Ilias - Kapitel 34 by Homer
Ilias - Kapitel 34 by Homer

Ilias - Kapitel 34

Homer * Track #34 On Ilias (Übersetzt von Johann Heinrich Voß)

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Homer

Ilias - Kapitel 34 Annotated

Als er solches erwog in des Herzens Geist und Empfindung,
Zogen bereits die Troer heran in geschildeten Schlachtreihn;
Und sie umschlossen ihn rings, ihr Unheil selber umzingelnd.
Wie auf den Eber umher die Hund' und die blühenden Jäger
415    Stürzen; er wandelt hervor aus tiefverwachsenem Dickicht,
Wetzend den weißen Zahn im zurückgebogenen Rüssel;
Rings nun stürmen sie an; und wild mit klappenden Hauern
Wütet er; dennoch bestehn sie zugleich, wie schrecklich er               drohet:
Also dort um Odysseus den Göttlichen stürzten sich                           ringsher
420   Troer. Doch jener zuerst dem untadligen Deïopites
Stach er die Schulter von oben, mit spitziger Lanz' ihn                         ereilend;
Auch den Thoon darauf und Ennomos streckt' er in Blut hin;
Auch dem Chersidamas rannt' er, der schnell vom Wagen                 herabsprang,
Unter dem bucklichten Schild den scharfen Speer in den                     Nabel,
425   Tief; und er sank in den Staub, mit der Hand den Boden                       ergreifend.
Jene verließ er, und Hippasos' Sohn mit der Lanze                               durchstach er,
Charops, den leiblichen Bruder des wohlentsprossenen                       Sokos.
Ihm ein Helfer zu sein, wie ein Gott, kam Sokos gewandelt;
Nahe trat er hinan, und sprach zu jenem die Worte:

430        O preisvoller Odysseus, an List unerschöpft, und an Arbeit,
Heut ist entweder dein Ruhm, daß Hippasos' Söhne du                       beide,
Solche Männer, dahingestreckt, und die Waffen erbeutet;
Oder von meiner Lanze durchbohrt verlierst du das Leben!

Jener sprach's, und stieß auf des Schildes geründete                       Wölbung.

435   Siehe den strahlenden Schild durchschmetterte mächtig die             Lanze,
Auch in das Kunstgeschmeide des Harnisches drang sie                     geheftet;
Ganz dann entriß sie die Haut von den Rippen ihm; aber                     Athene
Wehrte dem Erz zu dringen ins Eingeweide des Mannes.
Doch wie Odysseus erkannt, nicht tödlich sei das Geschoß               ihm,
440   Wich er ein wenig zurück, und sprach zu Sokos die Worte:

Unglückseliger, traun! dich ergreift nun grauses Verderben!
Zwar mich hast du gehemmt, der Troer Volk zu bekämpfen:
Doch dir meld' ich allhier den Tod und das schwarze                           Verhängnis,
Diesen Tag dir bestimmt; von meiner Lanze gebändigt,

445   Gibst du mir Ruhm, und die Seele dem Sporner der Gaul'                     Aïdoneus.

Sprach's; und jener zur Flucht hinweggewendet enteilte;
Doch dem Gewendeten schoß er den ehernen Speer in den               Rücken,
Zwischen der Schulterbucht, daß vorn aus dem Busen er                   vordrang;
Dumpf hinkracht' er im Fall; und es rief frohlockend                             Odysseus:

450        Sokos, Hippasos' Sohn, des feurigen Rossebezähmers,
Siehe der endende Tod erhaschte dich, und du entrannst                   nicht!
Wehe dir, nicht dein Vater und deine liebende Mutter
Drücken die Augen dir zu, dem Sterbenden; sondern des                   Raubes
Vögel zerhacken dich bald, mit den Fittichen froh dich                         umflatternd!

