Ilias - Kapitel 25 by Homer
Ilias - Kapitel 25 by Homer

Ilias - Kapitel 25

Homer * Track #25 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

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Ilias - Kapitel 25 by Homer

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Homer

Ilias - Kapitel 25 Annotated

Drauf antwortete Zeus' blauäugige Tochter Athene:
Wohl schon hätte mir dieser den Mut und die Seele verloren,
Unter der Hand der Argeier vertilgt im heimischen Lande;
360   Aber es tobt mein Vater mit übelwollendem Herzen,
Grausam, und stets unbillig, und jeden Entschluß mir                         vereitelnd.
Nicht gedenkt er mir dessen, wie oft vordem ich den Sohn                 ihm
Rettete, wann er gequält von Eurystheus Kämpfen sich                       härmte.
Auf zum Himmel weinte der Duldende; aber es sandt' ihm
365   Mich zur Helferin schnell von des Himmels Höhe Kronion.
Hätt' ich doch solches gewußt im forschenden Rate des                     Herzens,
Als er hinab in Aïs verriegelte Burg ihn gesendet,
Daß er dem Dunkel entführte den Hund des greulichen                       Gottes!
Niemals wär er entronnen dem stygischen Strom des                         Entsetzens!
370   Nun bin ich ihm verhaßt; doch den Rat der Thetis vollführt                 er,
Welche die Knie' ihm geherzt, und die Hand zum Kinn ihm                 erhoben,
Flehend, daß Ruhm er gewähre dem Städteverwüster                         Achilleus.
Aber er nennt mich einmal blauäugiges Töchterchen wieder!
Auf, und schirr' uns sofort das Gespann starkhufiger Rosse;
375   Weil ich selbst, in den Saal des ägiserschütternden Vaters
Gehend, zum Kampf anlege die Rüstungen: daß ich erkenne,
Ob uns Priamos' Sohn, der helmumflatterte Hektor,
Freuen sich wird, wenn ich plötzlich erschein' in den Pfaden               des Treffens.
Traun wohl mancher der Troer wird sättigen Hund' und                     Gevögel
380   Seines Fettes und Fleisches, gestreckt bei den Schiffen                       Achaias!

Sprach's; und willig gehorcht' ihr die lilienarmige Here.
Jene nun eilt' anschirrend die goldgezügelten Rosse,
Here, die heilige Göttin, erzeugt vom gewaltigen Kronos.
Aber Pallas Athene, des Ägiserschütterers Tochter,

385   Ließ hinsinken das feine Gewand im Palaste des Vaters,
Buntgewirkt, das sie selber mit künstlicher Hand sich                         bereitet.
Drauf in den Panzer gehüllt des schwarzumwölkten                             Kronions,
Nahm sie das Waffengeschmeide zur tränenbringenden                     Feldschlacht.
Jetzt in den flammenden Wagen erhub sie sich; nahm dann               die Lanze,
390   Schwer und groß und gediegen, womit sie die Scharen der                 Helden
Bändiget, welchen sie zürnt, die Tochter des schrecklichen                 Vaters.
Here beflügelte nun mit geschwungener Geißel die Rosse;
Und aufkrachte von selbst des Himmels Tor, das die Horen
Hüteten, welchen der Himmel vertraut ward, und der                         Olympos,
395   Daß sie die hüllende Wolk' itzt öffneten, jetzo verschlossen.
Dort nun lenkten sie durch die leichtgesporneten Rosse.

Aber da Zeus vom Ida sie schauete, heftig ergrimmt' er;
Drauf als Botin entsandt' er die goldgeflügelte Iris:

Eile mir, hurtige Iris, und wende sie, ehe daher sie

400   Kommen; denn unsanft möchten im Kampf wir einander                   begegnen!
Denn ich verkündige dir, und das wird wahrlich vollendet.
Lähmen werd' ich jenen die hurtigen Ross' an dem Wagen,
Stürzen sie selbst vom Sessel herab, und den Wagen                           zerschmettern!
Nicht auch einmal in zehn umrollender Jahre Vollendung
405   Würden die Wunden geheilt, womit mein Strahl sie                             gezeichnet:
Daß mir erkenn' Athene den schrecklichen Kampf mit dem               Vater!
Minder erregt mir Here des Unmuts, oder des Zornes;
Stets ja war sie gewohnt, daß sie einbrach, was ich                             beschlossen!

