Ilias - Kapitel 2 by Homer
Ilias - Kapitel 2 by Homer

Ilias - Kapitel 2

Homer * Track #2 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

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Ilias - Kapitel 2 by Homer

Performed by
Homer
Produced by
Johann Heinrich Voss
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Homer & Johann Heinrich Voss

Ilias - Kapitel 2 Annotated

Erster Gesang

Den Priester Chryses zu rächen, dem Agamemnon die Tochter vorenthielt, sendet Apollon den Achaiern eine Pest. Agamemnon zankt mit Achilleus, weil er durch Kalchas die Befreiung der Chryseïs fordern ließ, und nimmt ihm sein Ehrengeschenk, des Brises Tochter. Dem zürnenden Achilleus verspricht Thetis Hilfe. Entsendung der Chryseïs, und Versöhnung Apollons. Der Thetis gewährt Zeus so lange Sieg für die Troer, bis ihr Sohn Genugtuung erhalte. Unwille der Here gegen Zeus. Hephästos besänftigt beide.

Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer                       erregte,
Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,
5        Und dem Gevögel umher. So ward Zeus Wille vollendet:
Seit dem Tag, als erst durch bitteren Zank sich entzweiten
Atreus Sohn, der Herrscher des Volks, und der edle Achilleus.

Wer hat jene der Götter empört zu feindlichem Hader?
Letos Sohn und des Zeus. Denn der, dem Könige zürnend,

10      Sandte verderbliche Seuche durchs Heer; und es sanken die               Völker:
Drum weil ihm den Chryses beleidigst, seinen Priester,
Atreus Sohn. Denn er kam zu den rüstigen Schiffen Achaias,
Frei zu kaufen die Tochter, und bracht' unendliche Lösung,
Tragend den Lorbeerschmuck des treffenden Phöbos Apollon
15      Und den goldenen Stab; und er flehete laut den Achaiern,
Doch den Atreiden vor allen, den zween Feldherren der             Völker:

Atreus Söhn', und ihr andern, ihr hellumschienten Achaier,
Euch verleihn die Götter, olympischer Höhen Bewohner,
Priamos Stadt zu vertilgen, und wohl nach Hause zu kehren;

20     Doch mir gebt die Tochter zurück, und empfahet die Lösung,
Ehrfurchtsvoll vor Zeus ferntreffendem Sohn Apollon.

Drauf gebot beifallend das ganze Heer der Achaier,
Ehrend den Priester zu scheun, und die köstliche Lösung zu               nehmen.
Aber nicht Agamemnon, des Atreus Sohne, gefiel es;

25     Dieser entsandt' ihn mit Schmach, und befahl die drohenden             Worte:

Daß ich nimmer, o Greis, bei den räumigen Schiffen dich                 treffe,
Weder anitzt hier zaudernd, noch wiederkehrend in Zukunft!
Kaum wohl möchte dir helfen der Stab, und der Lorbeer des               Gottes!
Jene lös' ich dir nicht, bis einst das Alter ihr nahet,

30     Wann sie in meinem Palast in Argos, fern von der Heimat,
Mir als Weberin dient, und meines Bettes Genossin!
Gehe denn, reize mich nicht; daß wohlbehalten du kehrest!
Jener sprach's: doch Chryses erschrak, und gehorchte der                 Rede.
Schweigend ging er am Ufer des weitaufrauschenden                         Meeres;

35      Und wie er einsam jetzt hinwandelte, flehte der Alte
Viel zum Herrscher Apollon, dem Sohn der lockigen Leto:

Höre mich, Gott, der du Chrysa mit silbernem Bogen                         umwandelst
Samt der heiligen Killa, und Tenedos mächtig beherrschest,
Smintheus! hab ich dir je den prangenden Tempel gekränzet,

40     Oder hab' ich dir je von erlesenen Farren und Ziegen
Fette Schenkel verbrannt; so gewähre mir dieses Verlangen:
Meine Tränen vergilt mit deinem Geschoß den Achaiern!

Also rief er betend; ihn hörete Phöbos Apollon.
Schnell von den Höhn des Olympos enteilet' er, zürnendes                 Herzens,

45      Auf der Schulter den Bogen und ringsverschlossenen Köcher.
Laut erschallen die Pfeile zugleich an des Zürnenden                         Schulter,
Als er einher sich bewegt'; er wandelte, düster wie                               Nachtgraun;
Setzte sich drauf von den Schiffen entfernt, und schnellte                   den Pfeil ab;
Und ein schrecklicher Klang entscholl dem silbernen Bogen.
50     Nur Maultier' erlegt' er zuerst und hurtige Hunde:
Doch nun gegen sie selbst das herbe Geschoß hinwendend,
Traf er; und rastlos brannten die Totenfeuer in Menge.

Schon neun Tage durchflogen das Heer die Geschosse des             Gottes.
Drauf am zehnten berief des Volks Versammlung Achilleus,

55      Dem in die Seel' es legte die lilienarmige Here;
Denn sie sorgt' um der Danaer Volk, die Sterbenden                           schauend.
Als sie nunmehr sich versammelt, und voll gedrängt die                     Versammlung;
Trat hervor und begann der mutige Renner Achilleus:

Atreus Sohn, nun denk' ich, wir ziehn den vorigen Irrweg.

