Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Zweiter Auftritt
Der Derwisch Al-Hafi. Saladin. Sittah.
Al-Hafi.
Die Gelder aus
Ägypten sind vermutlich angelangt.
Wenn's nur fein viel ist.
Saladin.
Hast du Nachricht?
Al-Hafi.
Ich?
Ich nicht. Ich denke, daß ich hier sie in
Empfang soll nehmen.
Saladin.
Zahl an Sittah tausend
Dinare! (In Gedanken hin und her gebend.)
Al-Hafi.
Zahl! anstatt empfang! O schön!
Das ist für Was noch weniger als Nichts. –
An Sittah? – wiederum an Sittah? Und
Verloren? – wiederum im Schach verloren? –
Da steht es noch das Spiel!
Sittah.
Du gönnst mir doch
Mein Glück?
Al-Hafi das Spiel betrachtend).
Was gönnen? Wenn – Ihr wißt ja wohl.
Sittah (ihm winkend).
Bst! Hafi! bst!
Al-Hafi (noch auf das Spiel gerichtet).
Gönnt's Euch nur selber erst!
Sittah.
Al-Hafi; bst!
Al-Hafi (zu Sittah).
Die Weißen waren Euer?
Ihr bietet Schach?
Sittah.
Gut, daß er nichts gehört.
Al-Hafi.
Nun ist der Zug an ihm?
Sittah (ihm nähertretend).
So sage doch,
Daß ich mein Geld bekommen kann.
Al-Hafi (noch auf das Spiel geheftet).
Nun ja;
Ihr sollt's bekommen, wie Ihr's stets bekommen.
Sittah.
Wie? bist du toll?
Al-Hafi.
Das Spiel ist ja nicht aus.
Ihr habt ja nicht verloren, Saladin.
Saladin (kaum hinhörend).
Doch! doch! Bezahl! bezahl!
Al-Hafi.
Bezahl! bezahl!
Da steht ja Eure Königin.
Saladin (noch so).
Gilt nicht;
Gehört nicht mehr ins Spiel.
Sittah.
So mach und sag,
Daß ich das Geld mir nur kann holen lassen.
Al-Hafi (noch immer in das Spiel vertieft).
Versteht sich, so wie immer. – Wenn auch schon;
Wenn auch die Königin nichts gilt: Ihr seid
Doch darum noch nicht matt.
Saladin (tritt hinzu und wirft das Spiel um).
Ich bin es; will
Es sein.
Al-Hafi.
Ja so! – Spiel wie Gewinst! So wie
Gewonnen, so bezahlt.
Saladin (zu Sittah).
Was sagt er? was?
Sittah (von Zeit zu Zeit dem Hafi winkend).
Du kennst ihn ja. Er sträubt sich gern; läßt gern
Sich bitten; ist wohl gar ein wenig neidisch. –
Saladin.
Auf dich doch nicht? Auf meine Schwester nicht?
Was hör ich, Hafi? Neidisch? du?
Al-Hafi.
Kann sein!
Kann sein! – Ich hätt' ihr Hirn wohl lieber selbst;
Wär' lieber selbst so gut, als sie.
Sittah.
Indes
Hat er doch immer richtig noch bezahlt.
Und wird auch heut bezahlen. Laß ihn nur! –
Geh nur, Al-Hafi, geh! Ich will das Geld
Schon holen lassen.
Al-Hafi.
Nein; ich spiele länger
Die Mummerei nicht mit. Er muß es doch
Einmal erfahren.
Saladin.
Wer? und was?
Sittah.
Al-Hafi!
Ist dieses dein Versprechen? Hältst du so
Mir Wort?
Al-Hafi.
Wie konnt' ich glauben, daß es so
Weit gehen würde.
Saladin.
Nun? erfahr ich nichts?
Sittah.
Ich bitte dich, Al-Hafi; sei bescheiden.
Saladin.
Das ist doch sonderbar! Was könnte Sittah
So feierlich, so warm bei einem Fremden,
Bei einem Derwisch lieber, als bei mir,
Bei ihrem Bruder, sich verbitten wollen.
Al-Hafi, nun befehl ich. – Rede, Derwisch!
Sittah.
