Ilias - Kapitel 13 by Homer
Ilias - Kapitel 13 by Homer

Ilias - Kapitel 13

Homer * Track #13 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

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Homer

Ilias - Kapitel 13 Annotated

Dieses gesagt, verließ er sie dort, und eilte zu andern.
365   Tydeus Sohn nun fand er, den stolzen Held Diomedes,
Stehn auf rossebespanntem und wohlgefügetem Wagen;
Neben ihm Sthenelos auch, den kapaneïschen Sprößling.
Ihn auch schalt erblickend der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten Worte:

370       Wehe mir, Tydeus Sohn, des feurigen Rossebezähmers,
Wie du erbebst! wie du bang' umschaust nach den Pfaden                 des Treffens!
Nie hat Tydeus wahrlich so gar zu verzagen geliebet,
Sondern weit den Genossen voraus in die Feinde zu                             sprengen.
Also erzählt, wer ihn sah in der Kriegsarbeit: denn ich selber

375   Traf und erblickt' ihn nie; doch strebet' er, sagt man, vor                     andern.
Vormals kam, sich entfernend vom Krieg, der Held in                         Mykene
Gastlich, samt Polyneikes dem Göttlichen, Volk zu                               versammeln,
Weil sie mit Streit bezogen die heiligen Mauern von Thebe;
Und sie fleheten sehr um rühmliche Bundesgenossen.
380   Jen' auch wollten gewähren, und billigten, was sie gefodert;
Doch Zeus wendete solches durch unglückdrohende                           Zeichen.
Als sie nunmehr uns verlassen, und fort des Weges                             gewandelt,
Und den Asopos erreicht, von Gras und Binsen umufert;
Sendeten dort die Achaier den Tydeus wieder mit Botschaft.
385   Jener enteilt', und fand die versammelten Kadmeionen
Fröhlich am Mahl im Palaste der heiligen Macht Eteokles.
Doch er erblödete nicht, der Rossebändiger Tydeus,
Fremdling zwar, und allein, von vielen umringt der Kadmeier;
Sondern rief zu Kämpfen hervor; und in jeglichem siegt' er
390   Sonder Müh: so mächtig als Helferin naht' ihm Athene.
Jene, von Zorn ihm entbrannt, die kadmeiischen Sporner der             Rosse
Legeten Hinterhalt, auf dem Heimweg seiner zu harren,
Jünglinge fünfzig an Zahl; und zween Anführer geboten,
Mäon der Hämonid', unsterblichen Göttern vergleichbar,
395   Und Autophonos Sohn, der trotzende Held Lykophontes.
Aber es ward auch jenen ein schmähliches Ende von                           Tydeus;
Alle streckt' er dahin, und einen nur sandt' er zur Heimat;
Mäon entsandt' er allein, der unsterblichen Zeichen                             gehorchend.
So war Tydeus einst, der Ätolier! Aber der Sohn hier
400   Ist ein schlechterer Held in der Schlacht, doch ein besserer               Redner.

Jener sprach's; ihm erwiderte nichts der Held Diomedes,
Ehrfurchtvoll dem Verweise des ehrenvollen Gebieters.
Aber Kapaneus Sohn, des Gepriesenen, gab ihm zur                             Antwort:

Rede nicht falsch, Atreide, so wohlbekannt mit der                           Wahrheit!

405   Tapferer rühmen wir uns, weit mehr denn unsere Väter!
Wir ja eroberten Thebe, die siebentorige Feste,
Weniger zwar hinführend des Volks vor die trotzende                         Mauer,
Doch durch Götterzeichen gestärkt und die Hilfe Kronions.
Jene bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben.
410   Darum preise mir nicht in gleicher Ehre die Väter!

Finster schaut' und begann der starke Held Diomedes:
Trauter, halte dich still, und gehorche du meiner Ermahnung.
Denn nicht ich verarg' es dem Hirten des Volks Agamemnon,
Daß er treibt zum Kampfe die hellumschienten Achaier.

415    Denn ihm folgt ja der Ruhm, wenn Achaias Söhne die Troer
Bändigen, und mit Triumph zur heiligen Ilios eingehn;
Ihm auch unendlicher Gram, wenn gebändigt sind die                         Achaier.
Aber wohlan, und beide gedenken wir stürmendes Mutes!

Sprach's, und vom Wagen herab mit den Rüstungen sprang             Ser zur Erde.

420   Graunvoll klirrte das Erz umher am Busen des Königs,
Als er sich schwang; ihm hätt' auch ein männlicher unten                   gezittert.

