Ilias - Kapitel 12 by Homer
Ilias - Kapitel 12 by Homer

Ilias - Kapitel 12

Homer * Track #12 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

Download "Ilias - Kapitel 12"

Album Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

Ilias - Kapitel 12 by Homer

Performed by
Homer

Ilias - Kapitel 12 Annotated

Doch ihn tröstete so der bräunliche Held Menelaos:
Sei getrost, und schrecke noch nicht das Volk der Achaier.
185    Nicht zum Tod' hat jetzo das scharfe Geschoß mich                           verwundet;
Sondern mich schützte der Gurt von getriebener Pracht, und             darunter
Auch die Bind' und das Blech, das Erzarbeiter gebildet.

Ihm antwortete drauf der Herrscher des Volks                                Agamemnon:
Möcht' es doch also sein, du geliebtester, o Menelaos!

190   Aber es prüfe der Arzt die blutende Wund', und lege
Linderung drauf, um vielleicht die dunkele Qual zu                               bezähmen.

Sprach's, und rief Talthybios schnell, den göttlichen Herold:
Auf, Talthybios, eil' und rufe mir schleunig Machaon,
Ihn, Asklepios Sohn, des unvergleichbaren Arztes,

195    Anzuschaun Menelaos, den streitbaren Fürsten Achaias;
Diesen traf mit Geschoß ein bogenkundiger Troer
Oder ein Lykier jetzt, zum Ruhme sich, uns zur Betrübnis.

Jener sprach's; da gehorchte des Königes Worte der                        Herold;
Schnell durchging er die Scharen der erzumschirmten                         Achaier,

200   Schauete forschend umher, und fand den Helden Machaon
Stehend, und rings um den Herrscher die starke geschildete             Heerschar
Seines Volks, das ihm folgt' aus der rossenährenden Trikka.
Nahe trat er hinan, und sprach die geflügelten Worte:

Auf, Asklepios Sohn, dich ruft der Fürst Agamemnon,

205   Anzuschaun Menelaos, den streitbaren Sohn des Atreus;
Diesen traf mit Geschoß ein bogenkundiger Troer
Oder ein Lykier jetzt, zum Ruhme sich, uns zur Betrübnis.

Jener sprach's; ihm aber das Herz im Busen erregt' er;
Schnell durchwandelten sie das Gedräng' in den Scharen                   Achaias.

210    Als sie nunmehr hinkamen, wo Atreus Sohn Menelaos
Blutend stand, und um jenen die Edelsten alle versammelt
Rings, er selbst in der Mitte, der götterähnliche Streiter;
Zog er sofort das Geschoß aus dem festanliegenden                           Leibgurt;
Und wie er auszog, bogen die spitzigen Haken sich                             rückwärts.
215    Hierauf löst' er den Gurt von getriebener Pracht, und darunter
Auch die Bind', und das Blech, das Erzarbeiter gebildet.
Als er die Wunde geschaut, wo das herbe Geschoß ihm                     hineindrang;
Sog er das quellende Blut, und legt' ihm lindernde Salb' auf,
Kundig, die einst dem Vater verliehn der gewogene Cheiron.

220   Während sie dort umeilten den Rufer im Streit Menelaos;
Zogen bereits die Troer heran in geschildeten Schlachtreihn.
Jen' auch hüllten sich wieder in Wehr, und entbrannten von               Streitlust.

Jetzt nicht hättest du schlummern gesehn Agamemnon                den Herrscher,
Nicht hinab sich schmiegen, und nicht unwillig zu kämpfen;

225   Sondern gefaßt hineilen zur männerehrenden Feldschlacht.
Denn dort ließ er die Ross' und den erzumschimmerten                     Wagen;
Und sein Genoß hielt jene, die mutig schnaubenden abwärts,
Held Eurymedon, Sohn von Piräos' Sohn Ptolemäos.
Ihm gebot er mit Ernst, daß er nahete, würden ihm etwa
230   Matt die Glieder vom Gang, die Ordnungen rings zu                             durchwalten.
Selbst dann eilt' er zu Fuß, und umging die Scharen der                       Männer.

Wo er nunmehr streitfertig erfand Gaultummler Achaias,
Nahe trat er hinan, und sprach die ermunternden Worte:

Nun, Argeier, gedenkt rastlos des stürmenden Mutes!

235   Denn nicht wird dem Betruge mit Hilf' erscheinen Kronion;
Sondern welche zuerst nun beleidigten wider den Eidschwur,
Deren Leichname sollen, ein Raub der Geier, vermodern;
Aber die blühenden Weiber und noch unmündigen Kinder
Führen wir selbst in Schiffen, nachdem die Stadt wir erobert!

