... dann pack’ ich meine Zähne aus

Konstantin Wecker * Track #6 On Die sadopoetischen Gesänge des Konstantin Wecker

... dann pack’ ich meine Zähne aus Lyrics

Abends, wenn die Hunde an der Kette zerren
Und den Mond beknurren, weil er gelb im Saufnapf schwimmt
Wenn die Windkinder jagen und ums Hauseck plärren
Und die Regenfrau gebärt und der Sturmbrei rinnt
Abends, wenn die Kater ihre Schwänze stellen
Und die Nasen in die Luft und nach den Katzen stoßen:
Ja, dann pack' ich meine Zähne aus
Und schleich' ums Haus

Abends, wenn die Häuserwände sinnlich werden
Und die Bäume werden wuschelige Frau'n
In den Zimmernischen lassen sie die Höhepunkte sterben
Und im Hinterhof, da onaniert ein Clown
Abends, wenn die Gartenzwerge aufeinanderspringen
Und die Erde ist zwei Stöße wert:
Ja, dann pack' ich meine Zähne aus
Und schleich' ums Haus

Und dann feg ich durch die Träume braver Biedermänner
Wie ein Tier, fast wild und voller Blut
Kau're hinterm Busch und fang' mir Wollelämmer
Weil sie weich sind wie ein Leib und feist und gut
Und im Beichtstuhl leg' ich schabend Hand an mich
Bis ich weiß bin und geläutert bin und neu
Und dann kann ich wieder, fang zwei Hundemädchen ein
Und verbring' die Nacht mit ihnen kuschelig im Heu

Morgens, wenn die kleine Stadt in Blut getaucht ist
Von der Sonne und von meinen Träumerei'n
Und der Mond schon längst im müden Hundebauch ist
Zieh'n die Kater ihre Schwänze wieder ein
Wenn der Clown sehr blaß und abgeschlafft die Zunge einzieht
Weil die Schminke über seine Späße rinnt:
Dann pack' ich meine Zähne ein

Und dann atme ich den Duft meiner Wesenheit
Die eine Welt war eine Nacht und dann verschwand
Und ich denke an die Bilder einer neuen Zeit
Die sehr wild ist und die ich erfand
Und ich jag' mir meine Zähne in die Fingerkuppen
Und entbinde mich damit von mir
Bind' mir unter mein Geschlecht meine Mamapuppen
Und entschlummre wie ein weiches schönes Tier

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