Ilias - Kapitel 17 by Homer
Ilias - Kapitel 17 by Homer

Ilias - Kapitel 17

Homer * Track #17 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

Download "Ilias - Kapitel 17"

Album Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

Ilias - Kapitel 17 by Homer

Performed by
Homer

Ilias - Kapitel 17 Annotated

Auch Tlepolemos trugen die hellumschienten Achaier
Schnell aus dem Kampfe zurück. Dies sah der edle                               Odysseus,
670   Voll ausdaurender Kraft; und bewegt ward innig das Herz                   ihm.
Und er erwog hinfort in des Herzens Geist und Empfindung:
Ob er zuvor Zeus' Sohn, des donnerfrohen, verfolgte;
Oder mehreren dort der Lykier raubte das Leben.
Aber Odysseus nicht, dem Erhabenen, gönnte das Schicksal,
675   Zeus'gewaltigen Sohn mit scharfem Erz zu erlegen;
Drum in das Volk der Lykier trieb den Mut ihm Athene.
Dort den Köranos rafft' er, den Chromios, und den Alastor,
Halios auch, und Alkandros, und Prytanis, auch den                             Noëmon.
Und noch mehr der Lykier schlug der edle Odysseus,
680   Wenn nicht schnell ihn bemerkt der helmumflatterte Hektor.
Rasch durch das Vordergewühl, mit strahlendem Erze                         gewappnet,
Kam er, ein Graun der Achaier; doch froh des nahenden                     Freundes
Ward Zeus' Sohn Sarpedon, und sprach mit trauriger                           Stimme:

Laß nicht, Priamos' Sohn, mich nun zum Raub den Achaiern

685   Liegen; verteidige mich! Dann mög' auch fliehen mein Leben
Dort in euerer Stadt; dieweil ja nicht mir verhängt ward,
Heimgekehrt in mein Haus, zum lieben Lande der Väter,
Einst mein liebendes Weib und den zarten Sohn zu erfreuen!

Jener sprach's; ihm erwiderte nichts der gewaltige Hektor!

690   Sondern er stürmte vorbei, voll heißer Begier, wie er eilig
Wegdrängt' Argos Volk, und vielen noch raubte das Leben.
Aber den göttlichen Held Sarpedon legten die Freunde
Unter des ägiserschütternden Zeus' weitprangende Buche.
Dort nun zog ihm hervor den eschenen Speer aus dem                       Schenkel
695   Pelagon, tapfer und stark, der ihm ein trauter Genoß war.
Und ihn verließ sein Geist, und Nacht umzog ihm die Augen.
Doch nun atmet' er auf, und kühlende Hauche des                               Nordwinds
Wehten umher Erfrischung dem matt arbeitenden Leben.

Argos Volk, von Ares gedrängt und dem strahlenden                       Hektor,

700   Wandte sich weder hinab zu den dunkelen Schiffen des                     Meeres,
Noch auch strebt' es entgegen den Streitenden; sondern                   allmählich
Wichen sie, als sie vernahmen im Heer der Troer den Ares.

Welchen entblößte zuerst, und welchen zuletzt des                         Geschmeides
Hektor zugleich, des Priamos' Sohn, und der eherne Ares?

705   Teuthras den göttlichen Held, und den Rossetummler                         Orestes,
Drauf den Önomaos auch, und Ätoliens Kämpfer den                         Trechos,
Helenos, Önops Sohn, und Oresbios, rüstig im Leibgurt:
Der einst Hyle bewohnt, des Reichtums sorgsamer Hüter,
Wo am See Kephissis er bauete, und ihm benachbart
710    Viel der böotischen Männer, der Segensflur sich erfreuend.

Aber nunmehr bemerkte die lilienarmige Here
Argos Volk hinsinkend in schreckenvoller Entscheidung,
Wandte sich schnell zur Athen', und sprach die geflügelten               Worte:

Weh mir, des ägiserschütternden Zeus' unbezwungene                Tochter!

715    Traun ein eiteles Wort verhießen wir einst Menelaos,
Heimzugehn ein Vertilger der festummauerten Troja,
Wenn wir so zu wüten dem tobenden Ares vergönnen!
Aber wohlan, auch selber gedenken wir stürmendes Mutes!

Sprach's; und willig gehorcht' ihr Zeus' blauäugige Tochter.

