Andreas Gryphius
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ANNAE MARIA GRYHIAE Tod
XXII.
DV bist denn! du bist hin! Der Himmel gönte dich
Der Erden weiter nicht / die Tugend kaum mehr kennet /
Darin man Laster preist / und Sünde from seyn nennet /
Die ausgejagte Zucht nam deine Seel zu sich.
Du gibst denn gutte Nacht so unversehns / weil ich
In femem Elend bin / dein Eh-stand wird getrennet.
Eh' recht dein Hochzeit Licht (Holdseelige!) verbrennet
Weil mich dein Hymen läst / tritt gleich dein Tod für mich
Was kan abwesend ich mehr / als dich selb beweinen
Vnd deine zarte Frucht / die als sie wolt erscheinen
Die schwachen Augen schloß und deine Seel entband'?
Man wündscht; es möcht einmal die Frömmikeit gebähren:
Als welche nichts der Welt / denn Tugend kan gewehren /
Doch ach! den Wundsch durchstrich der Parcen strenge Hand.