Laß eine Kleinigkeit, mein Bruder, dir
Nicht näher treten, als sie würdig ist.
Du weißt, ich habe zu verschiednen Malen
Dieselbe Summ' im Schach von dir gewonnen.
Und weil ich itzt das Geld nicht nötig habe;
Weil itzt in Hafis Kasse doch das Geld
Nicht eben allzuhäufig ist: so sind
Die Posten stehngeblieben. Aber sorgt
Nur nicht! Ich will sie weder dir, mein Bruder,
Noch Hafi, noch der Kasse schenken.
Al-Hafi.
Ja,
Wenn's das nur wäre! das!
Sittah.
Und mehr dergleichen. –
Auch das ist in der Kasse stehngeblieben,
Was du mir einmal ausgeworfen; ist
Seit wenig Monden stehngeblieben.
Al-Hafi.
Noch
Nicht alles.
Saladin.
Noch nicht? – Wirst du reden?
Al-Hafi.
Seit aus Ägypten wir das GeId erwarten,
Hat sie ...
Sittah (zu Saladin).
Wozu ihn hören?
Al-Hafi.
Nicht nur nichts
Bekommen ...
Saladin.
Gutes Mädchen! – Auch beiher
Mit vorgeschossen. Nicht?
Al-Hafi.
Den ganzen Hof
Erhalten; Euern Aufwand ganz allein
Bestritten.
Saladin.
Ha! das, das ist meine Schwester!
(Sie umarmend.)
Sittah.
Wer hatte, dies zu können, mich so reich
Gemacht, als du, mein Bruder?
Al-Hafi.
Wird schon auch
So bettelarm sie wieder machen, als
Er selber ist.
Saladin.
Ich arm? der Bruder arm?
Wenn hab ich mehr? wenn weniger gehabt? –
Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd, – und Einen Gott!
Was brauch ich mehr? Wenn kann's an dem mir fehlen?
Und doch, Al-Hafi, könnt' ich mit dir schelten.
Sittah.
Schilt nicht, mein Bruder. Wenn ich unserm Vater
Auch seine Sorgen so erleichtern könnte!
Saladin.
Ah! Ah! Nun schlägst du meine Freudigkeit
Auf einmal wieder nieder! – Mir, für mich
Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm,
Ihm fehlet; und in ihm uns allen. – Sagt,
Was soll ich machen? – Aus Ägypten kommt
Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt,
Weiß Gott. Es ist doch da noch alles ruhig. –
Abbrechen, einziehn, sparen, will ich gern,
Mir gern gefallen lassen; wenn es mich,
Bloß mich betrifft; bloß mich, und niemand sonst
Darunter leidet. – Doch was kann das machen?
Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwert, muß ich doch haben.
Und meinem Gott ist auch nichts abzudingen.
Ihm gnügt schon so mit wenigem genug;
Mit meinem Herzen. – Auf den Überschuß
Von deiner Kasse, Hafi, hatt' ich sehr
Gerechnet.
Al-Hafi.
Überschuß? – Sagt selber, ob
Ihr mich nicht hättet spießen, wenigstens
Mich drosseln lassen, wenn auf Überschuß
Ich von Euch wär' ergriffen worden. Ja,
Auf Unterschleif! das war zu wagen.
Saladin.
Nun,
Was machen wir denn aber? – Konntest du
Vorerst bei niemand andern borgen, als
Bei Sittah?
Sittah.
Würd' ich dieses Vorrecht, Bruder,
Mir haben nehmen lassen? Mir von ihm?
Auch noch besteh ich drauf. Noch bin ich auf
Dem Trocknen völlig nicht.
Saladin.
Nur völlig nicht!
Das fehlte noch! – Geh gleich, mach Anstalt, Hafi!
Nimm auf bei wem du kannst! und wie du kannst!
Geh, borg, versprich. – Nur, Hafi, borge nicht
Bei denen, die ich reich gemacht. Denn borgen
Von diesen, möchte wiederfordern heißen.
Geh zu den Geizigsten; die werden mir
Am liebsten leihen. Denn sie wissen wohl,
Wie gut ihr Geld in meinen Händen wuchert.
Al-Hafi.
Ich kenne deren keine.
Sittah.