720   Jene nun eilt' anschirrend die goldgezügelten Rosse,
Here, die heilige Göttin, erzeugt vom gewaltigen Kronos.
Hebe fügt' um den Wagen alsbald die gerundeten Räder,
Eherne mit acht Speichen, umher an die eiserne Achse.
Gold ist ihnen der Kranz, unalterndes; aber umher sind
725    Eherne Schienen gelegt, anpassende, Wunder dem Anblick.
Silbern glänzen die Nahen in schönumlaufender Ründung.
Dann in goldenen Riemen und silbernen schwebet der Sessel
Ausgespannt, und umringt mit zween umlaufenden                             Rändern.
Vornhin streckt aus Silber die Deichsel sich; aber am Ende
730   Band sie das goldene Joch, das prangende; dem sie die Seile,
Schön und golden, umschlang. In das Joch nun fügete Here
Ihr schnellfüßig Gespann, und brannte nach Streit und                       Getümmel.

Aber Pallas Athene, des Ägiserschütterers Tochter,
Ließ hingleiten das feine Gewand im Palaste des Vaters,

735   Buntgewirkt, das sie selber mit künstlicher Hand sich                           bereitet.
Drauf in den Panzer gehüllt des schwarzumwölkten                             Kronions,
Nahm sie das Waffengeschmeide zur tränenbringenden                     Feldschlacht.
Siehe sie warf um die Schulter die Ägis, prangend mit                         Quästen,
Fürchterlich, rund umher mit drohendem Schrecken                           umkränzet.
740   Drauf ist Streit, drauf Stärke und drauf die starre Verfolgung,
Drauf das gorgonische Haupt, des entsetzlichen                                   Ungeheuers,
Schreckenvoll und entsetzlich, das Graun des donnernden                 Vaters!
Auch umschloß sie das Haupt mit des Helms viergipflichter               Kuppel,
Golden und groß, die Streiter aus hundert Städten zu decken.
745   Jetzt in den flammenden Wagen erhub sie sich; nahm dann               die Lanze
Schwer und groß und gediegen, womit sie die Scharen der                 Helden
Bändiget, welchen sie zürnt, die Tochter des schrecklichen                 Vaters.
Here beflügelte dann mit geschwungener Geißel die Rosse;
Und aufkrachte von selbst des Himmels Tor, das die Horen
750   Hüteten, welchen der Himmel vertraut ward, und der                         Olympos,
Daß sie die hüllende Wolk' itzt öffneten, jetzo verschlossen.
Dort nun lenkten sie durch die leichtgesporneten Rosse.

Jetzo fanden sie Zeus, der entfernt von anderen Göttern
Saß auf dem obersten Gipfel des vielgezackten                                     Olympos.

755   Dort nun hemmt' ihr Gespann die lilienarmige Here,
Und den erhabenen Zeus befragte sie, also beginnend:

Zürnst du nicht, Vater Zeus, den gewaltigen Taten des                   Ares,
Wie er verderbt ein so großes und herrliches Volk der                         Achaier,
Frech, nicht der Ordnung gemäß? Mich schmerzet es! Aber               in Ruhe

760   Freuen sich Kypris zugleich und der Gott des silbernen                       Bogens,
Welche den Wüterich reizten, der keine Gerechtigkeit                         kennet!
Vater Zeus, ob du des mir ereifertest, wenn ich den Ares
Schlagend mit traurigem Schlag hinweg aus dem Kampfe                   verscheuchte?

Ihr antwortete drauf der Herrscher im Donnergewölk Zeus:

765   Frisch nur, gereizt auf jenen die Siegerin Pallas Athene
Die am meisten ihn pflegt in bitteren Schmerz zu versenken!

Jener sprach's; ihm gehorchte die lilienarmige Here.
Treibend schwang sie die Geißel, und rasch hinflogen die                   Rosse,
Zwischen der Erd' einher und dem sternumleuchteten                         Himmel.

770   Weit wie die dunkelnde Fern' ein Mann durchspäht mit den               Augen,
Sitzend auf hoher Wart', in das finstere Meer hinschauend:
So weit heben im Sprung sich der Göttinnen schallende                     Rosse.
Aber nachdem sie Troja erreicht, und die doppelte Strömung,
Wo des Simois Flut sich vereiniget und des Skamandros;
775   Jetzo hemmt ihr Gespann die lilienarmige Here,
Abgelöst vom Wagen, und breitete dichtes Gewölk aus;
Aber Ambrosia sproß der Simois jenen zur Weide.

Sie nun eilten dahin gleich schüchternen Tauben am Gange
Beid' entbrannt zu helfen den Männerscharen von Argos.

780   Als sie nunmehr hinkamen, allwo die meisten und stärksten
Standen um Tydeus' Sohn, den gewaltigen Rossebezähmer,
Dichtgedrängt, blutgierig, wie raubverschlingende Löwen,
Oder wie Eber des Waldes von nicht unkriegrischer Stärke;
Jetzo stand sie und rufte, die lilienarmige Here,
785   Stentorn gleich, dem starken an Brust und eherner Stimme,
Dessen Ruf laut tönte, wie fünfzig anderer Männer:

Schande doch, Argos Volk, ihr Verworfenen, trefflich an                   Bildung!
Weil noch mit in die Schlacht einging der edle Achilleus,
Wageten nie die Troer aus Dardanos schirmenden Toren

790   Vorzugehn; denn sie scheuten Achilleus mächtige Lanze!
Nun ist ferne der Stadt bei den räumigen Schiffen ihr                           Schlachtfeld!

