Ilias - Kapitel 51 by Homer
Ilias - Kapitel 51 by Homer

Ilias - Kapitel 51

Homer * Track #51 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

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Homer

Ilias - Kapitel 51 Annotated

Sprach's, und vom Wagen herab mit den Rüstungen sprang               er zur Erde.
Auch Patroklos, sobald er ihn schauete, sprang aus dem                     Sessel.
Beide den Habichten gleich, scharfklauigen,                                           krummgeschnabelt,
Die auf luftigem Fels mit wildem Getön sich bekämpfen:
430   Also mit lautem Geschrei nun stürzten sie gegeneinander.
Diese schaut' erbarmend der Sohn des verborgenen Kronos;
Und zur Here begann er, der leiblichen Schwester und Gattin:

Wehe mir, wann das Geschick Sarpedon, meinen                           Geliebten,
Unter Patroklos' Hand des Menötiaden mir bändigt!

435   Zwiefachen Rat nun bewegt mein sinnendes Herz im Busen:
Ob ich ihn lebend annoch aus der tränenbringenden                           Feldschlacht
Setze hinweggerafft in Lykiens fruchtbare Fluren;
Oder ihn unter der Hand des Menötiaden bezwinge.

Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Here:

440   Welch ein Wort, Kronion, du Schrecklicher! hast du geredet?
Einen sterblichen Mann, längst ausersehn dem Verhängnis,
Denkst du anitzt von des Tods graunvoller Gewalt zu                         erlösen?
Tu's! doch nimmer gefällt es dem Rat der anderen Götter!
Eines verkünd' ich dir noch, und du bewahr' es im Herzen.
445   Wenn du ihn lebend entsendest in seinen Palast den                           Sarpedon;
Dann bedenk', ob nicht ein anderer Gott auch begehre,
Seinen geliebten Sohn der schrecklichen Schlacht zu                           entführen.
Denn noch viel' um die Feste des herrschenden Priamos                     kämpfen
Söhn' unsterblicher Götter; die trügen dir heftigen Groll nach.
450   Aber wofern du ihn liebst, und deine Seel' ihn betrauert;
Siehe so laß ihn zwar im Ungestüme der Feldschlacht
Sterben, besiegt von der Hand des Menötiaden Patroklos;
Doch sobald ihn verlassen der Geist und der Odem des                       Lebens,
Gib ihn hinwegzutragen dem Tod' und dem ruhigen Schlafe,
455   Bis sie gekommen zum Volk des weiten Lykierlandes:
Wo ihn rühmlich bestatten die Brüder zugleich und                             Verwandten
Mit Grabhügel und Säule; denn das ist die Ehre der Toten.

Jene sprach's; ihr gehorchte der waltende Herrscher der                 Welt Zeus.
Siehe mit blutigen Tropfen beträufelt' er jetzo die Erde,

460   Ehrend den lieben Sohn, den bald ihm sollte Patroklos
Tilgen in Trojas Lande, dem scholligen, fern von der Heimat.

Als sie nunmehr sich genaht, die Eilenden gegeneinander;
Jetzo traf Patroklos den herrlichen Held Thrasymelos,
Der ein tapfrer Genoß Sarpedons war des Gebieters;

