Hab ich im April 2014 mal rausgehauen, ich räume grade das Internet auf :D Hab ich lieber hier rumliegen als bei diesen ätzenden Blogportalen. Die sind mir nämlich auch zu Mainstream…
Voll die Hipster-Aussagen auch alles…
Egal.
Ob es vielleicht so sein soll, dass jeder Mensch irgendwann aus der Masse heraustritt, um sich endlich selbständig zu kultivieren? Eine Verneinung dessen durchziehen, was allgemein gängig und objektiv als "gut" oder "richtig" erachtet wird?
Den Begriff "Mainstream" nutzen wir meistens, wenn es um Medien geht. Um kulturelle Manifeste wie Bücher, Serien, Filme, Musik (wahlweise auch Sportarten oder Computerspiele, in meinem Falle aber eher weniger.) Mainstream ist dann das, was "mit dem Strom schwimmt" - also Charts, Bestsellerlisten, Smalltalk mit diesen Menschen, bei denen du merkst, dass ihr nur kulturelle Schnittstellen habt (was nicht mal negativ gemeint ist) oder man würde vielleicht sagen, sowas wie "Stammtischthemen" - da es aber heute kaum noch Stammtische gibt, sind es für mich meistens auch so "Rauchergespräche", wenn die Raucher sich auf dem Balkon treffen, sich eigentlich nicht kennen, man dann irgendwie in's Gespräch kommen MUSS. An solchen Orten geht es (nach etwaigen aufgeschnappten Witzen über irgendwelche politischen Ereignisse, die reproduziert werden) dann oft um eben solche Meilensteine - die ich bisher (früher unbewusst, heute ganz gezielt) immer vermeide.
Es könnte natürlich der kleine Rebell in mir sein, der immer eine gewissen Anti-Haltung an den Tag legt. Die putzigen "Schwimm nicht mit dem Strom" Bildchen im Internet oder früher halt aus Poesie-Alben, wir kennen sie sicherlich alle in zahlreichen Varianten. Aber wie viele können von sich behaupten, dass sie solche "Leitsätze" wirklich verfolgen? Ich denke, dass es die wenigsten sind. Die Anti-Haltung in mir ist jedoch keine künstlich aufgesetzte, sie ist irgendwie ganz natürlich einfach da.
Ich habe es noch nie geschafft, mich für ein WM-Fußballspiel der deutschen Nationalelf zu begeistern. Ja, 2006 - als die WM im eigenen Lande stattfand, da bin ich ein paar Male meinen Freunden zuliebe mitgekommen um diesen "Public Viewing" Quatsch mit anschließender Straßenverstopfung mitzuerleben. War auch sehr packend das alles. Aber interessiert hat es mich vom gezeigten Spiel her auch damals schon so eher wenig bis gar nicht. Von Olympia brauch ich gar nicht reden.
Also gut, Sport ist nicht mein Thema - das kann man einfach so abhaken. Die Musik jedoch begeistert mich sehr. Der Eurovision Songcontest ist jedes Jahr Pflichtprogramm, oft sitze ich mit 6-10 Leuten versammelt - aber was dann um mich herum diskutiert wird, auch das interessiert mich meistens nicht. Wer jetzt wem "Punkte zuschustert" ... ich schaue mir die Punktevergabe mittlerweile gar nicht mehr an, nutze sie lieber für ausgiebige Nachbesprechung des Geschehenen mit den 2-3 anwesenden Rauchern.
Bücher, die gerade "von allen gelesen werden", die möchte ich allein aus dem Grund nicht lesen. Auch wenn ich das Thema tendenziell sehr spannend finde und neugierig bin. Ich möchte einfach vermeiden, in diesen Strom zu kommen, in dieses Gelaber, in dieses "Oh ja, Feuchtgebiete, total eklig, 3 Seiten gelesen und dann war es mir zu widerlich" Geschwafel. Dieses "Hast du Game of Thrones geguckt oder gelesen, beim wievielten Buch bist du, Deutsch oder Englisch?" mit natürlich vorgefertigten Einstufungen je nach Antwort. Es ist mir einfach zuwider. Allein, weil es oft nicht wirklich gehaltvolles "also ich finde ja den und den"-Geseiber ist.