Jene riefs, und erregte den Mut und die Herzen der Männer.
Aber zu Tydeus Sohn enteilete Pallas Athene;
Und sie fand den Herrscher am rossebespanneten Wagen,

795   Wie er die Wund' abkühlte, die Pandaros Pfeil ihm gebohret.
Denn ihn quälte der Schweiß, und der Druck des breiten                     Gehenkes
An dem gerundeten Schild'; und kraftlos starrte die Hand                   ihm.
Jetzo hob er den Riemen, und wischte sich dunkeles Blut ab.
Aber das Joch der Rosse berührt', und sagte die Göttin:

800       Wenig gleicht dem Erzeuger der Sohn des mutigen Tydeus!
Tydeus dort war klein von Gestalt nur, aber ein Krieger!
Selbst einmal, da ich jenem den Kampf nicht wollte                             verstatten,
Noch ausschweifenden Trotz, da er einging fern von                           Achaiern,
Abgesandt in Thebe, zu häufigen Kadmeionen;

805   (Ruhig hieß ich ihn sitzen am Feiermahl im Palaste:)
Dennoch zeigt' er den Mut voll Ungestüms, wie beständig,
Rief die Kadmeier zu Kämpfen hervor; und in jeglichem siegt'             er
Sonder Müh': so mächtig als Helferin naht' ich ihm selber.
Zwar auch deiner walt' ich mit Hilf' und schirmender Obhut,
810   Und zu freudigem Kampf ermahn' ich dich wider die Troer:
Doch dir starren vielleicht von stürmischer Arbeit die Glieder;
Oder dich lähmt auch Furcht, die entseelende! Nimmer in                   Zukunft
Scheinst du von Tydeus erzeugt, dem feurigen Sohne des                   Öneus!

Ihr antwortete drauf der starke Held Diomedes:

815    Wohl erkenn' ich dich, Göttin, des Ägiserschütterers Tochter;
Drum verkünd' ich dir frei und unverhohlen die Wahrheit.
Weder lähmt mich die Furcht, die entseelende weder die                   Trägheit;
Sondern annoch gedenk' ich, o Herrscherin, deines Gebotes:
Niemals seligen Göttern im Kampf entgegen zu wandeln,
820   Allen sonst; doch käme die Tochter Zeus' Aphrodite
Her in den Streit, die möcht' ich mit spitzigem Erze                             verwunden.
Darum weich' anjetzo ich selber zurück, und ermahn' auch
Andre von Argos Volk, sich hieher alle zu sammeln;
Denn ich erkenne den Ares, der dort das Treffen                                   durchwaltet.

825        Drauf antwortete Zeus' blauäugige Tochter Athene:
Tydeus' Sohn, Diomedes, du meiner Seele Geliebter,
Fürchte du weder den Ares hinfort, noch einen der andern
Götter umher: so mächtig als Helferin nah' ich dir selber!
Mutig, zuerst auf Ares gelenkt die stampfenden Rosse!

830   Dann verwund' in der Näh', und scheu' nicht Ares den                        Wütrich,
Jenen Rasenden dort, den verderbenden Andrenumandren!
Ihn der neulich mir selbst und zugleich der Here gelobte,
Trojas Volk zu bekämpfen, und beizustehn den Argeiern;
Aber anjetzt die Troer verteidiget, jener vergessend!

835        Jene sprach's; und sofort den Sthenelos trieb sie vom                     Wagen,
Ihn mit der Hand abreißend; und nicht unwillig entsprang er.
Doch sie trat in den Sessel zum edlen Held Diomedes,
Heiß in Begierde des Kampfs; laut stöhnte die buchene                       Achse
Lastvoll, tragend den tapfersten Mann, und die schreckliche             Göttin.

840   Geißel sofort und Zügel ergriff nun Pallas Athene,
Eilt' und lenkt' auf Ares zuerst die stampfenden Rosse.
Jener entwaffnete dort der Ätolier tapfersten Krieger,
Periphas, groß und gewaltig, Ochesios edlen Erzeugten:
Diesen entwaffnete Ares, der blutige. Aber Athene
845   Barg sich in Aïdes Helm, damit nicht Ares sie sähe.

Als nun der mordende Ares ersah Diomedes den Edlen;
Ließ er Periphas schnell, den Gewaltigen, dort in dem Staube
Liegen, allwo er zuerst des Erschlagenen Seele geraubet;
Eilte dann grade daher auf den reisigen Held Diomedes.