465   Diesem durchbohrt' er unten den Bauch, und löst' ihm die                 Glieder.
Auch Sarpedon verfehlt' ihn selbst mit der blinkenden Lanze,
Werfend den anderen Wurf; doch Pedasos stürmt' er dem                 Rosse
Rechts in die Schulter den Speer; und es röchelte schwer                   aufatmend,
Stürzete dann in den Staub mit Geschrei, und das Leben                     entflog ihm.
470   Jene sprangen zerscheucht, und es knarrte das Joch, und die             Zügel
Wirrten sich, als in dem Staube das Nebenroß sich                             herumwarf
Doch Automedon steurte, der Lanzenschwinger, dem Unheil:
Schnell das geschliffene Schwert von der nervichten Hüfte                 sich reißend,
Naht' und zerhieb er den Strang des getöteten, nicht                           unentscheidend;
475   Und nun stellten sich beid', und zogen gerad' in den                             Strängen.
Wieder bekämpften sich jen' im vertilgenden Kampfe des                 Todes.
Doch Sarpedon verfehlt' auch jetzt mit der blinkenden Lanze;
Denn links über die Schulter Patroklos' stürmt' ihm des Erzes
Schärf', und verwundete nicht. Nun schwang der edle                         Patroklos
480   Seinen Speer; und ihm flog nicht umsonst das Geschoß aus               der Rechten;
Sondern traf, wo ums Herz des Zwerchfells Hülle sich                         windet;
Und er entsank, wie die Eiche dahinsinkt, oder die Pappel,
Oder die stattliche Tanne, die hoch auf Bergen die Künstler
Ab mit geschliffenen Äxten gehaun, zum Balken des                           Schiffes:
485   Also lag er gestreckt vor dem rossebespanneten Wagen,
Knirschend vor Angst, mit den Händen des blutigen Staubes             ergreifend.
So wie den Stier ermordet ein Löw', in die Herde sich                           stürzend,
Ihn, der glänzend und stolz vorragt schwerwandelnden                       Rindern;
Doch er verhaucht aufstöhnend die Kraft in dem Rachen des             Löwen:
490   So dem Patroklos erlag der geschildeten Lykier Heerfürst;
Zürnendes Muts hinsank er, und rief dem teuren Genossen:

Glaukos, o Freund, du des Kampfes Gewaltiger, jetzo                       gebührt dir's,
Lanzenschwinger zu sein, und unerschrockener Krieger!
Jetzo sein dir erwünscht Kriegsschrecknisse, wenn du                         beherzt bist!

495   Erst ermuntere nun der Lykier edle Gebieter,
Wandelnd um jegliche Schar, zu verteidigen ihren Sarpedon;
Aber sodann auch selber für mich mit dem Erze gekämpfet!
Denn dir werd' ich hinfort zur Schmach und daurenden                       Schande
Sein durch alle Geschlechter in Ewigkeit, wo die Achaier
500   Mir die Waffen entziehn, der im Kreis der Schiffe dahinsank!
Auf denn, heran mit Gewalt, und ermuntere jeglichen                         Streiter!

Als er dieses geredet, umschloß ihm das Ende des Todes
Augen zugleich und Nase. Gestemmt nun die Fers' auf die                 Brust ihm,
Zog er die Lanz' aus dem Leib; es folgt' ihr die Hülle des                     Herzens;

505   Also die Seele zugleich, und die Schärfe des Speers ihm                     entriß er.
Myrmidonen hielten des Königes schnaubende Rosse,
Sehnsuchtsvoll zu entfliehn, da der Eigner Geschirr sie                       verlassen.

Glaukos' Seele durchdrang Wehmut bei der Rede des                     Freundes;
Und ihm stürmte das Herz, daß nicht er vermochte zu helfen.

510    Fassend drückt' er den Arm mit der Hand; denn es quälte die             Wund' ihn
Heftig, die Teukros ihm dem Stürmenden schoß mit dem                   Pfeile,
Als er die ragende Mauer verteidigte seinen Genossen.
Laut nun fleht' er empor zum treffenden Phöbos Apollon:

Herrscher, vernimm; ob vielleicht du in Lykias fruchtbarem           Lande

515    Bist, vielleicht auch in Troja: du kannst aus jeglichem Ort ja
Hören den leidenden Mann, wie anjetzt mich leiden                             umdränget!
Diese Wund' hier trug' ich, die schreckliche! Ganz wird der                 Arm mir
Von tiefbrennenden Schmerzen gepeiniget; nicht auch zu                 hemmen
Ist das quellende Blut, und beschwert mir starret die                           Schulter!
520   Nicht den Speer zu halten vermag ich noch, oder zu                             kämpfen,
Unter die Feinde gemengt: und der tapferste Mann,                             Sarpedon
Starb, Zeus' Sohn! der sogar des eigenen Kindes nicht                         achtet!
Hilf denn du, o Herrscher, die schreckliche Wunde mir                       heilend!
Schläfere ein die Schmerzen, und stärke mich: daß ich die                 Männer
525   Lykiens rufend umher aufmuntere, tapfer zu streiten;
Und auch selbst um die Leiche des Abgeschiedenen kämpfe!