455   Sterb' auch ich, dann schmücken mein Grab die edlen                         Achaier!

Jener sprach's, und den mächtigen Speer des erhabenen               Sokos
Zog er hervor aus der Wund', und dem hochgenabelten                     Schilde.
Blut nun schoß dem entzogenen nach, und schwächte das                 Herz ihm.
Doch wie die mutigen Troer das Blut des Königes schauten,

460   Riefen sie laut einander, und wandelten gegen ihn alle.
Aber Odysseus wich dem Gedräng', und schrie zu den                       Freunden.
Dreimal schrie er empor, wie die Brust aushallet des Mannes;
Dreimal vernahm das Geschrei der streitbare Held Menelaos.
Schnell begann er und sprach zu Ajas, der ihm genaht war:

465        Ajas, göttlicher Sohn des Telamon, Völkergebieter,
Eben umscholl Odysseus' des Duldenden fernes Geschrei                 mich,
Jenem gleich, als drängten den einsam Verlassenen etwa
Troer, den Weg abschneidend im Ungestüme der                                 Feldschlacht,
Auf, wir gehn durchs Getümmel; denn ihm zu helfen geziemt            uns.

470   Daß nur nichts ihm begegne, dem Einsamen unter den                       Troern,
Stark wie er sei; und schmerzlich der Danaer Volk ihn                         vermisse!

Sprach's und ging; ihm folgte der götterähnliche Streiter.
Und sie erreichten Odysseus den Herrlichen; um ihn                           gedrängt war
Troergewühl: so wie oft rotgelbe Schakal' im Gebirge

475   Um den gehörneten Hirsch, den verwundeten, welchen ein               Jäger
Traf mit der Senne Geschoß; ihm zwar entrann er im Laufe
Fliehend, dieweil warm strömte das Blut, und die Kniee sich               regten;
Aber sobald nun der Schmerz des geflügelten Pfeils ihn                       gebändigt,
Dann zerreißen Schakal' im Gebirg' ihn, gierig des Fleisches,
480   Tief im schattigen Hain; doch ein Leu, vom Dämon                               gesendet,
Naht grimmvoll; es entfliehn die Schakal', und jener                             verschlingt nun:
Also dort um Odysseus, den feurigen Held voll Erfindung,
Drangen viel der Troer und Tapfere. Aber der Held schwang
Seine Lanz', und wehrte dem grausamen Todestage.
485   Ajas jetzo genaht, den türmenden Schild vortragend,
Trat zu ihm; und die Troer entzitterten hiehin und dorthin.
Jenen führt' an der Hand der streitbare Held Menelaos
Aus dem Gewühl, bis die Rosse der Wagengenoß ihm                         genähert.

Ajas sprang in der Troer Gedräng', und entraffte Doryklos,

490   Priamos' Nebensohn; und darauf auch den Pandokos stürzt'             er,
Stürzte Lysandros dahin, und Pyrasos, und den Pylartes.
Wie wenn hochgeschwollen ein Strom in das Tal sich                         ergießet,
Strudelnd im Herbst vom Gebirg', indem Zeus' Regen ihn                   fortdrängt;
Viel der dorrenden Eichen alsdann, viel Kiefergehölz auch
495   Wälzt er hinab, und viel des trübenden Schlamms in die                     Salzflut:
Also durchtobt' hinstürzend das Feld der strahlende Ajas,
Bahn durch Männer sich hauend und Reisige. Aber noch                     hört' es
Hektor nicht; denn er kämpft' an der linken Seite des                           Treffens,
Längs dem Gestade des Stroms Skamandros: dort wo am                   meisten
500   Taumelten Häupter der Männer, und graunvoll brüllte der                 Schlachtruf,
Um den erhabenen Idomeneus her, und den mutigen Nestor.
Hektor schaltete dort mit den Danaern; schreckliche Taten
Übt' er mit Speer und Wagen, der Jünglinge Reihen                             verwüstend.
Dennoch wären ihm nicht Achaias Helden gewichen,
505   Hätte nicht Alexandros, der lockigen Helena Gatte,
Mitten im Streite gehemmt den Völkerhirten Machaon,
Mit dreischneidigem Pfeil ihm rechts die Schulter                                 verwundend.
Seinethalb erschraken die mutbeseelten Achaier,
Sorgend, es möchte der Feind in gewendeter Schlacht ihn                 ermorden.
510    Und Idomeneus sprach zum göttlichen Nestor in Eile:

Nestor, Neleus' Sohn, du erhabener Ruhm der Achaier,
Hurtig, betritt dein Wagengeschirr; auch betret' es Machaon
Neben dir; dann zu den Schiffen gelenkt die stampfenden                   Rosse!
Denn ein heilender Mann ist wert wie viele zu achten,

515   Der ausschneidet den Pfeil, und mit lindernder Salbe                            verbindet.

Sprach's; und ihm folgete gern der gerenische reisige                      Nestor;
Schnell betrat er sein Wagengeschirr; auch betrat es                           Machaon,
Er Asklepios' Sohn, des unvergleichbaren Arztes.
Treibend schwang er die Geißel, und rasch hinflogen die                     Rosse

520   Zu den geräumigen Schiffen; denn dorthin wünschten sie                   herzlich.

Aber Kebriones sah der troischen Männer Getümmel,
Hektors Wagengenoß, und redete, also beginnend:

Hektor, wir beide sind hier mit Danaerscharen beschäftigt,
Fern am Ende der brüllenden Schlacht; doch die übrigen                     Troer

525   Tummeln dort durcheinander gewirrt, die Gespann' und sie               selber.
Ajas durchtobt das Gewühl, der Telamonid'; ich erkenn' ihn:
Denn breit ragt sein Schild an der Schulter ihm. Wenn wir                 denn itzo
Dorthin Ross' und Wagen beflügelten, wo nun am meisten
Streiter zu Fuß und zu Wagen, im schrecklichen Kampf sich               begegnend,
530   Rings einander ermorden, und graunvoll brüllet der                             Schlachtruf!

Sprach's, und geißelte rasch das Gespann                                         schönmähnichter Rosse
Mit hellknallendem Schwung; doch sie, der Geißel                               gehorchend,
Trugen das schnelle Geschirr durch Troer dahin und Achaier,
Stampfend auf bäuchige Schild' und Leichname: unten                       besudelt

535   Troff die Achse von Blut, und die zierlichen Ränder des                       Sessels,
Welchen jetzt von der Hufe Gestampf anspritzten die                         Tropfen,
Jetzt von der Räder Beschlag. So strebte der Held in der                     Männer
Dichtes Gewühl, zu zerstreun, wo er stürmete! Grauses                     Getümmel
Bracht er dem Volk der Achaier, und rastete wenig vom                     Speere.
540   Aber stets durchflog er der anderen Männer Geschwader,
Mordend mit Lanz' und Schwert und gewaltigen Steinen des             Feldes;
Ajas nur vermied er im Kampf, den Telamoniden;
Denn ihm eiferte Zeus, wann den stärkeren Mann er                           bekämpfte.

Zeus der Allmächtige sandte nun Furcht in die Seele des               Ajas.

545   Starrend stand, und warf er den lastenden Schild auf die                     Schulter,
Flüchtete dann, umschauend im Männergewühl, wie ein                     Raubtier,
Rückwärts häufig gewandt, mit langsam wechselnden                       Knieen.
Wie wenn den gelblichen Leun vom verschlossenen                           Rindergehege
Oftmals Hund' abscheuchen und landbewohnende Männer,
550   Welche nicht ihm gestatten, das Fett der Rinder zu rauben,
Ganz durchwachend die Nacht; er dort, nach Fleische                         begierig,
Rennt grad an; doch er wütet umsonst; denn häufige Speere
Fliegen ihm weit entgegen, von mutigen Händen                                 geschleudert,
Auch hellodernde Bränd'; und er zuckt im stürmenden                       Angriff,
555   Scheidet dann frühmorgens hinweg, mit bekümmertem                     Herzen:
Also ging nun Ajas mit traurendem Geist von den Troern,
Sehr ungern; denn er sorgte voll Angst um der Danaer                         Schiffe.
Wie wenn am Feld' ein Esel geführt obsieget den Knaben,
Träges Gangs, auf welchem schon viel der Stecken                             zertrümmert;
560   Aber er frißt eindringend die tiefe Saat; und die Knaben
Schlagen umher mit Stecken; doch schwach ist die Stärke der           Kinder,
Und sie vertreiben ihn kaum, nachdem er mit Fraß sich                       gesättigt:
Also schwärmt' um den Held, den Telamonier Ajas,
Mutiger Troer Gewühl und fernberufener Helfer,
565   Die auf den Schild die Lanzen ihm schmetterten, immer                     verfolgend.
Aber bald gedachte der Held des stürmenden Mutes,
Wieder das Antlitz gewandt, und zwang die dichten                           Geschwader
Reisiger Troer zurück; bald kehrt' er von neuem zur Flucht                 um.
Allen indes verwehrt' er den Weg zu den rüstigen Schiffen;
570   Denn er selbst, in der Troer und Danaer Mitte sich stellend,
Wütete; aber die Speere, von mutigen Händen geschleudert,
Hafteten teils anprallend im siebenhäutigen Stierschild;
Viel auch im Zwischenraume, den schönen Leib nicht                         erreichend,
Standen empor aus der Erde, voll Gier im Fleische zu                           schwelgen.