60     Wieder nach Hause zurück, wofern wir entrinnen dem Tode;
Weil ja zugleich der Krieg und die Pest hinrafft die Achaier.
Aber wohlan, fragt einen der Opferer, oder der Seher,
Oder auch Traumausleger; auch Träume ja kommen von                   Zeus her:
Der uns sage, warum so ereiferte Phöbos Apollon:
65     Ob versäumte Gelübd' ihn erzürneten, ob Hekatomben:
Wenn vielleicht der Lämmer Gedüft und erlesener Ziegen
Er zum Opfer begehrt, von uns die Plage zu wenden.

Also redete jener, und setzte sich. Wieder erhub sich
Kalchas der Thestoride, der weiseste Vogelschauer,

70     Der erkannte, was ist, was sein wird, oder zuvor war,
Der auch her vor Troja der Danaer Schiffe geleitet
Durch wahrsagenden Geist, des ihn würdigte Phöbos                         Apollon;
Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der                                  Versammlung:

Peleus Sohn, du gebeutst mir, o Göttlicher, auszudeuten

75     Diesen Zorn des Apollon, des fernhintreffenden Herrschers.
Gerne will ich's ansagen; doch du verheiße mit Eidschwur,
Daß du gewiß willfährig mit Wort und Händen mir helfest.
Denn leicht möcht' erzürnen ein Mann, der mächtiges                         Ansehns
Argos Völker beherrscht, und dem die Achaier gehorchen.
80     Stärker ja ist ein König, der zürnt dem geringeren Manne.
Wenn er auch die Galle den selbigen Tag noch zurückhält;
Dennoch laur't ihm beständig der heimliche Groll in den                     Busen,
Bis er ihn endlich gekühlt. Drum rede du, willst du mich                     schützen?

Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus:

85     Sei getrost, und erkläre den Götterwink, den du wahrnahmst.
Denn bei Apollon fürwahr, Zeus Lieblinge, welchem, o                         Kalchas,
Flehend zuvor, den Achaiern der Götter Rat du enthüllest:
Keiner, so lang' ich leb', und das Licht auf Erden noch                           schaue,
Soll bei den räumigen Schiffen mit frevelnder Hand dich                     berühren,
90     Aller Achaier umher! und nenntest du selbst Agamemnon,
Der nun mächtig zu sein vor allem Volke sich rühmet!

Jetzo begann er getrost, und sprach, der untadliche Seher:
Nicht versäumte Gelübd' erzürnten ihn, noch Hekatomben;
Sondern er zürnt um den Priester, den also entehrt'                             Agamemnon,

95      Nicht die Tochter befreit', und nicht annahm die Erlösung:
Darum gab uns Jammer der Treffende, wird es auch geben.
Nicht wird jener die schreckliche Hand abziehn vom                           Verderben,
Bis man zurück dem Vater das freudigblickende Mägdlein
Hingibt, frei, ohn' Entgelt, und mit heiliger Festhekatombe
100   Heim gern Chrysa entführt. Das möcht' ihn vielleicht                           versöhnen.

Also redete jener, und setzte sich. Wieder erhub sich
Atreus Heldensohn, der Völkerfürst Agamemnon,
Zürnend vor Schmerz; es schwoll ihm das finstere Herz voll               der Galle,
Schwarz umströmt; und den Augen entfunkelte strahlendes             Feuer.

105    Gegen Kalchas zuerst mit drohendem Blicke begann er:
Unglücksseher, der nie auch ein heilsames Wort mir           geredet!
Immerdar nur Böses erfreut dein Herz zu verkünden!
Gutes hast du noch nimmer geweissagt, oder vollendet!
Jetzt auch meldest du hier als Götterspruch den Achaiern,

110     Darum habe dem Volk der Treffende Wehe bereitet,
Weil für Chryses Tochter ich selbst die köstliche Lösung
Anzunehmen verwarf. Denn traun! weit lieber behielt' ich
Solche daheim; da ich höher wie Klytämnestra sie achte,
Meiner Jugend Vermählte: denn nicht ist jene geringer,

115    Weder an Bildung und Wuchs, noch an Geist und künstlicher             Arbeit.
Dennoch geb' ich sie willig zurück, ist solches ja besser.
Lieber mög' ich das Volk errettet schaun, denn verderbend.
Gleich nur ein Ehrengeschenk bereitet mir, daß ich allein                   nicht
Ungeehrt der Danaer sei; nie wäre das schicklich!
120    Denn das seht ihr alle, daß mein Geschenk mir entgehet.

Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus:
Atreus Sohn, ruhmvoller, du habbegierigster aller,
Welches Geschenk verlangst du vom edlen Volk der                           Achaier?
Nirgends wissen wir doch des gemeinsamen vieles                             verwahret:

125    Sondern so viel wir aus Städten erbeuteten, wurde geteilet;
Auch nicht ziemt es dem Volke, das einzelne wieder zu                     sammeln.
Aber entlass' du jetzo dem Gotte sie; und wir Achaier
Wollen sie dreifach ersetzen und vierfach, wenn uns einmal             Zeus
Gönnen wird, der Troer befestigte Stadt zu verwüsten.