240        Die er alsdann saumselig erfand zur traurigen                                Feldschlacht,
Solche straft' er mit Ernst, und rief die zürnenden Worte:

Arges Volk, Pfeilkühne, Verworfene, schämt ihr euch gar               nicht?
Warum steht ihr dort so betäubt, wie die Jungen der Hindin,
Die, nachdem sie ermattet vom Lauf durch ein weites                         Gefilde,

245   Dastehn, nichts im Herzen von Kraft und Stärke noch                         fühlend?
Also steht ihr jetzo betäubt, und starrt vor der Feldschlacht!
Säumt ihr, bis erst die Troer herannahn, wo wir die Schiffe
Stellten mit prangendem Steuer, am Strand der grauen                       Gewässer;
Dort zu sehn, ob schirmend Kronions Hand euch bedecke?

250        So mit Herrschergebot umwandelt' er jegliche Heerschar.
Jetzo erreicht' er die Kreter, im Gang durch der Männer                     Getümmel.
Jen' um Idomeneus her, den feurigen, standen gewappnet;
Aber Idomeneus selber voran, in der Stärke des Ebers;
Und Meriones folgte, die hinteren Reihn ihm erregend.

255   Diese sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon,
Und zu Idomeneus schnell mit freundlicher Rede begann er:

Du, Idomeneus, bist mir geehrt vor den Reisigen allen,
Du im Kriege sowohl, als sonst in jedem Geschäfte,
Auch am Mahl, wann festlich den edleren Helden von Argos

260   Funkelnder Ehrenwein in vollen Krügen gemischt wird.
Denn obgleich die andern der hauptumlockten Achaier
Trinken beschiedenes Maß; doch steht dein Becher                             beständig
Angefüllt, wie der meine, nach Herzenswunsche zu trinken.
Auf denn, gestürmt in die Schlacht, wie du immer vordem                 dich gerühmet!

265        Aber Idomeneus rief, der Kreter Fürst, ihm entgegen:
Atreus' Sohn, dir bleib' ich ein treugesinnter Genosse
Immerdar, wie zuerst ich angelobt und beteuert.
Nur die anderen reize der hauptumlockten Achaier,
Schleunig den Kampf zu beginnen; dieweil sie kränkten das               Bündnis;

270   Trojas Volk! Nun möge sie Tod und Jammer in Zukunft
Treffen, dieweil sie zuerst nun beleidigten wider den                           Eidschwur!

Jener sprach's; und vorbei ging freudiges Muts                               Agamemnon.
Jetzo erreicht' er die Ajas, im Gang durch der Männer                         Getümmel.
Beide standen in Wehr, und es folgt' ein Gewölke des                         Fußvolks.

275   Also schaut von der Warte die finstere Wolke der Geißhirt
Über das Meer aufziehn, von Zephyros Hauche getragen;
Siehe schwärzer denn Pech dem Fernestehenden scheint sie
Über das Meer annahend, und führt unermeßlichen                             Sturmwind;
Jener erstarrt vor dem Blick, und treibt die Herd' in die                       Felskluft:

280   Also zog mit den Ajas Gewühl streitfertiger Jugend
Dort zur blutigen Schlacht in dichtgeordneten Haufen,
Schwarz einher, von Schilden umstarrt und spitzigen Lanzen.
Diese sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen, und sprach die geflügelten Worte:

285        Ajas beid', Heerführer der erzumschirmten Achaier,
Ihr dort braucht, zu erregen das Volk, nicht meines Gebotes;
Denn schon selbst ermahnt ihr die Eurigen tapfer zu                           kämpfen.
Wenn doch, o Vater Zeus, und Pallas Athen', und Apollon,
Solch ein Mut nun allen das Herz im Busen beseelte!

290   Bald dann neigte sich uns des herrschenden Priamos Feste,
Unter unseren Händen besiegt und zu Boden getrümmert!

Dieses gesagt, verließ er sie dort, und eilte zu andern;
Wo er den Nestor fand, den tönenden Redner von Pylos,
Emsig die Freund' anordnend, und wohl ermahnend zur                     Feldschlacht:

295   Jen' um Pelagon her, und Chromios, und den Alastor,
Auch um Hämon den Held, und den völkerweidenden Bias.
Erst die Reisigen stellt' er mit Rossen zugleich und                               Geschirren:
Hinten sodann die Männer zu Fuß, die vielen und tapfern,
Mauer zu sein des Gefechts; und die Feigen gedrängt in die               Mitte,
300   Daß, wer sogar nicht wollte, die Not ihn zwänge zu streiten.
Erst die Reisigen nun ermahnet' er, jedem gebietend,
Wohl zu hemmen die Rosse, nicht wild durcheinander zu                   tummeln.