Wie wenn die Meeresflut zum hallenden Felsengestad' her
Wog' an Woge sich stürzt, vom Zephyros aufgewühlet;
Weit auf der Höhe zuerst erhebt sie sich; aber anjetzo

425   Laut am Lande zerplatzt erdonnert sie, und um den                             Vorstrand
Hänget sie krumm aufbrandend, und speit von ferne den                   Salzschaum:
Also zogen gedrängt die Danaer, Haufen an Haufen,
Rastlos her in die Schlacht. Es gebot den Seinen ein jeder
Völkerfürst; still gingen die anderen; keiner gedächt' auch,
430   Solch ein großes Gefolg' hab' einen Laut in den Busen:
Ehrfurchtsvoll verstummend den Königen; jeglicher                             Heerschar
Hell von buntem Geschmeid', in welches gehüllt sie                             einherzog.
Trojas Volk, wie die Schafe des reichen Mannes in der Hürde
Zahllos stehn, und mit Milch die schäumenden Eimer                         erfüllen,
435   Blökend ohn' Unterlaß, da der Lämmer Stimme gehört wird:
Also erscholl das Geschrei im weiten Heere der Troer;
Denn nicht gleich war aller Getön, noch einerlei Ausruf,
Vielfach gemischt war die Sprach', und mancherlei Stammes             die Völker.
Hier ermunterte Ares, und dort Zeus Tochter Athene;
440   Schrecken zugleich und Graun, und die rastlos lechzende                   Zwietracht,
Sie des mordenden Ares verbündete Freundin und                               Schwester:
Die erst klein von Gestalt einherschleicht; aber in kurzem
Trägt sie hoch an den Himmel ihr Haupt, und geht auf der                 Erde.
Diese nun streuete Zank zu gemeinsamem Weh in die Mitte,
445   Wandelnd von Schar zu Schar, das Geseufz' der Männer                     vermehrend.

Als sie nunmehr anstrebend auf einem Raum sich                           begegnet;
Trafen zugleich Stierhäut', und Speere zugleich, und die                     Kräfte
Rüstiger Männer in Erz; und die hochgenabelten Schilde
Naheten dichtgedrängt; und umher stieg lautes Getös' auf.

450   Jetzo erscholl Wehklagen und Siegsgeschrei miteinander,
Würgender dort und Erwürgter; und Blut umströmte die                     Erde.
Wie zween Ström' im Herbste geschwellt, den Gebirgen                     entrollend,
Zum gemeinsamen Tal ihr strudelndes Wasser ergießen,
Aus unendlichen Quellen durch tiefgehöhltes Geklüft hin;
455   Ferne hört ihr Geräusch der weinende Hirt auf den Bergen:
Also erhub den Vermischten sich Wutgeschrei und                             Verfolgung.

Erst nun erschlug den Troern Antilochos einen der                           Kämpfer,
Mutig im Vordergewühl, des Thalysios Sohn Echepolos.
Diesem traf er zuerst den umflatterten Kegel des Helmes,

460   Daß er die Stirne durchbohrt'; hineindrang tief in den                         Schädel
Jenem die eherne Spitz', und Nacht umhüllt ihm die Augen,
Und er sank, wie ein Turm, im Ungestüme der Feldschlacht.
Schnell des Gefallenen Fuß ergriff Elephenor der Herrscher,
Chalkodons Sohn, Heerfürst der hochgesinnten Abanter;
465   Dieser entzog den Geschossen begierig ihn, daß er ihm eilig
Raubte das Waffengeschmeid'; allein kurz währt' ihm die                   Arbeit.
Denn wie den Toten er schleifte, da sah der beherzte                           Agenor,
Daß dem Gebückten die Seit' entblößt vom Schilde                             hervorschien,
Zuckte den erzgerüsteten Schaft, und löst' ihm die Glieder.
470   Also verließ ihn der Geist; doch über ihm tobte der Streit nun
Schrecklich umher der Troer und Danaer: ähnlich den                         Wölfen,
Sprangen sie wild aneinander, und Mann für Mann sich                       erwürgend.

Ajas der Telamonid' erschlug Anthenions Sohn itzt,
Jugendlich, blühend an Kraft, Simoeisios: welchen die Mutter