Eben fällt
Mir ein, gehört zu haben, Hafi, daß
Dein Freund zurückgekommen.
Al-Hafi (betroffen).
Freund? mein Freund?
Wer wär' denn das?
Sittah.
Dein hochgepriesner Jude.
Al-Hafi.
Gepriesner Jude? hoch von mir?
Sittah.
Dem Gott, –
Mich denkt des Ausdrucks noch recht wohl, des einst
Du selber dich von ihm bedientest, – dem
Sein Gott von allen Gütern dieser Welt
Das Kleinst' und Größte so in vollem Maß
Erteilet habe. –
Al-Hafi.
Sagt' ich so? – Was meint'
Ich denn damit?
Sittah.
Das Kleinste: Reichtum. Und
Das Größte: Weisheit.
Al-Hafi.
Wie? von einem Juden?
Von einem Juden hätt' ich das gesagt?
Sittah.
Das hättest du von deinem Nathan nicht
Gesagt?
Al-Hafi.
Ja so! von dem! vom Nathan! – Fiel
Mir der doch gar nicht bei. – Wahrhaftig? Der
Ist endlich wieder heimgekommen? Ei!
So mag's doch gar so schlecht mit ihm nicht stehn. –
Ganz recht: den nannt' einmal das Volk den Weisen!
Den Reichen auch.
Sittah.
Den Reichen nennt es ihn
Itzt mehr als je. Die ganze Stadt erschallt,
Was für Kostbarkeiten, was für Schätze
Er mitgebracht.
Al-Hafi.
Nun, ist's der Reiche wieder:
So wird's auch wohl der Weise wieder sein.
Sittah.
Was meinst du, Hafi, wenn du diesen angingst?
Al-Hafi.
Und was bei ihm? – Doch wohl nicht borgen? – Ja,
Da kennt Ihr ihn. – Er borgen! – Seine Weisheit
Ist eben, daß er niemand borgt.
Sittah.
Du hast
Mir sonst doch ganz ein ander Bild von ihm
Gemacht.
Al-Hafi.
Zur Not wird er Euch Waren borgen.
Geld aber, Geld? Geld nimmermehr. – Es ist
Ein Jude freilich übrigens, wie's nicht
Viel Juden gibt. Er hat Verstand; er weiß
Zu leben; spielt gut Schach. Doch zeichnet er
Im Schlechten sich nicht minder, als im Guten
Von allen andern Juden aus. – Auf den,
Auf den nur rechnet nicht. – Den Armen gibt
Er zwar; und gibt vielleicht trotz Saladin.
Wenn schon nicht ganz so viel; doch ganz so gern;
Doch ganz so sonder Ansehn. Jud' und Christ
Und Muselmann und Parsi, alles ist
Ihm eins.
Sittah.
Und so ein Mann ...
Saladin.
Wie kommt es denn,
Daß ich von diesem Manne nie gehört? ...
Sittah.
Der sollte Saladin nicht borgen? nicht
Dem Saladin, der nur für andre braucht,
Nicht sich?
Al-Hafi.
Da seht nun gleich den Juden wieder;
Den ganz gemeinen Juden! – Glaubt mir's doch! –
Er ist aufs Geben Euch so eifersüchtig,
So neidisch! Jedes Lohn von Gott, das in
Der Welt gesagt wird, zög' er lieber ganz
Allein. Nur darum eben leiht er keinem,
Damit er stets zu geben habe. Weil
Die Mild' ihm im Gesetz geboten; die
Gefälligkeit ihm aber nicht geboten: macht
Die Mild' ihn zu dem ungefälligsten
Gesellen auf der Welt. Zwar bin ich seit
Geraumer Zeit ein wenig übern Fuß
Mit ihm gespannt; doch denkt nur nicht, daß ich
Ihm darum nicht Gerechtigkeit erzeige.
Er ist zu allem gut: bloß dazu nicht;
Bloß dazu wahrlich nicht. Ich will auch gleich
Nur gehn, an andre Türen klopfen ... Da
Besinn ich mich soeben eines Mohren,
Der reich und geizig ist. – Ich geh; ich geh.
Sittah.
Was eilst du, Hafi?
Saladin.
Laß ihn! laß ihn!