Kabale und Liebe - 8. Szene (5. Akt) by Friedrich Schiller
Kabale und Liebe - 8. Szene (5. Akt) by Friedrich Schiller

Kabale und Liebe - 8. Szene (5. Akt)

Friedrich Schiller * Track #35 On Kabale Und Liebe

Download "Kabale und Liebe - 8. Szene (5. Akt)"

Album Kabale Und Liebe

Kabale und Liebe - 8. Szene (5. Akt) by Friedrich Schiller

Performed by
Friedrich Schiller

Kabale und Liebe - 8. Szene (5. Akt) Annotated

Ferdinand. Der Präsident. Wurm und Bediente, welche alle voll Schrecken ins Zimmer stürzen, darauf Miller mit Volk und Gerichtsdienern, welche sich im Hintergrund sammeln.

Präsident. (den Brief in der Hand). Sohn, was ist das? – Ich will doch nimmermehr glauben –

Ferdinand (wirft ihm das Glas vor die Füße). So sieh, Mörder!

Präsident. (taumelt hinter sich. Alle erstarren. Eine schreckhafte Pause.) Mein Sohn, warum hast du mir das gethan?

Ferdinand (ohne ihn anzusehen). O ja freilich! Ich hätte den Staatsmann erst hören sollen, ob der Streich auch zu seinen Karten passe? – Fein und bewundernswerth, ich gesteh's, war die Finte, den Bund unsrer Herzen zu zerreißen durch Eifersucht – Die Rechnung hatte ein Meister gemacht, aber Schade nur, daß die zürnende Liebe dem Draht nicht so gehorsam blieb wie deine hölzerne Puppe.

Präsident. (sucht mit verdrehten Augen im ganzen Kreise herum). Ist hier Niemand, der um einen trostlosen Vater weint?

Miller (hinter der Scene rufend). Laßt mich hinein! Um Gottes willen! Laßt mich!

Ferdinand. Das Mädchen ist eine Heilige – für sie muß ein Anderer rechten. (Er öffnet Millern die Thüre, der mit Volk und Gerichtsdienern hineinstürzt.)

Miller (in der fürchterlichsten Angst). Mein Kind! Mein Kind! – Gift – Gift, schreit man, sei hier genommen worden – Meine Tochter! Wo bist du?

Ferdinand (führt ihn zwischen den Präsident und Luisens Leiche). Ich bin unschuldig – Danke Diesem hier.

Miller (fällt an ihr zu Boden). O Jesus!

Ferdinand. In wenig Worten, Vater – Sie fangen an mir kostbar zu werden – Ich bin bübisch um mein Leben bestohlen, bestohlen durch Sie. Wie ich mit Gott stehe, zittre ich – doch ein Bösewicht bin ich niemals gewesen. Mein ewiges Loos falle, wie es will – auf Sie fall' es nicht – Aber ich hab' einen Mord begangen, (mit furchtbar erhobener Stimme) einen Mord, den du mir nicht zumuthen wirst, allein vor den Richter der Welt hinzuschleppen. Feierlich wälz' ich dir hier die größte, gräßlichste Hälfte zu; wie du damit zurecht kommen magst, siehe du selber. (Ihn zu Luisen hinführend.) Hier, Barbar! Weide dich an der entsetzlichen Frucht deines Witzes, auf dieses Gesicht ist mit Verzerrungen dein Name geschrieben, und die Würgengel werden ihn lesen – Eine Gestalt wie diese ziehe den Vorhang von deinem Bette, wenn du schläfst, und gebe dir ihre eiskalte Hand – Eine Gestalt wie diese stehe vor deiner Seele, wenn du stirbst, und dränge dein letztes Gebet weg – Eine Gestalt wie diese stehe auf deinem Grabe, wenn du auferstehst – und neben Gott, wenn er dich richtet. (Er wird ohnmächtig. Bediente halten ihn.)

Präsident. (eine schreckliche Bewegung des Arms gegen den Himmel). Von mir nicht, von mir nicht, Richter der Welt, fordre diese Seelen, von Diesem! (Er geht auf Wurm zu.)

Wurm (auffahrend). Von mir?

Präsident. Verfluchter, von dir! Von dir, Satan! – Du, du gabst den Schlangenrath – Über dich die Verantwortung – ich wasche die Hände.

Wurm. Über mich? (Er fängt gräßlich an zu lachen.) Lustig! Lustig! So weiß ich doch nun auch, auf was Art sich die Teufel danken. – Über mich, dummer Bösewicht? War es mein Sohn? War ich dein Gebieter? – Über mich die Verantwortung? Ha! bei diesem Anblick, der alles Mark in meinen Gebeinen erkältet! Über mich soll sie kommen! – Jetzt will ich verloren sein, aber du sollst es mit mir sein – Auf! Auf! Ruft Mord durch die Gassen! Weckt die Justiz auf! Gerichtsdiener, bindet mich! Führt mich von hinnen! Ich will Geheimnisse aufdecken, daß Denen, die sie hören, die Haut schauern soll. (Will gehen.)

Präsident. (hält ihn). Du wirst doch nicht, Rasender?

Wurm (klopft ihn auf die Schulter). Ich werde, Kamerad! Ich werde! – Rasend bin ich, das ist wahr – das ist dein Werk – so will ich auch jetzt handeln wie ein Rasender – Arm in Arm mit dir zum Blutgerüst! Arm in Arm mit dir zur Hölle! Es soll mich kitzeln, Bube, mit dir verdammt zu sein! (Er wird abgeführt.)

Miller (der die ganze Zeit über, den Kopf in Luisens Schooß gesunken, in stummem Schmerz gelegen hat, steht schnell auf und wirft dem Major die Börse vor die Füße). Giftmischer! Behalt dein verfluchtes Gold! – wolltest du mir mein Kind damit abkaufen? (Er stürzt aus dem Zimmer.)

Ferdinand (mit brechender Stimme). Geht ihm nach! Er verzweifelt – Das Geld hier soll man ihm retten – Es ist meine fürchterliche Erkenntlichkeit. Luise! – Luise! – Ich komme – – Lebt wohl – – Laßt mich an diesem Altar verscheiden –

Präsident. (aus einer dumpfen Betäubung zu seinem Sohn). Sohn Ferdinand! Soll kein Blick mehr auf einen zerschmetterten Vater fallen? (Der Major wird neben Luisen niedergelassen.)

Ferdinand. Gott dem Erbarmenden gehört dieser letzte.

Präsident. (in der schrecklichsten Qual vor ihm niederfallend). Geschöpf und Schöpfer verlassen mich – Soll kein Blick mehr zu meiner letzten Erquickung fallen?

Ferdinand (reicht ihm seine sterbende Hand).

Präsident. (steht schnell auf). Er vergab mir! (Zu den Andern.) Jetzt euer Gefangener! (Er geht ab, Gerichtsdiener folgen ihm, der Vorhang fällt.)

Your Gateway to High-Quality MP3, FLAC and Lyrics
DownloadMP3FLAC.com