch mir sei die Sorge des übrigen, wie ich's vollende.
Aber wohlan, mit dem Haupte dir wink' ich es, daß du                         vertrauest.
525   Solches ist ja meiner Verheißungen unter den Göttern
Heiligstes Pfand, denn nie ist wandelbar, oder betrüglich,
Noch unvollendet das Wort, das mit winkendem Haupt ich               gewähret.

Also sprach, und winkte mit schwärzlichen Brauen Kronion;
Und die ambrosischen Locken des Königes wallten ihm                       vorwärts

530   Von dem unsterblichen Haupt; es erbebten die Höhn des                   Olympos.
So ratschlagten sie beid', und trennten sich. Siehe, die Göttin
Fuhr in die Tiefe des Meers vom glanzerhellten Olympos;
Zeus dann in seinen Palast. Die Unsterblichen standen                       empor ihm
Alle vom Sitz, dem Vater entgegen zu gehn; und nicht einer

535   Harrte des Kommenden dort, entgegen ihm traten sie alle.
Er nun nahte dem Thron, und setzte sich. Aber nicht achtlos
Hatt' es Here bemerkt, wie geheim ratschlagte mit jenem
Nereus Tochter des Greises, die silberfüßige Thetis.
Schnell mit kränkender Rede zu Zeus Kronion begann sie:

540        Wer hat, Schlauer, mit dir der Unsterblichen wieder                       geratschlagt?
Immer war es dir Freude, von mir hinweg dich entfernend,
Heimlich ersonnenen Rat zu genehmigen! Hast du doch                     niemals
Mir willfähriges Geistes ein Wort gesagt, was du denkest!

Drauf begann der Vater des Menschengeschlechts und der            Götter:

545   Here, nur nicht alles getraue dir, was ich beschließen
Einzusehn; schwer würde dir das, auch meiner Gemahlin!
Zwar was dir zu hören vergönnt ist, keiner soll jenes
Früher erkennen denn du, der Unsterblichen oder der                         Menschen.
Doch was mir von den Göttern entfernt zu beschließen                       genehm ist,
550   Solches darfst du mir nicht auskundigen, oder erforschen.

Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Here:
Welch ein Wort, Kronion, du schrecklicher, hast du geredet!
Nie doch hab' ich zuvor mich erkundiget, oder geforschet;
Sondern ganz in Ruhe beschließest du, was dir genehm ist.

555   Doch nun sorg' ich im Herzen und fürchte mich, daß dich                   beschwatze
Nereus Tochter des Greises, die silberfüßige Thetis.
Denn sie saß in der Frühe bei dir, und umschlang dir die                     Kniee.
Ihr dann winkend, vermut' ich, gelobtest du, daß du                             Achilleus
Ehren willst, und verderben der Danaer viel' an den Schiffen.

560        Gegen sie rief antwortend der Herrscher im Donnergewölk           Zeus:
Immer, du Wunderbare, vermutest du; spähest mich immer
Doch nicht schafft dein Tun dir das mindeste; sondern                       entfernter
Wirst du im Herzen mir stets: was dir noch schrecklicher sein           wird;
Wenn auch jenes geschieht, so wird mir's also gelieben!

565   Sitze denn ruhig und schweig', und gehorche du meinem                   Gebote.
Kaum wohl schätzten dich sonst die Unsterblichen all' im                   Olympos,
Trät' ich hinan, ausstreckend zu dir die unnahbaren Hände!

Jener sprach's; da erschrak die hoheitblickende Here;
Schweigend saß sie nunmehr, und bezwang die Stürme des               Herzens.

570   Doch rings traurten im Saale die göttlichen Uranionen.
Jetzo begann Hephästos, der kunstberühmte, zu reden,
Seiner Mutter zu Gunst, der lilienarmigen Here:
Heillos traun wird solches zuletzt, und gar unerträglich,
Wenn ihr beid' um Sterbliche nun euch also entzweiet,
575   Und zu Tumult aufreizet die Himmlischen! Nichts ja geneußt             man
Mehr von der Freude des Mahls; denn es wird je länger, je                 ärger!
Jetzt ermahn' ich die Mutter, wiewohl sie selber Verstand                 hat,
Unserem Vater zu nahn mit Gefälligkeit, daß er hinfort nicht
Schelte, der Vater Zeus, und uns zerrütte das Gastmahl.
580   Denn sobald er es wollte, der Donnergott des Olympos,
Schmettert' er uns von den Thronen; denn er ist mächtig vor             allen,
Aber wohlan, du wollest mit freundlichen Worten ihm                       schmeicheln;
Bald wird wieder zu Huld der Olympier uns versöhnt sein.

Jener sprach's, und erhub sich, und nahm den doppelten               Becher,

585   Reicht' in die Hand der Mutter ihn dar, und redete also:
Duld', o teuerste Mutter, und fasse dich, herzlich betrübt                   zwar!
Daß ich nicht, du Geliebte, mit eigenen Augen es sehe,
Wann er dich straft; darin sucht' ich umsonst, wie sehr ich                 mich härmte,
Rettung: schwerlich ja mag dem Olympier einer begegnen!
590   Denn schon einmal vordem, als abzuwehren ich strebte,
Schwang er mich hoch, bei der Ferse gefaßt, von der heiligen           Schwelle.
Ganz den Tag hinflog ich, und spät mit der sinkenden Sonne
Fiel ich in Lemnos hinab, und atmete kaum noch Leben;
Aber der Sintier Volk empfing mich Gefallenen freundlich.

595        Sprach's; da lächelte sanft die lilienarmige Here;
Lächelnd darauf entnahm sie der Hand des Sohnes den                      Becher.
Jener schenkte nunmehr auch der übrigen                                             Götterversammlung
Rechts herum, dem Kruge den süßen Nektar entschöpfend.
Doch unermeßliches Lachen erscholl den seligen Göttern,

600   Als sie sahn, wie Hephästos in emsiger Eil' umherging.

Also den ganzen Tag bis spät zur sinkenden Sonne
Schmausten sie; und nicht mangelt' ihr Herz des                                 gemeinsamen Mahles,
Nicht des Saitengetöns von der lieblichen Leier Apollons,
Noch des Gesangs der Musen mit hold antwortender                         Stimme.

605        Aber nachdem sich gesenkt des Helios leuchtende Fackel,
Gingen sie auszuruhn, zur eigenen Wohnung ein jeder,
Dort wo jedem vordem der hinkende Künstler Hephästos
Bauete seinen Palast mit erfindungsreichem Verstande.
Zeus auch ging zum Lager, der Donnergott des Olympos,

610   Wo er zuvor ausruhte, wann süßer Schlaf ihm genaht war:
Dorthin stieg er zu ruhn mit der goldenthronenden Here

Your Gateway to High-Quality MP3, FLAC and Lyrics
DownloadMP3FLAC.com