Also sprach er flehend; ihn hörete Phöbos Apollon.
Plötzlich stillt' er die Schmerzen, und hemmt' aus der                         schrecklichen Wunde
Sein schwarzrinnendes Blut, und haucht' ihm Mut in die                     Seele.

530   Glaukos aber erkannt' es im Geist, und freute sich herzlich,
Daß so schnell sein Gebet der mächtige Gott ihm gewähret.
Erst ermuntert' er nun der Lykier edle Gebieter,
Wandelnd um jegliche Schar, zu verteidigen ihren Sarpedon.
Aber sodann auch die Troer durchwandelt' er, mächtiges                   Schrittes,
535   Hin zu Polydamas, Panthoos Sohn, und dem edlen Agenor,
Auch zu Äneias darauf, und dem erzumschimmerten Hektor;
Nahe trat er zu ihnen, und sprach die geflügelten Worte:

Hektor, so gänzlich nunmehr vergaßest du deiner Berufnen,
Welche für dich, von Freunden entfernt und Vatergefilde,

540   Hier aushauchen den Geist; du aber versagst sie zu retten!
Siehe Sarpedon sank, der geschildeten Lykier Heerfürst,
Welcher Lykiens Heil durch Gerechtigkeit und durch Gewalt             hob;
Unter Patroklos' Speer bezwang ihn der eherne Ares.
Eilet hinzu, ihr Geliebten, und nehmt zu Herzen die                             Kränkung,
545   Wenn ihn die Myrmidonen entwaffneten, wenn sie den                       Leichnam
Schändeten, über den Tod der Danaer aller erbittert,
Die um die hurtigen Schiffe wir ausgetilgt mit den Lanzen!

Jener sprach's; und die Troer umschlug schwerlastender               Kummer,
Ungestüm, und unleidlich; denn eine Säule der Stadt war

550   Jener, wiewohl aus fremdem Geschlecht: viel tapferes                         Volkes
Führt' er daher, er selbst der tapferste Held in der Heerschar.
Gradan drangen sie wild in die Danaer; aber voran ging
Hektor, glühend vor Zorn um Sarpedon. Auch die Achaier
Trieb des Menötiaden Patrokleus männliches Herz an.
555   Erst zu den Ajas begann er, die selbst schon glühten von                     Kampflust:

Ajas ihr, nun müsse der Feind' Abwehr euch erwünscht                   sein,
So wie vordem mit Männern ihr schaltetet, oder noch                         tapfrer!
Seht, er liegt, der zuerst einbrach in der Danaer Mauer,
Er Sarpedon der Held! O daß wir entstellten den Leichnam,

560   Daß wir die Wehr von der Schulter ihm raubeten, auch der               Genossen
Manchen im Streit um ihn selber mit grausamem Erze                       bezähmten!

Jener sprach's; und auch selbst schon waren sie gierig des             Kampfes.
Aber da beiderseits sie dichter verstärkt die Geschwader,
Troer und Lykier dort, hier Myrmidon' und Achaier;

565   Rannten sie wild um die Leiche des Abgeschiednen zu                         kämpfen,
Mit graunvollem Geschrei; und es rasselten Waffen der                     Männer.
Zeus mit entsetzlicher Nacht umzog das Getümmel des                     Mordes,
Daß um den trauten Sohn noch entsetzlicher tobte die                       Kriegswut.

Trojas Söhn' itzt drängten die freudigen Krieger Achaias:

