[Strophe 1]
Der alte Mann am Fenster gegenüber
Ist nicht mehr da, jetzt ist das Zimmer leer
Ganz unwillkürlich geht mein Blick hinüber
Daß ich ihn sah, wie lang ist das jetzt her
Zwei steingraue, teilnahmslose Gestalten
Trugen ihn heute Morgen aus dem Haus
Der Verwalter fing gleich an zu verwalten
Und jemand räumte seine Möbel raus
[Chorus]
Der Mann am Fenster
Der Mann am Fenster
[Strophe 2]
Wir waren einander wie enge Vertraute
Er, der vom Sessel auf die Straße sah
Ich, der am Schreibtisch auf dem Bleistift kaute
Wenn einer kam - der Andere war schon da
Und wenn die Nacht sich auf die Dächer legte
Nur dort und hier ein helles Fenster blieb
Er, der sich schlaflos in der Stube regte
Und ich, der bis zum Morgengrauen schrieb
[Chorus]
[Strophe 3]
Vorm Haus steht ein verbeulter Lieferwagen
Zwei junge Leute haben ihn gebracht
Und Möbel und Kartons hinauf getragen
Sie malen und tapezieren die halbe Nacht
Durchs offene Fenster dringt Musik herüber
Die beiden lächelten mir zu vorhin
Und langsam werde ich mir klar darüber
Daß ich für sie ab heut' der Mann am Fenster bin
[Chorus]
[Strophe 4]
Zufällig kam uns dieser bisher
Unveröffentlichte text von reinhard mey in
Die finger und kurz entschlossen entstand
Zu seinem 50. Geburtstag im dezember 1992
Dieses lied. Da es allen, vor allem auch
Reinhard, mit dem uns eine kollegiale
Freundschaft verbindet, sehr gut gefiel
Beschlossen wir, es euch nicht
Vorzuenthalten