Jener sprach's; doch Iris, die windschnell eilende Botin,

410    Flog von Idas Gebirg' einher zum großen Olympos.
Jetzt am vordersten Tore des vielgebognen Olympos
Hielt sie die Kommenden an, und sprach die Worte                             Kronions:

Sagt mir, wohin so eifrig? was wütet das Herz euch im                   Busen?
Nicht verstattet euch Zeus, der Danaer Volke zu helfen.

415    Denn so droht' euch jetzo der Donnerer, wo er's vollendet:
Lähmen werd' er euch beiden die hurtigen Ross' an dem                     Wagen,
Stürzen euch selbst vorn Sessel herab, und den Wagen                       zerschmettern.
Nicht auch einmal in zehn umrollender Jahre Vollendung
Würden die Wunden geheilt, womit sein Strahl euch                           gezeichnet:
420   Daß du erkennst, Athene, den schrecklichen Kampf mit dem             Vater.
Minder erregt ihm Here des Unmuts, oder des Zornes;
Stets ja war sie gewohnt, daß sie einbrach, was er                               beschlossen.
Aber Entsetzliche du, Schamloseste, wenn du in Wahrheit
Wagst, zum Kampfe mit Zeus den gewaltigen Speer zu                       erheben!

425      Also sprach, und entfloh die leichthinschwebende Iris.
Aber Here begann, und sprach zu Pallas Athene:

Weh mir, o Tochter Zeus' des Donnerers! länger fürwahr                nicht
Duld' ich es, daß wir Zeus um sterbliche Menschen                             bekämpfen!
Mag ein anderer sinken in Staub, und ein anderer leben,

430   Welchen es trifft! Doch jener, nach eigenem Rate                                 beschließend,
Richte den Streit der Troer und Danaer, wie es ihm ansteht!

Sprach's, und lenkte zurück das Gespann starkhufiger Rosse.
Dort nun lösten die Horen die schöngemähneten Rosse;
Diese banden sie fest zu ambrosischen Krippen geführet,

435   Stellten darauf den Wagen empor an schimmernde Wände.
Jene selbst dann setzten auf goldene Sessel sich nieder,
Unter die anderen Götter, ihr Herz voll großer Betrübnis.

Aber Zeus vom Ida im schöngeräderten Wagen
Trieb zum Olympos die Ross', und kam zu der                                       Götterversammlung.

440   Dort nun löst' ihm die Rosse der Erderschüttrer Poseidon,
Hub aufs Gestell den Wagen empor, und umhüllt' ihn mit                   Leinwand.
Er, dem goldenen Throne genaht, der Ordner der Welt Zeus
Setzte sich; unter dem Gang' erbebten die Höhn des                           Olympos.
Jene, getrennt von Zeus und allein, Athenäa und Here,
445   Saßen, und wageten nichts zu verkündigen, oder zu fragen.
Aber er selbst vernahm es in seinem Geist, und begann so:

Warum seid ihr also betrübt, Athenäa und Here?
Doch nicht lange bemüht' euch die männerehrende                             Feldschlacht,
Trojas Volk zu verderben, das heftigen Groll euch erregt hat!

450   Alle, so weit ich rag' an Gewalt und unnahbaren Händen,
Möchten mich nicht abwehren, die Götter gesamt im                         Olympos!
Doch euch bebten ja eher vor Angst die reizenden Glieder,
Eh' ihr den Krieg noch gesehn, und die schrecklichen Taten               des Krieges.
Denn ich verkündige nun, und wahrlich wär' es vollendet!
455   Nimmer in eurem Geschirre, vom Schlag der Donner                           verwundet,
Wärt ihr gekehrt zum Olympos, dem Sitz der unsterblichen               Götter!

