Faust - Am Brunnen (Kapitel 20) by Johann Wolfgang von Goethe
Faust - Am Brunnen (Kapitel 20) by Johann Wolfgang von Goethe

Faust - Am Brunnen (Kapitel 20)

Johann Wolfgang von Goethe * Track #20 On Faust. Eine Tragödie

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Faust - Am Brunnen (Kapitel 20) by Johann Wolfgang von Goethe

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Beim Wasserholen trifft Gretchen auf Lieschen. Diese klatscht, eine gemeinsame Bekannte, Bärbelchen, sei von ihrem Liebhaber geschwängert und dann verlassen worden. Gretchens Mitleid mit dem Mädchen teilt Lieschen nicht. Bärbelchen habe sich ihr Geschick aufgrund von Eitelkeit und Koketterie selbst...

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Faust - Am Brunnen (Kapitel 20) Annotated

Gretchen und Lieschen mit Krügen.

Lieschen:
Hast nichts von Bärbelchen gehört?

Gretchen:
Kein Wort. Ich komm gar wenig unter Leute.

Lieschen:
Gewiß, Sibylle sagt' mir's heute:
Die hat sich endlich auch betört.
Das ist das Vornehmtun!

Gretchen:
Wieso?

Lieschen:
Es stinkt!
Sie füttert zwei, wenn sie nun ißt und trinkt.

Gretchen:
Ach!

Lieschen:
So ist's ihr endlich recht ergangen.
Wie lange hat sie an dem Kerl gehangen!
Das war ein Spazieren,
Auf Dorf und Tanzplatz Führen,
Mußt überall die Erste sein,
Kurtesiert ihr immer mit Pastetchen und Wein;
Bildt sich was auf ihre Schönheit ein,
War doch so ehrlos, sich nicht zu schämen,
Geschenke von ihm anzunehmen.
War ein Gekos und ein Geschleck;
Da ist denn auch das Blümchen weg!

Gretchen:
Das arme Ding!

Lieschen:
Bedauerst sie noch gar!
Wenn unsereins am Spinnen war,
Uns nachts die Mutter nicht hinunterließ,
Stand sie bei ihrem Buhlen süß;
Auf der Türbank und im dunkeln Gang
Ward ihnen keine Stunde zu lang.
Da mag sie denn sich ducken nun,
Im Sünderhemdchen Kirchbuß tun!

Gretchen:
Er nimmt sie gewiß zu seiner Frau.

Lieschen:
Er wär ein Narr! Ein flinker Jung
Hat anderwärts noch Luft genung.
Er ist auch fort.

Gretchen:
Das ist nicht schön!

Lieschen:
Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn,
Das Kränzel reißen die Buben ihr,
Und Häckerling streuen wir vor die Tür! (Ab.)

Gretchen: (nach Hause gehend):
Wie konnt ich sonst so tapfer schmälen,
Wenn tät ein armes Mägdlein fehlen!
Wie konnt ich über andrer Sünden
Nicht Worte gnug der Zunge finden!
Wie schien mir's schwarz, und schwärzt's noch gar,
Mir's immer doch nicht schwarz gnug war,
Und segnet mich und tat so groß,
Und bin nun selbst der Sünde bloß!
Doch – alles, was dazu mich trieb,
Gott! war so gut! ach, war so lieb!

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