"Mein Gott, wo ist der Waldi nur, der Waldi nur geblieben?
Was hat sich auch das gute Tier im Walde rumgetrieben!
Im Wald, da ist es bitterkaltd, der Waldi wird erfrieren –
Und außerdem kann da auch sonst noch mancherlei passieren!
So spricht Frau Kühn, die Wangen sind vor Schreck ihr hochgerötet –
Vielleicht hat ihren Waldi gar ein schlechter Mensch getötet!
Ein Gastarbeiter, der des Nachts allein durch Wälder streift
Und sich mit fressensgeilem Blick am Dackelfleisch vergreift!
Man denke nur, das Tier, das stets auf Frauchens Schoß gesessen
Wird mit Tomatensoße und Spaghettis aufgefressen!
Frau Kühn erblasst, sie sinkt vom Stuhl mit Pauken und Tschinellen
Doch plötzlich springt sie auf voll Mut – man hört's von ferne bellen!
"Mein Gott, das muss der Waldi sein, so silbern bellt nur einer!"
Die Kaffeedamen flöten süß: "Wo bleibt er denn, mein Kleiner?"
Die Luft ist lau, der Kaffeekranz gleicht einem wilden Rudel
Da zeigt sich schon ein Hundeschwanz, doch leider ist's – ein Pudel!
Nun also doch – Frau Kühn hat recht mit der Spaghetti-These!
"Nun sind sie schon im deutschen Wald!" das Kränzchen rümpft die Neese!
Der Waldcaféterrassentisch gerät aus allen Fugen –
Wo kann denn nur der Kellner sein? – "Nu hol'n Se mal den Buben!"
Der Bube kommt, sein dunkler Teint lässt alles schnell erblassen
Man tuschelt hier, man giftet dort: "Das ist ja nicht zu fassen!"
Auch noch gewelltes schwarzes Haar – auch sieht man's an den Zähnen
"Un cafè, prego!" Alles klar! Schon sieht man die Hyänen
Zu Kuchengabeln greifen, doch der Bub versucht zu fliehen
Da hilft nichts mehr – Sie werden gleich die Küchenmesser ziehen!
Schon sind sie über ihm – der Arme, er liegt in Weiberzähnen
Und auf den toten Wangen roll'n zwei Italienertränen!
Da bellt es glockenhell vom Wald, man sieht ein Dackelschwänzchen –
Das wär's! Das ist das Happy End von unserm Kaffeekränzchen!