575        Als ihn Eurypylos jetzt, der glänzende Sohn des Euämon,
Schauete, dicht umdrängt vorn Ungestüm der Geschosse;
Stand er zu jenem genaht, und schwang den blinkenden                     Wurfspieß,
Und traf Phausias' Sohn, den Hirten des Volks Apisaon,
Unter der Brust in die Leber, und stracks ihm löst' er die                     Glieder.

580   Schnell dann sprang er hinzu, und raubte die Wehr von den               Schultern.
Aber sobald ihn ersah der göttliche Held Alexandros,
Wie er die Waffen entzog dem Getöteten; spannt' er den                   Bogen
Gegen Eurypylos schnell, und schoß in die Lende den Pfeil                 ihm,
Rechts hinein; und das Rohr brach ab, und beschwert' ihm                 die Lende.
585   Schnell in der Freunde Gedräng' entzog er sich, meidend das             Schicksal;
Und es erscholl sein durchdringender Ruf in das Heer der                   Achaier:

Freunde, des Volks von Argos erhabene Fürsten und                      Pfleger,
Steht, die Stirne gewandt, und schirmt vor dem grausamen               Tage
Ajas, der hart von Geschossen bedrängt wird! Schwerlich                   entrinnt er

590   Jetzt dem grimmen Getöse der Feldschlacht! Aber o stellt                 euch
Gegen den Feind, um Ajas, den mächtigen Telamoniden!

So der verwundete Held Eurypylos; und die Genossen
Stellten sich nah um ihn, die Schilde gelehnt an die                             Schultern,
Alle die Lanzen erhöht. Daher nun wandelte Ajas,

595   Stand dann zum Feinde gekehrt, da der Seinigen Schar er                   erreichte.
Also kämpften sie dort, gleich lodernden Feuerflammen.

Nestor indes enttrugen der Schlacht die neleischen Stuten,
Schäumend in Schweiß, und brachten den Völkerhirten                     Machaon.
Jenen sah und erkannte der mutige Renner Achilleus;

600   Denn er stand auf dem Hinterverdeck des gewaltigen                         Meerschiffs,
Schauend die Kriegsarbeit, und die tränenwerte Verfolgung.
Schnell zu seinem Genossen Patrokleus redet' er jetzo,
Rufend vom Schiffe daher; doch jener im Zelt es                                   vernehmend
Kam gleich Ares hervor; dies war des Wehes Beginn ihm;
605   Eilend sprach zu jenem Menötios' tapferer Sprößling:

Warum rufest du mir, o Achilleus? wessen bedarfst du?
Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus:

Edler Menötiad', o meiner Seele Geliebter,
Bald wohl nahn, vermut' ich, zu meinen Knien die Achaier,

610    Anzuflehn; denn die Not umdränget sie, ganz unerträglich.
Aber o geh, Patroklos, du Göttlicher, forsche von Nestor,
Welchen verwundeten Mann er dort herführt aus dem                       Treffen.
Zwar von hinten erschien er Machaon ganz an Gestalt                       gleich,
Ihm des Asklepios Sohn; allein nicht sah ich das Antlitz,
615    Denn mir stürmten die Rosse vorbei, im geflügelten Laufe.

Jener sprach's; und Patroklos, dem lieben Freunde                           gehorchend,
Eilte dahin zu den Zelten und rüstigen Schiffen Achaias.

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