Jener sprach's; da murrten geheim Athenäa und Here.
Nahe sich saßen sie dort, nur Unheil sinnend den Troern.
Jene nunmehr blieb schweigend, und redete nichts,                             Athenäa,

460   Eifernd dem Vater Zeus, und ihr tobte das Herz in Erbittrung.
Here nur konnte den Zorn nicht bändigen, sondern begann               so:

Welch ein Wort, Kronion, du Schrecklicher, hast du                        geredet!
Wohl ja erkennen auch wir, wie an Macht unbezwinglich du             waltest.
Aber es jammern uns der Danaer streitbare Völker,

465   Welche das böse Geschick nunmehr vollendend                                   verschwinden.
Dennoch entziehn wir hinfort dem Gefecht uns, wenn du                   gebietest;
Rat nur wollen wir geben den Danaern, welcher gedeihe,
Daß nicht all' hinschwinden vor deinem gewaltigen Zorne.

Ihr antwortete drauf der Herrscher im Donnergewölk Zeus:

470   Morgen gewiß noch mehr, du hoheitblickende Here,
Wirst du schaun, so du willst, den überstarken Kronion
Tilgen ein großes Heer von Achaias Lanzengeübten.
Denn nicht ruhn soll eher vom Streit der gewaltige Hektor,
Eh' sich erhebt bei den Schiffen der mutige Renner Achilleus,
475   Jenes Tags, wann dort sie zusammengedrängt um die Steuer
Kämpfen in schrecklicher Eng', um den hingesunknen                         Patroklos.
Also sprach das Verhängnis! Doch dein der Zürnenden acht'             ich
Nichts, und ob du im Zorn an die äußersten Enden                               entflöhest
Alles Lands und des Meers, wo Japetos drunten und Kronos
480   Sitzen, von Helios nie, dem leuchtenden Sohn Hyperions,
Noch von Winden erfreut; denn tief ist der Tartaros ringsum!
Nicht ob auch dort hinschweifend du wandertest, nicht auch             ein wenig
Acht' ich der Tobenden doch; weil nichts schamloser denn               du ist!

Sprach's; ihm erwiderte nichts die lilienarmige Here.

485   Doch zum Okeanos sank des Helios' leuchtende Fackel,
Ziehend die dunkele Nacht auf die nahrungsprossende Erde.
Ungern sahn die Troer das tauchende Licht; doch erfreulich
Kam und herzlich erwünscht die finstere Nacht den                             Achaiern.

Jetzo berief die Troer zum Rat der strahlende Hektor,

490   Abgewandt von den Schiffen zum wirbelnden Strome sie                   führend,
Wo noch rein das Gefild' aus umliegenden Leichen                             hervorschien.
Alle, den Wagen entstiegen zur Erd' hin, hörten die Rede,
Welche nun Hektor begann, der Göttliche: und in der                         Rechten
Trug er den Speer, elf Ellen an Läng'; und vorn an dem                         Schafte
495   Blinkte die eherne Schärf', umlegt mit goldenem Ringe;
Hierauf lehnte sich jener, und sprach die geflügelten Worte:

Hört mein Wort, ihr Troer, ihr Dardaner, und ihr Genossen.
Jetzo hofft' ich, verderbend die Schiff' und alle Achaier,
Siegreich heimzukehren zu Ilios luftigen Höhen;

