Woyzeck - Die Stadt. (7. Szene) by Georg Büchner
Woyzeck - Die Stadt. (7. Szene) by Georg Büchner

Woyzeck - Die Stadt. (7. Szene)

Georg Büchner * Track #8 On Woyzeck - Ein Trauerspiel-Fragment.

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Woyzeck - Die Stadt. (7. Szene) by Georg Büchner

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Georg Büchner
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Diese Szene spielt etwa gleichzeitig mit der vorigen: Während Andres den Zapfenstreich aus der Ferne hörte, zieht dieser an dem Haus vorüber, in dem Marie wohnt, Woyzecks Geliebte, mit der er ein uneheliches Kind hat.

Woyzeck - Die Stadt. (7. Szene) Annotated

Marie, mit ihrem Kinde am Fenster. Margareth. – Der Zapfenstreich geht vorbei, der Tambourmajor voran.

Marie (das Kind auf dem Arm wiegend). He Bub! Sa sa! Ra ra ra! Hörst? Da kommen sie!

Margareth. Was ein Mann! wie ein Baum!

Marie. Er steht auf seinen Füßen, wie ein Löw. (Tambourmajor grüßt.)

Margareth. Ei was freundliche Augen, Frau Nachbarin! So was is man an ihr nit gewohnt.

Marie (singt):
Soldaten das sind schöne Bursch –
Soldaten, Soldaten! –

Margareth. Ihre Augen glänzen ja noch –

Marie. Und wenn! Was geht Sie’s an? Trag’ Sie ihre Augen zum Juden, und laß Sie sie putzen, vielleicht glänzen sie auch noch, daß man sie für zwei Knöpf’ verkaufen könnt.

Margareth. Was Sie, Sie Frau Jungfer! Ich bin eine honette Person, aber Sie, das weiß Jeder, Sie guckt sieben Paar lederne Hosen durch.

Marie. Luder! (Schlägt das Fenster zu). Komm, mein Bub! Was die Leut wollen! Bist nur ein arm Hurenkind und machst deiner Mutter doch so viel Freud’ mit deinem unehrlichen Gesicht! Sa! sa! (Singt:)

Mädel, was fangst du jetzt an?
Hast ein klein Kind und kein Mann!
Ei was frag ich darnach,
Sing’ ich die ganze Nacht:
Eia, popeia, mein Bub, juchhu!
Gibt mir kein Mensch nix dazu!

Hansel! spann deine sechs Schimmel an,
Gib sie zu fressen auf’s Neu –
Kein Haber fresse sie,
Kein Wasser saufe sie,
Lauter kühle Wein muß es sein, Juchhe!
Lauter kühle Wein muß es sein!

(Es klopft am Fenster.)

Marie. Wer da? Bist du’s, Franz? Komm herein!

Woyzeck Kann nit. Muß zum Verles!

Marie. Hast Stecken geschnitten für den Major?

Woyzeck Ja, Marie. - Ach …

Marie. Was hast du, Franz, du siehst so verstört?

Woyzeck Pst, still! Ich hab’s aus! Es war ein Gebild am Himmel, und Alles in Gluth! Ich bin Vielem auf der Spur!

Marie. Mann!

Woyzeck Und jetzt Alles finster, finster! … Marie, es war wieder was, viel … (Geheimnißvoll.) Steht nicht geschrieben: „Und sieh, es ging der Rauch aus vom Land, wie ein Rauch vom Ofen.“

Marie. Franz!

Woyzeck Es ist hinter mir hergegangen bis vor die Stadt. Was soll das werden?

Marie. Dein Bub —

Woyzeck Hei, Jung! Heut Abend wieder auf die Meß! Ich hab noch was gespart! Jetzt muß ich fort. (Ab.)

Marie (allein.) Der Mann! So vergeistert! Er hat sein Kind nicht angesehen! Er schnappt noch über mit den Gedanken! Was bist so still, Bub. Fürcht’st dich? Es wird so dunkel, man meint, man wird blind. Sonst scheint doch die Laterne herein! Ach! wir armen Leut. Ich halt’s nit aus, es schauert mich …

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