O Lieb und Leid so überein!
Gar nichts entzweit Schmerz und Gebein
Nenn ich euch: Zwei, spalt ich das Bin
Trenn ich euch zwei, bin ich dahin
Schmerz, der sich staut
Wächst zur Gestalt
Also gebaut
Werden wir alt
Rühr dich nur an
Nerve und Herz
Spür dich nur an
Was bist du? Schmerz!
Wohlsein und Ruh
Fälscht dein Gesicht
Gleiches Gewicht
Sperrt dich nur zu!
Doch wem es brennt
Innen und zehrt
Der erst erkennt
Der erst erfährt
Der erst erfährt
Der erst erkennt
Zeit, daß sie brennt
Ort, daß er schwärt!
Wesen der Zeit
Wesen vom Ort
Zeit, daß sie leiht
Ort, daß er dorrt!
Wem nicht gelingt
Nächtlich zu ruhn
Der erst durchdringt
Ruhen und Tun
Wer schlaflos starrt
In Nähe und Nacht
Dem wird sie hart
Der nur gibt acht
Wen Leere umbraust
Stille umstellt
Hält sich und haust
In mitten der Welt
Wem groß sein Atem
Ein Mörder, um geht
Wer daliegt und nah
Doch zu Häupten sich steht
Wer sich versenkt
In den Puls, der rennt
Der ist beschenkt
Der nur erkennt!
Gott ist das Lichtmeer
Von reißendem Geist
Ist und ist nicht
Ruhet und reist
Doch in der Spur
Von Leid, das ihm bleibt
Nur in der Spur
Hat er sich verleibt
Er kam in die Zeit
Und in Todes Gewalt
Da nahm er das Leid
Und das Kreuz zur Gestalt!
Und mag ich nun schmähn
Und hab ich geflucht
Ich bin so geschehn
So bin ich gebucht
Litanei eines Kranken was written by Carl Orff & Franz Werfel.