500   Doch uns ereilte die Nacht, die jetzt am meisten gerettet
Argos Volk und die Schiff' am wogenden Strande des                         Meeres.
Aber wohlan, jetzt wollen der finsteren Nacht wir gehorchen,
Und das Mahl uns bereiten. Die schöngemähneten Rosse
Löst aus dem Joch der Geschirr', und reicht vorschüttend                   das Futter.
505   Doch aus der Stadt führt Rinder zum Schmaus' und                             gemästete Schafe
Eilend daher; auch Wein, den herzerfreuenden, bringt uns
Reichlich, und Brot aus den Häusern, und Holz auch leset in               Menge:
Daß wir die ganze Nacht bis zum dämmernden Schimmer                 der Eos
Feuer brennen durchs Heer, und der Glanz den Himmel                     erreiche;
510    Daß nicht gar im Finstern die hauptumlockten Achaier
Uns zu entfliehn versuchen auf weitem Rücken des Meeres,
Wenigstens nicht in Muße die Schiff' und ruhig besteigen;
Nein daß mancher von jenen daheim die Wunde des Pfeiles
Oder des scharfen Speers sich lindere, welche den Flüchtling,
515    Springend ins Schiff, noch ereilte; damit auch andre sich                     scheuen,
Gegen die reisigen Troer das Weh des Krieges zu tragen.
Aber ruft durch die Stadt, ihr Herolde, Freunde Kronions,
Daß die blühenden Knaben und silberhaarigen Greise
Rings um die Stadt sich lagern, auf gottgebaueten Türmen.
520   Aber die zarten Fraun, umher in den Wohnungen jede,
Brennen ein mächtiges Feuer; und wachsame Hut sei                         beständig:
Daß nicht schlau einbreche der Feind, da die Krieger entfernt           sind.
Also sei's, wie ich red', ihr edelmütigen Troer;
Und gesagt ist das Wort, das jetzt ich heilsam geachtet.
525   Morgen werd' ich das andre den reisigen Troern verkünden.
Flehend wünsch' ich, und hoffe zu Zeus und den anderen                   Göttern,
Endlich hinwegzutreiben die wütenden Hunde des                               Schicksals,
Welche das Schicksal gebracht auf dunkelen Schiffen des                   Meeres.
Auf, und laßt uns die Nacht das Heer sorgfältig bewachen;
530   Aber früh am Morgen, mit ehernen Waffen gerüstet,
Gegen die räumigen Schiff' erheben wir stürmenden Angriff.
Dann will ich sehn, ob Tydeus' gewaltiger Sohn Diomedes
Mich von den Schiffen zur Mauer hinwegdrängt, oder ich                   selbst ihn
Töte mit meinem Erz, und blutige Waffen erbeute.
535   Morgen zeig' uns der Held die Tapferkeit, ob er vor meiner
Nahenden Lanze besteht. Doch unter den vordersten, mein               ich,
Sinkt er dem Stoße der Hand, und viel umher der Genossen,
Wann uns Helios morgen emporstrahlt. O so gewiß nur
Möcht' ich unsterblich sein, und blühn in ewiger Jugend,
540   Ehrenvoll, wie geehrt wird Athene selbst und Apollon:
Als der kommende Tag ein Unheil bringt den Argeiern!

Also redete Hektor; und laut herriefen die Troer.
Sie nun lösten die Rosse, die schäumenden unter dem Joche,
Banden sie dann mit Riemen, am eigenen Wagen ein jeder.

545   Schnell nun führte man Rinder zum Schmaus' und gemästete           Schafe
Her aus der Stadt; auch Wein, den herzerfreuenden, trug                   man
Reichlich, und Brot aus den Häusern, und Holz auch las man             in Menge.
Und man brachte den Göttern vollkommene                                         Festhekatomben;
Und dem Gefild' entwallte der Opferduft in den Himmel,
550   Süßes Geruchs: doch verschmäheten ihn die seligen Götter,
Abgeneigt; denn verhaßt war die heilige Ilios jenen,
Priamos selbst, und das Volk des lanzenkundigen Königs.

Sie dort, mutig und stolz, in des Kriegs Abteilung gelagert,
Saßen die ganze Nacht; und es loderten häufige Feuer.

555   Wie wenn hoch am Himmel die Stern' um den leuchtenden               Mond her
Scheinen in herrlichem Glanz, wann windlos ruhet der Äther;
Hell sind rings die Warten der Berg', und die zackigen Gipfel,
Täler auch; aber am Himmel eröffnet sich endlos der Äther;
Alle nun schaut man die Stern', und herzlich freut sich der                 Hirte.
560   So viel, zwischen des Xanthos Gestad' und den Schiffen                     Achaias,
Loderten, weit erscheinend vor Ilios, Feuer der Troer.
Tausend Feuer im Feld' entflammten sie; aber an jedem
Saßen fünfzig der Männer, im Glanz des lodernden Feuers.
Doch die Rosse, mit Spelt und gelblicher Gerste genähret,
565   Standen bei ihrem Geschirr, die goldene Früh' erwartend.

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