850   Als sie nunmehr sich genaht, die Eilenden gegeneinander;
Vor dann streckte der Gott sich über das Joch und die Zügel
Mit erzblinkender Lanz', in Begier ihm die Seele zu rauben.
Doch mit der Hand sie ergreifend, die Herrscherin Pallas                     Athene
Stieß sie hinweg vom Sessel, daß nichtiges Schwungs sie                   vorbeiflog.
855   Jetzo erhub sich auch jener, der Rufer im Streit Diomedes,
Mit erzblinkender Lanz'; und es drängte sie Pallas Athene
Gegen die Weiche des Bauchs, wo die eherne Binde sich                   anschloß:
Dorthin traf und zerriß ihm die schöne Haut Diomedes;
Zog darin die Lanze zurück. Da brüllte der eherne Ares:
860   Wie wenn zugleich neuntausend daherschrien, ja                                 zehntausend
Rüstige Männer im Streit, zu schrecklichem Kampf sich                     begegnend.
Rings nun erbebte das Volk der Troer umher und Achaier,
Voll von Angst: so brüllte der rastlos wütende Ares.

Jetzo wie hoch aus Wolken umnachtetes Dunkel                             erscheinet,

865   Wenn nach drückender Schwül' ein Donnersturm sich                         erhebet:
Also dem Held Diomedes erschien der eherne Ares,
Als er in Wolken gehüllt auffuhr zum erhabenen Himmel.
Eilendes Schwungs erreicht' er die seligen Höhn des                           Olympos.
Dort nun saß er bei Zeus dem Donnerer, trauriges Herzens,
870   Zeigte das göttliche Blut, das niedertroff aus der Wunde;
Und er begann wehklagend, und sprach die geflügelten                       Worte:

Zürnst du nicht, Vater Zeus, die gewaltigen Taten                           erblickend?
Stets doch haben wir Götter die bitterste Qual zu erdulden,
Einer vom Rat des andern, und Gunst den Menschen                           gewährend!

875   Doch dir streiten wir alle! denn dein ist die rasende Tochter,
Die, zu verderben entbrannt, nur frevele Taten ersinnet!
Alle die anderen Götter, so viel den Olympos bewohnen,
Folgen dir untertan, und huldigen deinem Gebote.
Jene nur, weder mit Worten bezähmst du sie, weder mit                   Taten;
880  Sondern vergönnst, weil selbst die verderbende Tochter du               zeugtest:
Welche nun den Tydeiden, den stolzen Held Diomedes,
Reizte daherzuwüten auf uns unsterbliche Götter!
Kypris traf er zuerst, die Hand am Knöchel verwundend;
Aber darauf mich selber bestürmet' er, stark wie ein Dämon!
885   Nur mit eilenden Füßen entrann ich ihm. Lange vielleicht                   noch
Räng' ich dort mit Qualen im gräßlichen Leichengewimmel;
Oder ich lebt' ein Krüppel, entstellt von des Erzes                                 Verwundung!

Finster schaut' und begann der Herrscher im Donnergewölk           Zeus:
Hüte dich, Andrerumandrer, mir hier zur Seite zu winseln!

890   Ganz verhaßt mir bist du vor allen olympischen Göttern!
Stets doch hast du den Zank nur geliebt, und die Kämpf' und             die Schlachten!
Gleich der Mutter an Trotz und unerträglichem Starrsinn,
Heren, welche mir kaum durch Worte gebändiget nachgibt!
Auch ihr Rat, wie ich mein', hat dieses Weh dir bereitet!
895   Aber ich kann nicht länger es ansehn, daß du dich quälest.
Bist du doch meines Geschlechts, und mir gebar dich die                   Mutter.
Hätt' ein anderer Gott dich erzeugt, heilloser Verderber;
Traun du lägest vorlängst tief unter den Uranionen.

Also Zeus, und gebot dem Päeon, jenen zu heilen.

900   Ihm nun legt' auf die Wunde Päeon lindernden Balsam,
Und er genas; denn nicht war sterbliches Los ihm                                 beschieden.
Schnell wie die weiße Milch von Feigenlabe gerinnet,
Flüssig zuvor, wann in Eil' umher sie dreht der Vermischer:
Also schloß sich die Wunde sofort dem tobenden Ares.
905   Jetzo badet' ihn Hebe, und hüllt' ihm schöne Gewand' um;
Und er saß bei Kronion dem Donnerer, freudiges Trotzes.

Heim nun kehreten jen' in Zeus' des Allmächtigen                          Wohnung,
Here von Argos zugleich, und Athen' Alalkomenens Göttin,
Als sie gehemmt den Verderber, den männermordenden                   Ares.

Your Gateway to High-Quality MP3, FLAC and Lyrics
DownloadMP3FLAC.com