475   Einst vom Ida kommend, an Simois Ufer geboren,
Als sie, die Herde zu schaun, dorthin den Eltern gefolgt war:
Darum nannten sie ihn Simoeisios. Aber den Eltern
Lohnet er nicht die Pflege: denn kurz nur blühte das Leben
Ihm, da vor Ajas Speer, des mutigen Helden, er hinsank.
480   Denn wie er vorwärts ging, traf jener die Brust an der Warze
Rechts, daß gerad' hindurch ihm der eherne Speer aus der                 Schulter
Drang, und er selbst in den Staub hintaumelte: gleich der                   Pappel,
Die in gewässerter Aue des großen Sumpfes emporwuchs,
Glattes Stamms, nur oben entwuchsen ihr grünende Zweige;
485   Und die der Wagener jetzt abhaut mit blinkendem Eisen,
Daß er zum Kranz des Rades sie beug' am zierlichen Wagen;
Jetzo liegt sie welkend am Bord des rinnenden Baches:
So Anthemions Sohn Semoeisios, als ihm die Rüstung
Ajas raubte der Held. Doch Antiphos, rasch in dem Panzer,
490   Sandt' ihm, Priamos Sohn, die spitzige Lanz' im Gewühl her;
Fehlend zwar; doch dem Leukos, Odysseus edlem                               Genossen,
Flog das Geschoß in die Scham, da zurück den Toten er                     schleifte:
Auf ihn taumelt' er hin, und der Leichnam sank aus der Hand             ihm.
Um den erschlagenen Freund entbrannt' im Herzen                             Odysseus,
495   Ging durchs Vordergefecht mit strahlendem Erze gerüstet,
Stand dann jenem genäht, und schoß den blinkenden                         Wurfspieß,
Rings umschauend zuvor; und zurück ihm stoben die Troer,
Als hinzielte der Held; doch flog nicht umsonst das Geschoß             ihm,
Sondern Priamos Sohn Demokoon traf es, den Bastard,
500   Der von Abydos ihm kam, vom Gestüt leichtrennender                       Gaule.
Ihm nun sandte die Lanz', um den Seinigen zürnend,                           Odysseus
Durch den Schlaf, und hindurch aus dem anderen Schlafe                   gestürmet
Kam die eherne Spitz'; und Nacht umhüllt' ihm die Augen;
Dumpf hinkracht' er im Fall, und es rasselten um ihn die                     Waffen.
505   Rückwärts wichen die ersten des Kampfs, und der strahlende           Hektor.
Doch laut schrien die Danaer auf, und entzogen die Toten,
Drangen dann noch tiefer hinein. Des zürnet' Apollon,
Hoch von Pergamos schauend, und rief, die Troer                                 ermunternd:

Auf, ihr reisigen Troer, wohlauf! und räumet das Feld nicht

510   Argos Volk'; ihr Leib ist ja weder von Stein, noch von Eisen,
Daß abprallte der Wurf des leibzerschneidenden Erzes!
Nicht einmal Achilleus, der Sohn der lockigen Thetis,
Kämpft; er ruht bei den Schiffen, das Herz voll nagendes                     Zornes!

Also rief von der Stadt der Schreckliche. Doch die Achaier

515   Trieb Zeus' Tochter zum Kampf, die herrliche Tritogeneia,
Wandelnd von Schar zu Schar, wo säumende Kämpfer                       erschienen.

Jetzt umstrickte der Tod Amarinkeus Sohn, den Diores;
Denn ihn traf an dem Knöchel des rechten Fußes ein                           Feldstein,
Fausterfüllend und rauh; es warf der thrakische Führer

520   Peiros, Imbrasos Sohn, der hergekommen von Änos.
Sehnen zugleich und Knochen zerschmetterte sonder                         Verschonen
Ihm der entsetzliche Stein; daß er rücklings hinab auf den                 Boden
Taumelte, beide Händ' umher zu den Freunden verbreitend,
Atemlos hinschlummernd. Da nahete, der ihn verwundet,
525   Peiros, und bohrte die Lanz' in den Nabel ihm; und es                           entstürzten
Alle Gedärme zur Erd', und Nacht umhüllt' ihm die Augen.

Ihn den Stürmenden traf mit dem Speer der Ätolier Thoas
Über der Warz' in die Brust; und es drang in die Lunge das                 Erz ihm.
Eilend sprang nun Thoas hinan, und riß ihm des Speeres

530   Mächtigen Schaft aus der Brust; dann zog er das                                   schneidende Schwert aus,
Schwang es und haut' ihm über den Bauch, und raubt' ihm                 das Leben.
Doch nicht nahm er die Wehr; denn rings umstanden ihn                   Thraker
Mit hochsträubendem Haar, langschaftige Spieße                               bewegend,
Welche, wie groß der Held, wie gewaltig er war, und wie                   ruhmvoll,
535   Dennoch zurück ihn drängten; er wich voll jäher Bestürzung.
Also lagen sie beid' im Staube gestreckt miteinander.
Thrakiens edler Fürst, und der erzumschirmten Epeier
Fürst zugleich; auch sanken noch viel' umher der Genossen.

Jetzo hätte kein Mann das Werk der Krieger getadelt,

540   Wandelt' er, ungetroffen und ungehaun von dem Erze,
Rings durch das Waffengewühl, und leitete Pallas Athene
Ihn an der Hand, abwehrend den fliegenden Sturm der                       Geschosse.
Denn viel sanken der Troer, und viel der Danaer vorwärts
Jenes Tags in den Staub, und bluteten nebeneinander.

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