130      Gegen ihn rief antwortend der Völkerfürst Agamemnon:
Nicht also, wie tapfer du seist, gottgleicher Achilleus,
Sinn' auf Trug! Nie wirst du mich schlau umgehn, noch                       bereden!
Willst du, indes dir bleibt das Geschenk, daß ich selber                       umsonst hier
Sitze, des meinen beraubt? und gebietest mir, frei sie zu                     geben?

135    Wohl denn, wofern mir ein andres verleihn die edlen                           Achaier,
Meinem Sinn es erlesend, das mir ein voller Ersatz sei!
Aber verleihn sie es nicht; dann komm' ich selber, und nehm'           es,
Deines vielleicht, auch des Ajas Geschenk wohl, oder                         Odysseus'
Führ' ich hinweg; und zürnen vielleicht wird, welchem ich                   nahe!
140    Doch von solcherlei Dingen ist Zeit zu reden auch künftig.
Auf nun, zieht ein schwärzliches Schiff in die heilige                             Meerflut;
Sammelt hinein vollzählig die Ruderer; bringt auch Apollons
Hekatomb'; und sie selbst, des Chryses rosige Tochter,
Führet hinein; und Gebieter des Schiffs sei der Könige einer:
145    Ajas, oder der Held Idomeneus, oder Odysseus,
Oder auch du, Peleide, du schrecklichster unter den                             Männern!
Daß du den Treffenden uns durch heilige Opfer besänftigst.

Finster schaut' und begann der mutige Renner Achilleus:
Ha, du in Unverschämtheit gehülleter, sinnend auf Vorteil!

150   Wie doch gehorcht dir willig noch einer im Heer der Achaier,
Einen Gang dir zu gehn, und kühn mit dem Feinde zu                           kämpfen?
Nicht ja wegen der Troer, der lanzenkundigen, kam ich
Mit hieher in den Streit; sie haben's an mir nicht verschuldet.
Denn nie haben sie mir die Rosse geraubt, noch die Rinder;
155    Nie auch haben in Phtia, dem scholligen Männergefilde,
Meine Frucht sie verletzt; indem viel Raumes uns sondert,
Waldbeschattete Berg', und des Meers weitrauschende                     Wogen.
Dir, schamlosester Mann, dir folgten wir, daß du dich                         freutest;
Nur Menelaos zu rächen, und dich, du Ehrevergeßner,

160   An den Troern! Das achtest du nichts, noch kümmert dich                solches!
Selbst mein Ehrengeschenk, das drohest du mir zu                              entreißen,
Welches mit Schweiß ich errungen, und mir verehrt die                      Achaier!
Hab' ich doch nie ein Geschenk, wie das deinige, wann die                Achaier
Eine bevölkerte Stadt des troischen Volkes verwüstet;
165   Sondern die schwerste Last des tobenden                                              Schlachtengetümmels
Trag' ich mit meinem Arm: doch kommt zur Teilung es                       endlich,
Dein ist das größte Geschenk; und ich, mit wenigem fröhlich,
Kehre heim zu den Schiffen, nachdem ich erschlafft von dem             Streite.
Doch nun geh' ich gen Phtia! denn weit zuträglicher ist es,
170    Heim mit den Schiffen zu gehn, den gebogenen! Schwerlich               auch wirst du,
Weil du allhier mich entehrst, noch Schätz' und Güter dir                    häufen!

Ihm antwortete drauf der Herrscher des Volks           Agamemnon:
Fliehe nur, wenn's dein Herz dir gebeut! Nie werd' ich dich                 wahrlich
Anflehn, meinethalb zu verziehn! Mir bleiben noch andre,

175    Ehre mir zu erwerben; zumal Zeus waltende Vorsicht!
Ganz verhaßt mir bist du vor allen beseligten Herrschern!
Stets doch hast du den Zank nur geliebt, und die Kämpf' und             die Schlachten!
Wenn du ein Stärkerer bist, ein Gott hat dir solches                             verliehen!
Schiffe denn heim, du selbst mit den Deinigen, daß du in                   Ruhe

180   Myrmidonen gebietest! denn du bist nichts mir geachtet;
Nichts auch gilt mir dein Pochen! vielmehr noch droh' ich dir             also:
Weil mir Chryses Tochter hinwegnimmt Phöbos Apollon,
Werd' ich sie mit eigenem Schiff und eignen Genossen
Senden; allein ich hole die rosige Tochter des Brises
185    Selbst mir aus deinem Gezelt, dein Ehrengeschenk: daß du               lernest,
Wie viel höher ich sei als du, und ein anderer zage,
Gleich sich mir zu wähnen, und so mir zu trotzen ins Antlitz!

Ilias - Kapitel 2 Q&A

Who wrote Ilias - Kapitel 2's ?

Ilias - Kapitel 2 was written by Homer & Johann Heinrich Voss.

Who produced Ilias - Kapitel 2's ?

Ilias - Kapitel 2 was produced by Johann Heinrich Voss.

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