Ich habe schon mehrfach versucht, mir manche Dinge zu geben, weil es DIE kulturellen Ereignisse meiner Generation sind, einfach DIE Ereignisse, Happenings, zentrale Themen und nahezu Religionen. Ich habe versucht mir Harry Potter anzusehen. Ich glaube ich habe wenn es hoch kommt den Inhalt von 2 1/2 Teilen irgendwie aufgenommen, der Rest... lassen wir das. Auch an James Bond, Herr der Ringe, Pulp Fiction, Star Wars, "alles von Quentin Tarrantino" und ähnlichen Dingen würde ich scheitern.
In der Musik, so überlegte ich es mir die Tage und fragte auch ein paar Leute (danke an S. H. und P. N., beide aus W.) um mich herum, scheint es mir fünf Wege zu geben. Wir lassen jetzt mal jegliche Label-Absichten-Verschwörungstheorien außen vor und betrachten den
Typus 1) Musiker/Bands, die erstmal ihr Ding machen und dann, wenn sie berühmt sind, nur noch die "Mainstreamthemen" behandeln
Typus 2) Musiker/Bands, die erstmal die gängige Sparte bedienen um bekannt zu werden, dann aber später einen Stilwechsel einschlagen und das zu machen, was sie wirklich machen wollen
Typus 3) Musiker/Bands die einfach das Glück (oder auch Pech) haben, dass das, was sie seit Jahren machen, grade total beliebt ist / gehyped wird
Typus 4) Musiker/Bands die konstant das machen, was sie bewegt, was von vorn herein nicht mit Mainstream korreliert, aus irgendwelchen Gründen
Typus 5) Musiker/Bands, die einfach für den Mainstream produziert wurden und auch nur in diesem existiert haben
Und da erwacht dann bei mir dieser Musik-Nazi, den die anderen bei ihrer Filme/Bücher - Sache haben. Ich versuche zwar tolerant zu allen Typen zu sein, aber bei manchen werde ich einfach traurig und denke, dass sie sich "verkauft" haben. Den Typus 1) fand ich oft in der Anfangsphase, wo sie unbekannt waren, richtig genial - und muss mich dann irgendwann "von ihnen verabschieden". So denke ich auch von Sendungen, die aus dem Spartenkanal heraus wollen und endlich die "große Bühne" betreten wollen. Wie der Böhmi und sein Neomagazin, sollte er nach der Sommerpause tatsächlich bei Pro7 laufen... Es zeigte sich bereits, dass nach dem Gewinn des Grimme-Preises versucht wurde, Themen anzusprechen, die eben so "alle" interessieren. Es wurde auf einige "Witze für Netzkinder" verzichtet und man versuchte sich im Abrotzen auf irgendwelche Prominenten, die grade so Gesprächsthema sind.
Ich habe vor ungefähr 3-4 Jahren das Fernsehen drangegeben. 2 Sendungen und 1 Serie verfolge ich meistens via Mediathek oder Stream. Doch kaum wird etwas "bekannt" oder sogar "berühmt", geht für mich der Reiz verloren (so geschehen bei BigBang-Theory).
Eigentlich möchte ich niemals so jemand sein, der einfach alles scheiße findet. Deswegen versuche ich oft, Interesse zu heucheln um mich von den Anderen für "ihr Ding" begeistern zu lassen... aber es klappt einfach so gut wie nie.
Wenn "Erwachsenwerden" heißt, dass wir alle im Regal bei "Special Interests" suchen müssen; wenn man sich dann für jedes Interesse jemanden suchen muss, dem es ähnlich ergeht, daraus resultierend dann irgendwann 30 "themenbezogene Zweck-Freundschaften" zu führen, oder aber einfach für sich selbst damit bleibt - dann ist man schnell überfordert mit all diesen Leuten oder verkümmert in sich mit den ganzen Gedanken, die das Gesehene/Gehörte/Erlebte in einem auslöst.
Und in unserem supermegadigitalen Zeitalter gibt es einfach auch nicht mehr sowas wie "Straßenfeger" (also Filme aus der Anfangszeit des Fernseh-Betriebes, die dann einfach JEDER guckte) wie den Tatort oder so... Ob ich da auch konsequent einfach aus Prinzip dagegen gewesen wäre? Hmm...
Mal wieder Fragen über Fragen, liebes Internet...
Sinathequeen released Mein verdammtes Mainstreamproblem on Wed Apr 30 2014.