Keiner, auf Wagenkund' und Männerstärke vertrauend,
Wag' allein vor andern zum Kampfe sich gegen die Troer;

305   Keiner auch weiche zurück: denn also schwächt ihr euch                   selber.
Welcher Mann vom Geschirr hinkommt auf des anderen                   Wagen,
Strecke die Lanze daher; denn weit heilsamer ist solches.
Das war der Alten Gebrauch, die Städt' und Mauren                             zertrümmert,
Solchen Sinn und Mut im tapferen Herzen bewahrennd.

310        Also ermahnte der Greis, vorlängst wohlkundig des                        Krieges.
Ihn auch sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten Worte:

Möchten, o Greis, wie der Mut dein Herz noch füllet im                   Busen,
So dir folgen die Knie', und fest die Stärke dir dauern!

315   Aber dich drückt des Alters gemeinsame Last! O ihr Götter,
Daß sie ein anderer trüg', und du ein Jüngling einhergingst!

Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor:
Atreus Sohn, ja gerne verlangt' ich selber noch jetzo
Der zu sein, wie ich einst den Held Ereuthalion hinwarf!

320   Doch nicht alles zugleich verliehn ja die Götter den                             Menschen.
War ich ein Jüngling vordem, so naht mir jetzo das Alter.
Aber auch so begleit' ich die Reisigen noch, und ermahne
Andre mit Rat und Worten; denn das ist die Ehre der Alten.
Speere laß hinschwingen die Jünglinge, welche der Jahre
325   Weniger zählen denn ich, und noch vertrauen der Stärke!

Jener sprach's; und vorbei ging freudiges Muts                               Agamemnon;
Fand dann Peteos Sohn, den Rossetummler Menestheus,
Stehn, und umher die Athener geschart, wohlkundig des                     eldrufs.
Aber zunächst ihm stand der erfindungsreiche Odysseus,

330   Welchem umher Kephallener in unverächtlichen                                 Schlachtreihn
Standen. Denn nicht ertönte noch beider Volke der Aufruhr,
Weil nur jüngst miteinander erregt andrängten die Scharen
Rossebezähmender Troer und Danaer. Aber erwartend
Standen sie, wann vorrückend ein anderer Zug der Achaier
335   Stürmt' in der Troer Volk, und dort anhöbe das Treffen.
Diese schalt erblickend der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen, und sprach die geflügelten Worte:

O du, Peteos Sohn, des gottbeseligten Herrschers!
Und du, reichlich geschmückt mit Betörungen, sinnend auf               Vorteil!

340   Warum also geschmiegt entfernt ihr euch, harrend der                       andern?
Wohl euch beiden geziemt' es, zugleich mit den ersten der               Kämpfer
Dazustehn, und der flammenden Schlacht euch entgegen zu             stürzen!
Seid doch ihr die ersten zum Mahle mir immer gerufen,
Rüsteten wir den Edlen ein Ehrenmahl wir Achaier!
345   Freud' ist's dann, zu schmausen gebratenes Fleisch, und zu               trinken
Becher des süßen Weins, des erlabenden, weil euch                           gelüstet!
Doch nun säht ihr mit Freude, wenn auch zehn Scharen                     Achaias
Euch zuvor eindrängen mit grausamem Erz in die                                 Feldschlacht!

Finster schaut' und begann der erfindungsreiche Odysseus:

350   Welch ein Wort, o Atreid', ist dir aus den Lippen entflohen?
Wie doch nennst du zur Schlacht saumselig uns? Wann wir               Achaier
Gegen die reisigen Troer die Wut des Ares erregen;
Wirst du schaun, so du willst, und solcherlei Dinge dich                     kümmern,
Auch Telemachos Vater gemischt in das Vordergetümmel
355    Troischer Reisigen dort! Du schwatzest da nichtige Worte!

Lächelnd erwiderte drauf der Herrscher des Volks                            Agamemnon,
Als er zürnen ihn sah, und wendete also die Rede:

Edler Laertiad', erfindungsreicher Odysseus,
Weder Tadel von mir verdienest du, weder Ermahnung.

360   Denn ich weiß, wie das Herz in deinem Busen beständig
Milde Gedanken mir hegt; du gleichst an Gesinnung mir                     selber.
Komm, dies wollen hinfort wir berichtigen, wenn ja ein                       hartes
Wort entfiel; das mögen die Himmlischen alles vereiteln!

Your Gateway to High-Quality MP3, FLAC and Lyrics
DownloadMP3FLAC.com