(Klatschen)
"Hey! Du streamst das tatsächlich... Super nice! Super nice. Hallo, Menschen an den angeschlossenen Faxgeräten. Ähm, so, liebe Munchkins, bitte stellt eure Taschenrechner auf
lautlos. Ich habe einen Text mitgebracht, der mit etwas zu tun hat, womit ich mich lange Zeit in der
Schule viel beschäftigt hab, er heißt:
>Physik ist schön, niemand braucht Physik<.
Ich zitiere:
>Physik ist eine anmutige Wissenschaft, welche die plastischen Phänomene der Welt um uns herum, die
winzigen Wunder der kleinsten Teilchen und das gargantueske Ballett des Universums beschreibt.
Dabei gelingt es ihr spielend, die Neugier und die Phantasie der Menschen in Langeweile und
Verwirrung zu verwandeln.<
Zitat Ende.
Diese weisen Worte entstammen dem wenig bekannten Physiker,
Philosoph und Prahlhans Jan Philipp Zymny und sind nicht gelogen.
Vielen von uns sind die elementarsten
Zusammenhänge dieses Fachgebietes genauso zugänglich wie die Postulate anderer
Geheimwissenschaften, wie zum Beispiel Eurythmie, der Fredologie oder dem Unterwasser-Jiujitsu.
Das Wissen des Durchschnitts-Bürgers um die Physik reicht von >Alles fällt runter< bis hin zu >Strom kommt aus einem Loch in der Wand uns schmeckt Aua<.
Und eben an dieser Stelle auch >Ups<.
Doch für diese Erkenntnisse braucht man keine Physik! Das sind Erkenntnisse, die jeder zehnjährige Hobby-ADHSler gewinnt, der an einem verregneten Mittwoch-Nachmittag an einer Steckdose lutscht. Es stellt sich also die Frage: Was machen Physiker eigentlich den ganzen Tag? Da gibt es hauptsächlich
zwei Lager. Die alten Theoretiker sind darauf trainiert, den ganzen Tag griechische Buchstaben
und mathematische Runen zu malen, das dann am Computer nachzurechnen und sich dann für ihre
äußerst komplizierten Tafelbilder umständliche Namen auszudenken, wie zum Beispiel
>Quantendampf Elektromagie< oder >Astrogenemathische Hydroerotik...ähh -esoterik
steht da. Erotik war es auch. Das soll uns bloß einschüchtern! Einschüchtern soll uns das! Ich bin
überzeugt, das die Hälfte, mindestens die Hälfte aller physikalischer Gesetze, die Hälfte, wenn nicht gar
50%, nur gelten, weil sich niemand getraut hat, die nachzurechnen. Die andere Sorte, die praktischen
Physiker sind auch nicht besser, die bauen sehr große, teure Maschinen, um dann sehr kleine Dinge
auf andere sehr kleine Dinge zu schießen und dann zu gucken, ob die Kreidekrickel von der Tafel
stimmen. So was kann dann zwei Ergebnisse haben. Entweder die Theoretiker haben Recht, oder die
große Maschine war nicht richtig eingestellt. Das ist doch einfach wahr. Der ganze Irrsinn dient dann der
Formulierung einer Weltformel, die ausnahmslos alles beschreibt. Alles, das geht aber nicht, weil sich
einige sehr kleine Dinge schlichtweg weigern, von anderen sehr kleinen Dingen beschossen zu werden.
Obwohl die Theoretiker gesagt haben, das das irgendwie gehen muss! Und dann müssen noch
größere Maschinen gebaut werden. Um das alles genau nachvollziehen zu können, dafür muss man
dann mindestens fünf Jahre Physik studieren, tendenziell aber eher 15. Davon sind allein drei
Jahre lang nur Mathe und Griechisch, damit man überhaupt verstehen kann, was die Physiker sagen.
Ich hab für diesen Slam mal angefangen, das zu studieren und eine Übungsaufgabe mitgebracht, die
so original aus meinem Studiengang stammt. >Eine Tänzerin<, das ist etwas, von dem die meisten
Physiker nur aus dem Internet gerüchteweise gehört haben, >dreht sich im Kreis, dabei wird ihr Körper
durch einen Zylinder mit dem Durchmesser 30cm und einer Höhe von 70cm angenähert, ihre Arme durch
Zylinder mit dem Durchmesser 10cm und einer Länge von 40cm. Ihr Gewicht beträgt 50kg. Bestimmen Sie
das Drehmoment mit ausgestreckten und angelegten Armen<. Jetzt werden sich viele fragen: Was ist das
Drehmoment? Das spielt keine Rolle, das kann man eh weder sehen und anfassen. Aus denselben
Gründen glauben die meisten Menschen nicht an Gott, also Bravo an das Drehmoment. Das ist doch
gar nicht der Punkt! Stellen wir uns diese Tänzerin einmal vor: Eine anmutige Ballerina, nennen wir sie
Yvonne, Yvonne ohne Bein. In der Aufgabe ist jedenfalls von keinem Bein die Rede. Vielleicht ist
Yvonne ein Veteran aus Stalingrad und hat dort beide Beine an die Russen verloren! Jedenfalls dreht sie
sich im Kreis. Da sie keine Beine hat, vermutlich auf ihrem Stumpf, auf ihrem blutigen, aufgescheuerten
Stumpf. Niemand weiß, wie lange sie sich schon dreht, auch hierzu schweigt die Aufgabe. Stunden,
Tage vielleicht, dieser selbstverstümmelnde..." (Glocke läutet) - "WEITER!" - "Oh, danke. Dieser
selbstverstümmelnde Piruettenzwang klingt für mich nach posttraumatischer Belastungsstörung, was ja
für die Stalingrad-Theorie sprechen würde. Sagte ich vorhin anmutig? Mit der beschriebenen Tonnenform
und einem Gewicht von 50kg hat Yvonne einen Body Mass Index von 163. Das entspricht, wenn man das
zurückrechnet, bei einem normalen Menschen einem Körpergewicht von knapp 300kg. Irgendwas stimmt
hier ganz gewaltig nicht. Mittlerweile gleicht unsere Tänzerin Yvonne eher einem Günther, der durch sein
Kettenrauchen beide Beine verloren hat und wegen seinem Wahnsinn jetzt schlaflos und unkontrolliert
sich im Kreis dreht. Was soll das bedeuten? Was will ich damit sagen? Vielleicht nur, dass es angesichts
diesen ganzen Wahnsinns von subatomaren Partikeln, Stringtheorie, Quantencromodynamik gar
nicht mehr so schwer fällt, an einen bärtig, alten Mann im Himmel zu glauben, der das Universum mit
Abrakadabra und einem Fingerschnippen erschaffen hat. Wo ist denn der Unterschied? Wo der
Unterschied ist? Der bärtig alte Gott ist bescheuert! Es gibt nur einen Gott! Und das ist das fliegende
Spaghetti-Monster. Vielen Dank!"
Physik ist schön. Niemand braucht Physik. was written by Jan Philipp Zymny.
Jan Philipp Zymny released Physik ist schön. Niemand braucht Physik. on Tue Apr 23 2013.