570   Denn es sank nicht der feigste der myrmidonischen Männer,
Er vom Held Agakles erzeugt, der edle Epeigeus:
Welcher mit Macht geboten im wohlbewohnten Budeion
Ehmals; aber nachdem er den trefflichen Vetter getötet,
Kam er um Peleus Schutz und der silberfüßigen Thetys;
575   Welche zugleich mit Achilleus dem Scharentrenner ihn                       sandten
Gegen Ilios her, zum Kampf mit den reisigen Troern.
Der nun faßte den Toten; da warf der strahlende Hektor
Ihm mit dem Steine das Haupt; und ganz voneinander                         zerbarst es
Unter dem lastenden Helm, und vorwärts hin auf den                         Leichnam
580   Taumelt' er; aber des Todes entseelender Schauer umfloß                 ihn.
Schmerz ergriff den Patroklos, da tot sein Freund ihm                         dahinsank.
Gradan stürmt' er durchs Vordergewühl, mit der Schnelle des           Habichts,
Welcher den flüchtigen Schwarm der Star' und Dohlen                       verfolget:
So in der Lykier Schar, Patrokleus, reisiger Kämpfer,
585   Stürmtest du ein und der Troer, ergrimmt um den Tod des                 Genossen.
Sieh, er traf Sthenelaos, Ithämenes Sohn, an den Nacken
Mit dem gewaltigen Stein, und zerschmetterte ganz ihm die             Sehnen.
Rückwärts wichen die ersten des Kampfs, und der strahlende           Hektor.
Weit wie die Lanz' im Schwunge, die langgeschaftete,                         hinfliegt,
590   Wenn sie ein Mann aussendet mit Kraft, entweder im                         Kampfspiel,
Oder im Schlachtgefild', umdroht von mordenden Feinden:
So weit wichen die Troer, gedrängt von den Söhnen Achaias.
Glaukos aber zuerst, der geschildeten Lykier Heerfürst,
Wandte sich um, und erschlug den großgesinnten Bathykles,
595   Chalkons trefflichen Sohn, der, ein Haus in Hellas                                 bewohnend,
Reich an Gut und Habe vor Myrmidonen hervorschien:
Diesem nunmehr stieß Glaukos die Lanz' in die Mitte des                   Busens,
Gegen ihn plötzlich gewandt, als schon ihn ereilt der                           Verfolger;
Dumpf hinkracht' er im Fall. Da ergriff Wehmut die                             Achaier,
600   Als der Tapfere sank; doch die Troer freuten sich herzlich;
Und sie umstanden gedrängt den Liegenden: auch die                         Achaier,
Nicht vergessend der Kraft, kühn drangen sie grad' in die                   Heerschar.
Aber Meriones traf den Laogonos unter den Troern,
Tapfer und kühn, den Sohn des Onetor, welcher ein Priester
605   War des idäischen Zeus, wie ein Gott im Volke geehret:
Den an Backen und Ohr durchschmettert' er, daß aus den                 Gliedern
Schnell der Geist ihm entfloh; und grauliches Dunkel umfing             ihn.
Gegen Meriones schwang den ehernen Speer Äneias;
Denn er hofft' ihn zu treffen, wie unter dem Schild' er                         dahertrat.
610    Jener indes vorschauend vermied den ehernen Wurfspieß,
Vorwärts niedergebückt; da flog der gewaltige Speer ihm
Über das Haupt in die Erde, daß hinten der Schaft an dem                 Speere
Zitterte; doch bald ruhte die Kraft des mordenden Erzes,
Des ergrimmt' Äneias im mutigen Geist, und begann so:

615        Bald, o Meriones, hätte dich leichtgewendeten Tänzer
Meine Lanz' auf immer beruhiget, hätt' ich getroffen.

Aber der speerberühmte Meriones sagte dagegen:
Schwer wird dir's, Äneias, wiewohl du ein mächtiger Held                 bist,
Aller Menschen Gewalt zu bändigen, wer dir entgegen

620   Kommt zum Streite gefaßt; auch du bist sterblich geboren.
Wenn ich selber dich träf, erzielt mit der Schärfe des Erzes:
Bald, wie tapfer du bist, und mächtigen Händen vertrauend,
Gäbst du mir Ruhm, und die Seele dem Sporner der Gaul'                   Aïdoneus!

Jener sprach's; da straft' ihn Menötios' tapferer Sprößling:

625   Warum, Edler im Streit, Meriones, schwatzest du also?
Trautester, nie ja werden vor schmähenden Worten die                     Troer
Weichen vom Toten zurück, eh' manchen noch decket die                 Erde.
Denn im Arm ist Entscheidung des Kriegs, und des Wortes               im Rate.
Drum nicht Rede zu häufen gebührt uns, sondern zu                           kämpfen!

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